Krisenmodus
In der Redaktion von ZackZack ist immer etwas los. Den wöchentlichen Einblick gibt Thomas Walach.
Wien, 03. April 2021 | ZackZack ist der Punkrock unter den Zeitungen: Revolutionäre Attitüde, effektive Lautstärkeentwicklung. Und klar, wir könnten ZackZack auch in einer Garage produzieren. Das müsste aber eine große Garage sein. Die kleine Redaktion platzt mittlerweile aus allen Nähten; oder täte es, wäre nicht Corona und deshalb die meisten im Home Office. Aber irgendwann einmal wird auch das vorbei gehen, und dann hätten wir wieder das Platzproblem. ZackZack zieht also um.
Wir haben uns ein paar sehr schöne Bobo-Hütten angeschaut, fanden aber, dass journalistischer Punk dort nicht gut hin passt. In Wien gibt es einen Ort, wo die Stadt ein bisserl wie Berlin ist (außer Charlottenburg, das ist wie Wien): Favoriten. In einem Hochhaus am Reumannplatz wurde ganz oben ein Stockwerk frei, Aussicht über die Stadt, FPÖ-Wahlkampfveranstaltungen und allfällige türkisch-nationalistische Unruhen inklusive.
Die besten Sprüche gibt’s im Zehnten
Das “Leben”-Ressort war schnell für die Idee zu begeistern. In Favoriten lassen sich viel leichter interessante, witzige, relevante O-Töne besorgen, als in der Innenstadt oder auf der Mariahilfer Straße, wohin Reporter traditionell gehen, um Leute zu treffen. Mit den Leuten am Reumannplatz oder Viktor Adler-Markt sollte man auch sprechen, wenn man etwas darüber erfahren will, was die Probleme von FPÖ-Wählern und Migranten sind: Die unterscheiden sich nämlich gar nicht so sehr.
Dass wir dorthin ziehen, wo die Menschen leben, denen gerade die liberale Presse zu oft keine Stimme gibt, und die vom Rechtsboulevard nur benutzt werden, ist auch ein Statement.
Und, natürlich wäre es gelogen, behaupteten wir, dass Eismarillenknödel nichts mit der Entscheidung zu tun hätten. Favoriten bekommt also sein erstes Medienhaus. Wir freuen uns schon!
Titelbild: APA Picturedesk