Donnerstag, September 12, 2024

Kickl forderte ersten Covid-Lockdown

Am 12. März 2020 starb erstmals jemand in Österreich an Corona. Vier Jahre später ruft der Journalist Michael Bonvalot in Erinnerung, dass Herbert Kickl als erster einen Lockdown forderte.

Die FPÖ unter Herbert Kickl wird besonders mit ihrem maßnahmenskeptischen Kurs während der Corona-Pandemie in Verbindung gebracht. Vergessen scheint dabei der 13. März 2020. An diesem Tag war Herbert Kickl der erste Spitzenpolitiker Österreichs, der einen Lockdown forderte. Am Tag zuvor hatte die Republik das erste Corona-Todesopfer im Wiener Franz-Josefs-Spital zu beklagen.

Kickl verlangt klaren Kurs

Kickl zeigte sich angesichts der exponentiell steigenden Fallzahlen an mit Corona Infizierten besorgt und forderte von der Regierung, einen „klaren und nachvollziehbaren Kurs im Kampf gegen das Virus einzuschlagen.“

Der FPÖ-Chef erkannte im März den ernst der Lage und beschwor versöhnlich einen „nationalen Schulterschluß“.

„Richtung stimmt“

Außerdem attestierte er der Regierung ein „intensives Bemühen“. In Anbetracht der damaligen Maßnahmen kam Kickl zu dem Schluss: „Diese Richtung stimmt.“

Doch die Maßnahmen gingen Kickl nicht weit genug, waren „nicht nachhaltig und nicht umfassend genug sind um den bestmöglichen Schutz der Gesundheit der österreichischen Bevölkerung zu garantieren.“ Seine Covid-Politik sollte später eine 180-Grad Drehung erfahren.

Alle möglichen Maßnahmen gegen Kollaps der Spitäler

Im März 2020 nahm der FPÖ-Chef die spätere Covid-Politik weitgehend vorweg. Um den Kollaps des Gesundheitssystems zu vermeiden, müssten „alle möglichen Maßnahmen“ getroffen werden „um genau diesen Kollaps mit allen dazugehörigen Folgen zu verhindern.“

Erstmals radikaler Lockdown gefordert

Doch was waren diese „möglichen Maßnahmen“? Für Kickl ist klar: „Um die exponentielle Steigerung der Neuinfektionen zu durchbrechen“ müssten harte Maßnahmen her: Der Lockdown.

Die individuelle Bewegungsfreiheit war dem FPÖ-Chef im März 2020 der nationalen Gesundheit noch klar untergeordnet. Er war daher dafür „weitere Einschränkungen vorzunehmen im Bereich der öffentlichen Aktivitäten“ und erinnerte an Maßnahmen, die gegenwärtig etwa in Italien gesetzt werden.“

Auf Nachfrage von ZIB-Redakteurin Margit Laufer betonte konkretisierte Kickl seinen Lockdown-Plan nach dem Vorbild Italiens: „Eine deutliche Einschränkung aller gesellschaftlichen Aktivitäten“ und „Schließungen von einzelnen Geschäften, nicht im Lebensmittelbereich, sondern in anderen und durchaus auch in Restaurants und Lokalen“.

Damals appellierte Kickl noch an die Vernunft der Bevölkerung. Diese würde die Maßnahmen verstehen und mittragen. Jeder würde „Verantwortung für sich selbst, aber natürlich auch Verantwortung für die österreichische Gemeinschaft insgesamt übernehmen.“

Nach Regierungslockdown ändert Kickl Kurs

Spitäler, Geschäfte und „gesellschaftliche Aktivitäten“ – das war der Lockdown, mit dem die Bundesregierung drei Tage später Kickls Forderung umsetzte. Die Minister der Regierung „Kurz“ trafen die Entscheidungen und übernahmen damit das Lockdown-Kommando Kickls. Schon bald war für die FPÖ hier nichts mehr zu gewinnen – seine Forderungen wurden zwei Tage später von der Regierung umgesetzt. Mit den Stimmen der FPÖ. Selten hatte die Freiheitliche Partei mit ihrem Programm so viel Erfolg.

Doch mit Lockdown und Impfungen nahm das Unverständnis und die Angst in der Bevölkerung zu: die Bewegung der „Corona-Leugner“ und „Impfgegner“ war geboren. Von Grünen und ÖVP bis FPÖ und Neos standen alle im Lockdown-Lager – also wechselten Strache, Kickl und ihre Partei einfach die Seiten.

Titelbild: Screenshot FPÖ-TV via facebook

Weiterführender Link: Artikel von Michael Bonvalot zu Kickls 180-Grad-Drehung

Autor

  • Daniel Pilz

    Redakteur bei ZackZack. Studierte Philosophie an der Uni Wien und schreckt auch vor komplexen Themen nicht zurück.

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