AKP büßt in Umfragen ein
Einem Bericht von „Die Zeit“ zufolge, befindet sich die Türkei in einer besorgniserregenden Abwärtsspirale. Vor allem die Zins- und Währungspolitik des Präsidenten bewirkte einen erneuten Einbruch der türkischen Lira. Immer mehr Menschen in der Türkei können sich deshalb immer weniger leisten.
Wien, 14. April 2021 | Der Chef der Nationalbank sitzt in der Türkei im Schleudersessel. Denn der türkische Machthaber Recep Tayyip Erdoğan hat in drei Jahren bereits vier Direktoren der Zentralbank entlassen. Doch auch der amtierende Finanzchef konnte den erneuten Kursverfall der türkischen Lira nicht stoppen. Die Folge: Die Preise steigen rasant an. Um die Währung zu stabilisieren, bräuchte es massive Euro- und Dollarreserven. Diese gehen in der Türkei laut „Die Zeit“ jedoch langsam aus. Für Erdoğan ist diese Entwicklung gefährlich, haben ihn die meisten Menschen doch wegen des Versprechens von mehr Wohlstand gewählt.
Neusten Umfragen zufolge kommt Erdoğans Partei AKP nur noch auf rund 33 Prozent der Stimmen, das ist ein Minus von über 9 Prozentpunkten. Stärkster Gewinner der neuen Umfrage ist mit der laizistisch-sozialdemokratischen CHP die älteste Partei der Türkei. Sie kontrolliert seit den letzten Bürgermeisterwahlen wichtige Städte wie Istanbul und kann in Umfragen mehr als 4 Prozentpunkte auf fast 27 Prozent zulegen.
Stark von Corona-Krise getroffen
Die Türkei wurde besonders stark von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. Mit heute, Mittwoch, beginnt ein neuer landesweiter Lockdown, um die hohen Ansteckungszahlen in den Griff zu bekommen. Naturgemäß leiden vor allem Handel, Gastronomie und Tourismus unter den harten Maßnahmen. Sollten die türkischen Strände auch diesen Sommer nicht von Touristen bevölkert werden, droht sich die enge finanzielle Lage noch weiter zu verschärfen.
Die derzeit aufrechten Maßnahmen werden jedenfalls keine Touristen anlocken: In der Türkei muss man seit gestern auch im Freien eine Maske tragen und darf nach 19:00 Uhr die eigenen vier Wände nicht mehr verlassen. An Wochenenden muss man überhaupt zu Hause bleiben.
Säbelrasseln als Ablenkung
Der innenpolitische Druck steigt also. Der türkische Präsident zettelt oft dann einen Konfliktherd an, wenn seine Beliebtheitswerte sinken oder wichtige Wahlen bevorstehen. Zuletzt versuchte er mittels der Militäroperation „Adlerkralle 2“, kurdische Stellungen im Nordirak anzugreifen. Die Kurden haben unter den innenpolitischen Schwierigkeiten Erdoğans oft am meisten zu leiden.
(dp)
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