Sechsmal selbe Antwort in fünf Minuten
Nein, nicht Wolfgang Sobotka. Nein, nicht August Wöginger. Das mit großem Abstand skurrilste Interview der kürzeren Vergangenheit lieferte am Donnerstag ÖVP-UA-Fraktionsführer Wolfgang Gerstl über die Hausdurchsuchung bei Gernot Blümel.
Wien, 12. Februar 2021 | Der ÖVP-Nationalratsabgeordnete und Fraktionsführer im Ibiza-Untersuchungsausschuss Wolfgang Gerstl war top vorbereitet für das Interview am Donnerstag auf oe24. Allerdings schien er sich nur auf eine Frage vorbereitet zu haben. Denn Gerstl lieferte fast sechs Minuten ein und dieselbe Antwort, egal was oe24-Chefredakteur Niki Fellner ihn fragte.
Die Gerstl-Platte steckt
Fellner wollte von Gerstl wissen, was er zur Hausdurchsuchung bei Finanzminister Gernot Blümel zu sagen hätte. Gerstl daraufhin, schön auswendig gelernt:
„Ich kann dazu sagen, seit unser Sebastian Kurz Bundesparteiobmann ist, gibt es keine Spenden von Glücksspielkonzernen an die ÖVP. Es gibt keine Spenden von Waffenkonzernen und es gibt unter anderem keine Spenden von Tabakkonzernen. Und das ist auch dem Gernot Blümel immer wichtig gewesen auch als Parteiobmann in Wien, dass von diesen Organisationen keine Spenden an die ÖVP in Empfang genommen werden. Daher gab es keine Spenden und es hätte keine Spenden geben können.“
Allerdings schien sich die Gerstl-Platte aufgehängt zu haben, denn bei der nächsten Frage von Niki Fellner kam fast wortgleich dieselbe Antwort.
“Das (eine Spende der Novomatic Anm.) ist nicht möglich, weil seit Sebastian Kurz Parteiobmann der ÖVP ist und Gernot Blümel Parteiobmann der ÖVP Wien ist, die ÖVP keine Parteispenden von Glücksspielkonzernen, keine Spenden von Waffenkonzernen und auch nicht von Tabakkonzernen bekommen hat.”
Das Spiel sollte sich noch ganze viermal wiederholen – egal was Niki Fellner fragte, Gerstl ratterte die auswendig gelernte Phrase herunter.
Was will uns Gerstl sagen?
Zum Schluss verplapperte sich allerdings der türkise-ÖVP-Fraktionsführer. Als Fellner Gerstl drauf ansprach, dass derzeit drei ÖVP-Minister schwer unter Beschuss stünden, ging Gerstl off-Skript – und das ging gehörig nach hinten los:
„Wir haben einen, äh, ein sehr, äh, wir haben, wir sind schwierig… wir haben eine sehr erfolgreiche Situation, ähm, pardon.“
Gerstl ging zurück zu seiner Standardphrase und betonte noch einmal, dass es keine Spenden von Glücksspiel-, Waffen- und Tabakkonzernen gegeben habe. Danach hatte aber eigentlich niemand gefragt.
(bf)
Titelbild: APA Picturedesk