Sonntag, Dezember 8, 2024

Israel schafft »Grünen Pass« wieder ab – Start in Österreich verzögert sich

Start in Österreich verzögert sich

Während sich in Österreich der Start des „Grünen Passes“ wiedermal verzögert, ist er in Israel ab Dienstag schon wieder Geschichte. Das Land geht einen weiteren Schritt Richtung Normalität und lässt nun auch Nicht-Geimpfte wieder in Geschäfte, Restaurants oder Fitnessstudios.

Israel, 31. Mai 2021 | Exakt 100 Tage nach der Einführung des digitalen Impfzertifikats, hebt Israel die Regelung mit 1. Juni wieder auf. Damit werden die schon länger angekündigten Pläne der Regierung, bis Juni alle verhängten Beschränkungen aufzuheben, umgesetzt.

Mehr als die Hälfte vollimmunisiert

“Wir kehren in Israel zur Normalität zurück. Ich freue mich, dass wir inzwischen eine Situation erreicht haben, die den Grünen Pass nicht mehr nötig macht”, teilte der israelische Gesundheitsminister Juli Edelstein mit.

Es sind jedoch nicht alle Einschränkungen, die von einem Tag auf den anderen aufgehoben werden. Für Touristen aus dem Ausland bleiben die Bestimmungen in Kraft und könnten womöglich sogar verschärft werden, um ein Einschleppen von Virusvarianten zu verhindern. Auch die Zahl der Länder, in die man als Israeli im Sommer reisen darf, bleibt beschränkt.

Damit gibt das Land, dass derzeit mit einem politischen Machtwechsel und dem wiederaufkeimenden Nahost-Konflikt zu kämpfen hat, wie so oft in dieser Pandemie das Tempo vor. International gerne als „Impf-Weltmeister“ bezeichnet, sind in Israel nun bereits mehr als fünf Millionen Menschen und damit 55 Prozent der Bevölkerung zweifach gegen Covid geimpft. Seit Wochen stagniert die Zahl der Neuinfektionen im niedrigen zweistelligen Bereich, am vergangenen Sonntag waren es gar nur 5 Neuinfektionen.

Zahl der Impfungen stagniert

Vor gut drei Monaten begann man also damit, vollständig geimpften oder genesenen Personen wieder bestimmte Freiheiten zurückzugeben. Der „grüne Pass“ in Form eines QR-Codes ermöglichte etwa Zutritt zu Restaurants, Bars oder Sporthallen. Der Impfnachweis ist nun genauso wie das Tragen von Masken auf öffentlichen Plätzen ab Dienstag nicht mehr erforderlich. Nur die Maskenpflicht in geschlossenen Räumen bleibt noch bestehen.

Fraglich bleibt, ob sich noch mehr Menschen für eine Impfung entscheiden werden. Die Impfrate von 55 Prozent stagniert seit längerem. Von einer Herdenimmunität ist man daher weit entfernt. Laut Experten müssten es dafür etwa 70-80 Prozent sein.

“Grüner Pass” in Österreich verzögert sich wieder

Wie lange der „Grüne Pass“ in Österreich als Zutrittskarte gelten wird, ist unklar. Fest steht jedoch seit Montag, dass sich der Start vorerst um eine weitere Woche verzögern wird. Damit wird er nach ersten Ankündigungen für April auch nicht am 4. Juni, sondern vorraussichtlich am 11. Juni eingeführt. Als Grund dafür werden kurzfristig durch die EU bekannt gegebene Änderungen der technischen Anforderungen genannt, die IT-Anpassungen in Österreich nötig machen. Damit werden die Österreicher ihre “3-Gs” – getestet, genesen oder geimpft – vorerst weiter in Papierform nachweisen müssen.

Bei der letzten Pressekonferenz sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz zu einer zukünftigen Abschaffung, „jetzt mal abwarten zu wollen, wie sich Juni und Juli entwickeln werden“. Als Bedingungen für ein Ende jeglicher Einschränkungen nannte Kurz die Herdenimmunität: „Wenn wir Corona endgültig besiegt haben, Herdenimmunität haben und das Thema verschwunden sein sollte, wird es gar keine Regelungen mehr brauchen.“

FP-Hofer: “Österreich soll nachziehen”

FPÖ-Chef Norbert Hofer forderte währenddessen in einer Aussendung die Regierung dazu auf, dem Beispiel Israel zu folgen und den „Grünen Pass wieder in der Versenkung verschwinden zu lassen.“ Die Freiheitlichen haben sich zuletzt stets gegen den „Grünen Pass“ gestellt und auch zuletzt bei der Novelle des Epidemie- und Covid-Maßnahmengesetzes, die den „Grünen Pass“ erst möglich macht, als einzige Partei dagegen gestimmt. Dieser führe lediglich zu einer Spaltung der Gesellschaft und habe keinerlei Nutzen aus epidemiologischer Sicht. „Es ist an der Zeit, das Schikanieren der Menschen zu beenden und eine Rückkehr zum normalen Leben zu ermöglichen“, so Hofer.

(mst)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Markus Steurer

    Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.

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