Abhängige oft unterversorgt
Erste Berichte der Gesundheit Österreich GmbH sehen kaum Veränderungen beim Drogenkonsum in der Pandemie. Versorgungs- und Präventionsmöglichkeiten waren hingegen im letzten Jahr nur eingeschränkt verfügbar. Zum Leidwesen der Betroffenen.
Wien 19. März 2021 | Einer Umfrage der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) zufolge griffen Österreicher während der Corona-Pandemie nicht häufiger als sonst zu berauschenden Substanzen. Während der Konsum von Alkohol, Zigaretten und illegalen Drogen bei älteren Personen statistisch betrachtet annähernd gleich blieb, veränderten jüngere Österreicher ihr Konsumverhalten öfter. Aber auch bei Frauen und Männern bis 30 war insgesamt keine Zunahme des Drogengebrauchs erkennbar. In Summe ließ die Umfrage sogar einen leichten Rückgang erkennen. Vor allem das Fehlen von sozialen Kontakten war für viele ein Grund, weniger zu trinken, zu rauchen oder Partydrogen einzuwerfen.
Drogenkonsum leicht reduziert
Laut Umfrage wurde der Konsum von erlaubten Drogen wie Alkohol und Zigaretten durch die Pandemie und Lockdowns kaum beeinflusst. Während beim Alkohol leichte Rückgänge zu verzeichnen waren, wurde dagegen etwas mehr geraucht.
Sogar ein wenig stärker als bei den klassischen Wirtshausdrogen ist der Rückgang bei den nicht legalen Substanzen wie etwa Cannabis mit THC-Gehalt. Fehlende soziale Zusammenkünfte waren auch hier der Hauptgrund für den reduzierten Drogengebrauch. So rauchte beispielsweise laut Umfrage jede zwanzigste Befragte im letzten Jahr Cannabis. Davon hat jede fünfte Person ihren Konsum stark reduziert.
Einer Studie der GÖG zufolge nahm der Konsum von nicht Süchtigen insgesamt leicht ab, während davon auszugehen ist, dass Süchtige tendenziell öfter zu ihren Drogen griffen.
Prävention und Behandlung erschwert
Bemerkbare Auswirkungen hatte die Pandemie allerdings auf die Präventions- und Behandlungseinrichtungen für Suchtkranke. Durch die Lockdowns wurden einige Angebote für Abhängige gänzlich gestoppt, andere waren schwerer zugänglich. So konnten etwa in einigen Einrichtungen Suchtkranke nicht aufgenommen werden, weil Intensivbetten für COVID-Patienten bereitgehalten werden mussten. Diese wurden aber als solche nie genutzt und waren diesbezüglich auch nicht geeignet, weil etwa Beatmungsgeräte fehlten.
Obwohl auf Online-Kontaktmöglichkeiten umgestellt wurde, nahmen das Angebot weniger Suchtkranke an. Selbsthilfegruppen und Erstkontakt zu Behandlungseinrichtungen konnten nicht oder nur eingeschränkt stattfinden. Dies führte zu einem erhöhten Rückfallrisiko bei Drogenabhängigen in Behandlung und verunmöglichte in vielen Fällen die Erstbehandlung.
(dp)
Titelbild: APA Picturedesk