Freitag, Mai 3, 2024

Steuererleichterung für Unternehmen – Staat fördert Eigenkapital

Staat fördert Eigenkapital

Mittels eines steuerlich absetzbaren fiktiven Zinssatzes auf Eigenkapital sollen österreichische Unternehmen krisenfester werden, kündigte Finanzminister Blümel an. Ökonom Oliver Picek bezweifelt die Sinnhaftigkeit der Maßnahme.

Wien, 28. Mai 2021 | Unternehmen dürfen sich freuen. Denn Finanzminister Blümel plant eine Steuererleichterung, um das Eigenkapital von Unternehmen zu erhöhen. Damit soll sichergestellt werden, dass österreichische Betriebe künftig weniger von Fremdkapital abhängig sind. Im Finanzministerium spricht man von “Krisenfestigkeit” und “Resilienz”. Ein höheres Eigenkapital soll helfen, Unternehmen resistenter gegen wirtschaftliche Krisen zu machen.

Steuergeschenk?

Konkret sollen Unternehmer in Zukunft die Möglichkeit haben, einen fiktiven Zinssatz auf ihr Eigenkapital anzuwenden, den sie dann von der Steuer abziehen können. Bei einem Zinssatz von 25 Prozent ergäbe sich eine Ersparnis von 25.000 Euro bei einem Eigenkapital von 100.000 Euro. Die Maßnahme soll rund eine Milliarde Euro kosten und laut Finanzministerium etliche Arbeitsplätze sichern.

Der Ökonom Oliver Picek vom Momentum Institut sieht das Vorhaben skeptisch: “Bisher haben österreichische Unternehmen pro Euro Eigenkapital 1,03 Euro Fremdkapital, laut EcoAustria. Nach der Reform werden die Unternehmen 0,99 Euro Fremdkapital pro Euro Eigenkapital halten, also 4 Cent weniger. Das ist ein minimaler Effekt, der die österreichische Wirtschaft kaum krisenfester machen wird, dafür aber dauerhaft das Staatsbudget belastet und somit für den erzielten Effekt viel zu teuer ist.”

In Erinnerung ruft Picek auch die bereits erfolgten Corona-Unterstützungen für österreichische Unternehmen: “Vor dem Hintergrund, dass Unternehmen rund 56% der Corona-Hilfsgelder erhalten haben, ist es fragwürdig, wenn man jetzt ihre Steuern senkt, damit sich Unternehmen und ihre Eigentümer an der Rückzahlung der Corona-Hilfen möglichst wenig beteiligen.”

EcoAustria verteidigt Maßnahme

Das Wirtschaftsforschungsinstitut EcoAustria, das die Maßnahme für das Finanzministerium erarbeitet hat, bezeichnet die Steuererleichterung hingegen als “sinnvoll, wirksam und budgetschonend”. Auf ZackZack-Anfrage verwies EcoAustria vor allem auf die Deckelung der Maßnahme, die eine Million Euro betragen soll. Pro Unternehmen kann demnach nur ein Zuwachs von 250.000 Euro an Eigenkapital erfolgen. Seitens des Wirtschaftsforschungsinstituts und des Finanzministeriums rechnet man mit positiven Wirtschaftsdaten und folglich mit höheren Lohnsteuern und Sozialversicherungsbeiträgen, “sodass sich die Reform mittel- und längerfristig rund zur Hälfte über höhere Einnahmen selbst finanziert. »

Ob ein Eigenkapitalzuwachs von höchstens 250.000 einen nennenswerten Effekt für die österreichische Wirtschaft hat, bleibt abzuwarten. Wirkung und Kosten der Maßnahme hängen jedenfalls vor allem von ihrer Deckelung ab.

(dp)

Titelbild: APA Picturedesk

DanielPilz
DanielPilz
Taucht gern tiefer in komplexe Themengebiete ein. Lebt trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm und verpasst fast kein Fußballspiel.
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5 Kommentare

  1. Umverteilung von unten nach oben. Die Austro- Chicago-Boys in Hochform…

  2. „Entspanne dich. Lasse das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.“
    ―Kurt Tucholsky

    … eine Empfehlung auch von mir. 🧐

  3. Arbeitslosengeld kürzen, Unternehmen, die rund 56% der Corona-Hilfsgelder erhalten haben, durch Steuererleichterung stützen – genauso habe ich mir die Bezahlung all dieser sinnlosen Massentests vorgestellt.

    • Nicht zu vergessen die Provisionszahlungen bei erhaltenen Hilfsgeldern -zB Pierer, Restaurant Ho kocht trotz Schließung; Millionenschwere Unterstützung Lufthansa / AUA; überteuerte Corona Tests, …

      wir haben da schon einen ganz besonderen Prachtkerl

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