Samstag, Juli 27, 2024

Vogelgrippe auf dem Vormarsch – Nächste Pandemie?

Virologen zeigen sich angesichts der rasanten Ausbreitung des H5N1-Virus besorgt. Medienberichte sagen gar schon die nächste Pandemie hervor.

Wien | Immer mehr Säugetiere verenden an der Vogelgrippe. Erst am Mittwoch wurde bekannt, dass entlang der Küste Perus fast 600 tote Seelöwen entdeckt wurden. Eine Untersuchung der Kadaver habe laut den Behörden ergeben, dass die Tiere mit dem Vogelgrippevirus H5N1 infiziert gewesen seien. Besonders beunruhigt zeigen sich Experten aber angesichts eines Ausbruchs auf einer spanischen Nerzfarm.

Forscher befürchten Virus-Mutation

Wie Ende Jänner bekannt wurde, war auf der Farm in der nordwestlichen Region Galizien im Oktober 2022 nicht wie zuerst angenommen das Corona-Virus die Ursache für das Sterben der Tiere, sondern das Vogelgrippevirus H5N1. 50.000 Nerze seien daraufhin getötet und ihre Kadaver vernichtet worden.

Forscher halten es für wahrscheinlich, dass sich bei dem Ausbruch der Erreger von Säugetier zu Säugetier, also von Nerz zu Nerz, ausgebreitet hat. Ein möglicher Hinweis auf einen weiteren Anpassungsschritt des Virus, schätzt Thomas Mettenleiter, Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts für Tiergesundheit, gegenüber der dpa die Lage ein.

Bei der derzeit weltweit grassierenden Vogelgrippewelle – es handelt sich um die größte jemals dokumentierte Ausbreitung der Krankheit – sei es bisher nur vereinzelt vorgekommen, dass sich das Virus von einem Vogel auf einen Säuger übertragen hat. Doch durch die rasante Ausbreitung bekomme der Erreger immer mehr Gelegenheiten, auf Säugetiere überzugehen. Dass sich H5N1 durch die engen Haltungsbedingungen der Nerze  nun möglicherweise innerhalb der Tiere ausgebreitet hat, sei „unglaublich besorgniserregend“, befindet auch Tom Peacock, Virologe am Imperial College in London. „Ein klarer Mechanismus, wie eine H5-Pandemie starten“ könnte, sagte er zum Magazin „Science“.

Neue Pandemie?

Zahlreiche Medien quer über den Erdball verstreut, zeichnen bereits ein Horror-Zukunftsszenario. Ein Titel einer Kolumne in den “New York Times” lautet etwa “Eine noch tödlichere Pandemie könnte bald da sein”. Berichte in der deutschen “Zeit” und der Schweizer “NZZ” sagen ähnliches hervor.

Wie leicht das bei den Nerzen gefundene Virus auch Menschen infizieren oder sich zwischen ihnen verbreiten kann, ist dem “Science”-Bericht zufolge nicht bekannt. Bei Virusproben von vier Tieren seien jedoch mehrere Mutationen gefunden worden. Eine von ihnen trage dazu bei, dass sich das H5N1-Virus besser in Säugetiergewebe vermehren kann. Eine andere bekannte, besorgniserregende Mutation sei jedoch nicht gefunden worden. Derzeit sei die Zahl der Ansteckungen unter Menschen jedenfalls sehr gering und eine Infektion erfolge nur bei extrem engem Kontakt mit infizierten Tieren, heißt es aus Fachkreisen.

Neue Fälle in Österreich

Auch in Österreich wurden zuletzt wieder Fälle bekannt. In Oberösterreich ist eine Entenhaltung im Bezirk Braunau betroffen. Und auch das Land Salzburg meldete am vergangenen Donnerstag zum ersten Mal nach längerer Zeit wieder einen positiven Test: Er wurde an einer Graugans vorgenommen, die vor wenigen Tagen tot in Salzburg-Leopoldskron aufgefunden worden war.

Der Betrieb in Innviertel hielt rund 3.000 Enten, ein Teil war vergangene Woche bereits verendet. Der Rest wurde auf behördliche Anordnung getötet. Rund um den betroffenen Hof wurde eine Schutzzone mit einem Radius von drei Kilometern eingerichtet, in der alle Geflügelhaltungen amtstierärztlich kontrolliert werden, berichtete Landesveterinärdirektor Thomas Hain.

Titelbild: MADS CLAUS RASMUSSEN / AFP / picturedesk.com

Autor

  • Markus Steurer

    Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.

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