Montag, Oktober 7, 2024

Biden-Putin-Gipfel in Schweiz – Kurz abgeblitzt

Kurz abgeblitzt

Wien ist im Rennen um den Großmächte-Gipfel zwischen den USA und Russland leer ausgegangen. Kurz’ Telefonat mit Putin brachte nichts, das Treffen findet in Genf statt.

Washington/Moskau/Genf, 25. Mai 2021 | Wien ist im Rennen um einen russisch-amerikanischen Präsidentengipfel erneut leer ausgegangen. Wie das Weiße Haus am Mittwochvormittag (Ortszeit) mitteilte, werden sich US-Präsident Joe Biden und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin am 16. Juni in Genf treffen. Kurze Zeit später bestätigte auch der Kreml die Westschweizer UNO-Stadt als Gipfelort. Schweizer Tageszeitungen wie der “Tages-Anzeiger” berichteten unter Berufung auf vertrauenswürdige Quellen als erste über die Meldung. Beim letzten Gipfel der USA und Russland in 2018 war das finnische Helsinki zum Zug gekommen.

Schlappe für Kanzler

Bei dem Gipfel soll “die ganze Palette an Themen” in den bilateralen Beziehungen angesprochen werden, sagte Bidens Sprecherin Jen Psaki. Biden, der im Juni nach Europa reisen wird, hatte Putin im April inmitten angespannter Beziehungen ein Gipfeltreffen in einem Drittstaat vorgeschlagen. Österreich hatte sich daraufhin offensiv als möglicher Gipfelort angeboten. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte zu diesem Zweck auch mit Kreml-Chef Putin telefoniert. Für einen ranghohen österreichischen Diplomaten kommt die Schlappe nicht überraschend. Die Voraussetzungen für den Gipfel seien zum Zeitpunkt des damaligen Vorpreschens bei weitem noch nicht geklärt gewesen. “Wenn man da, wie Kurz, rausplatzt und sich gleich einmal als Ort anbietet, dann macht man sich damit international lächerlich.” So etwas mache man eigentlich diskret.

US-Skepsis gegenüber Kurz

Aufgrund der engen Beziehungen von Türkis-Blau zu Putin einerseits und des Kanzlerumfelds zu Ex-US-Präsident Donald Trump andererseits, hieß es aus Diplomatenkreisen, ein Gipfeltreffen in Wien wäre auch deshalb eher unwahrscheinlich. Dass Kurz mit dem Privatjet des Putin-nahen Oligarchs Dmytro Firtasch herumflog, dürfte ebenfalls nicht gut angekommen sein, auch wenn dies für Kurz selbst “nicht weiter von Relevanz” war, wie sein Sprecher damals mitteilte. Firtasch wird von den USA wegen Korruptionsvorwürfen und vermuteter Zugehörigkeit zur russischen Mafia gesucht, er selbst bestreitet alle Vorwürfe. Von Wien-Hietzing aus, wo er in einer Villa des ÖVP-Großspenders Alexander Schütz lebt, wehrt er sich allerdings seit Jahren gegen seine Auslieferung. Vonseiten des US Justice Departments hieß es gegenüber ZackZack, man arbeite weiterhin eng mit dem österreichischen Justizministerium zusammen, damit eine Auslieferung zustandekomme. (wb/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

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