Schulstart:
Mit dem heutigen Montag und dem „Ninja-Pass“ in der Schultasche, findet an allen bundesweiten Schulen wieder der Unterricht im Klassenzimmer statt. ZackZack hat sich bei einer Lehrerin erkundigt.
Wien, 17. Mai 2021 | Seit Montag sind alle österreichischen Schulen in den Präsenzbetrieb zurückgekehrt. Die Phasen des Distance-Learnings und des Schichtbetriebs sollen damit der Vergangenheit angehören.
Voraussetzung zur Teilnahme am Unterricht ist der Nachweis eines negativen Antigen-Tests. Bei der Durchführung der Antigenselbsttests darf zwischen den Tests nur ein Kalendertag liegen. Diese Tests sollen dann per Pickerl in einem Pass dokumentiert werden, der zusätzlich 48 Stunden den Zutritt in Sportvereine, Schwimmbäder, Friseursalons oder Gasthäuser berechtigt. Verantwortlich dafür sind die Lehrer. ZackZack hat mit einer Wiener Lehrerin gesprochen.
Erste “Covid-Ninjas” im Einsatz
Der Pass kommt in Form eines Papierbogens zum Einsatz und wird für alle Schülerinnen und Schüler ab zehn Jahren gelten. Verziert ist dieser mit einem “Covid-Ninja”, einem orangenen Männchen, bewaffnet mit einem Teststäbchen. Wie ZackZack berichtete, wird das Pickerl nach einem erfolgten Test entweder von den Schülern selbst oder der Lehrerin aufgeklebt.
Quelle: BMBWF
“Mit unserer bahnbrechenden Teststrategie und den weiteren Sicherheitsmaßnahmen ist es gelungen, den Vollbetrieb wieder zu ermöglichen”, betonte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) in einer Aussendung. “Das bedeutet eine große Erleichterung für die Familien.”
Die letzten Zahlen der Antigen-Schnelltests an den Schulen zeigen eine sinkende Zahl von positiven Fällen. Bei 1,9 Millionen durchgeführten Tests waren in der vergangenen Woche 668 positiv (Vorwoche: 1.099). Aktuell haben rund 8.000 Schüler (bzw. deren Eltern) eine Testung verweigert, das sind lediglich 0,8 Prozent der 1,1 Mio. Schüler und damit halb so viele wie bei Einführung der Tests. Diese müssen sich den Schulstoff weiter zuhause selbst beibringen.
„Administrativer Wahnsinn“
Nina L.*, Lehrerin in der Mittelstufe einer Wiener Schule, steht der Teststrategie skeptisch gegenüber. Noch könnten ihre Kolleginnen und Kollegen nicht abschätzen, wie die Anwendung des “Ninja Passes” in der Praxis aussehe. Darüber hinaus habe Nina L. nur durch Mundpropaganda von der neuen Teststrategie mitbekommen.
„Gut, dass die Medien immer alles zuerst wissen, aber auf offizieller Ebene kam bei uns überhaupt keine Ansage. Das müsste eigentlich umgekehrt sein”,
kritisiert die Lehrerin gegenüber ZackZack. Dennoch würden die Testungen in den Schulen von den Schülerinnen und Schüler gut angenommen, diese “finden das sogar ganz cool – auch die älteren.” Generell verstehe L., dass versucht werde, das Beste für die Schülerinnen und Schüler zu tun. Doch wieder sei alles “auf schnell, schnell” umgesetzt worden, anstatt an einer nachhaltigeren Lösung zu arbeiten. Die Verantwortung werde letztendlich den Lehrenden in die Schuhe gesteckt:
“Es heißt dann immer: Wenn die Lehrer eh die Tests machen, dann können sie ja auch den Ninja-Pass verwalten. Es wird aber nicht überlegt, wie man nachhaltige Lösungen findet. Wir müssen neben den “normalen” Schulbetrieb noch das Covid-Management übernehmen. Es herrscht an den Schulen ein administrativer Wahnsinn. Da wird schon einiges von uns abverlangt”,
so L. gegenüber ZackZack.
“Psychische Gesundheit genauso wichtig”
Neben dem Covid-Management und dem “normalen” Schulbetrieb, müssen auch die Abschlussklassen für die weiterführenden Schulen vorbereitet werden.
“Und darüber hinaus ist die psychische Gesundheit der Kinder genauso wichtig.”
L. ist überzeugt davon, dass sich das Bildungsministerium und die Schulen ebenfalls fragen müssen: Wie können Kinder abgeholt werden, die extrem unter dieser Zeit gelitten haben? Und: Was macht man mit Kindern, die regelmäßig nicht in der Schule waren? Dafür gäbe es laut Nina L. in den Schulen kaum Ressourcen. Auch wenn die Kinder bei den Testungen geübter und routinierter seien als zuvor, gehe allein ein Drittel der ersten Unterrichtsstunde alle zwei Tage schon auf die Testungen drauf.
“Ich bin gespannt, wie genau das mit den Stickern ablaufen wird. Es wäre schon mal großartig, wenn die Kinder in den Klassenräumen wenigstens zwei Meter Abstand halten könnten, doch jetzt sitzen sie wieder wie Heringe nebeneinander. Das ist dem Herr Faßmann sicher nicht bewusst.”
(jz)
Titelbild: APA Picturedesk