In der Redaktion von ZackZack ist immer etwas los. Den wöchentlichen Einblick gibt diesmal Benedikt Faast.
Wien, 12. Juni 2021 | Aus dem monatelangen Homeoffice ging es für mich nun wieder zum Bürobetrieb über. Ich nehme Sie heute einmal zu meinem (nicht ganz realitätstreuen) Arbeitstag mit.
7:00 Uhr, der Wecker klingelt. Twitter auf. Man muss ja sichergehen, dass innerhalb der letzten sechs Stunden Schlaf nicht die Welt untergegangen ist (Spoiler: Ist sie nicht). Aber immerhin, ein Thread „Ist Müsli eine Suppe?!?!“. Die 34 beteiligten Personen sind sich nicht einig und streiten emotional. Wohl eher kein Thema für die Redaktionskonferenz.
Doch zuerst geht es an die Kaffeemaschine. Zwei brennheiße Espressi werden die Speiseröhre runtergejagt, nun ab unter die Dusche. Zum ersten Mal kommen die politischen Themen in den Kopf: „Was hat der Hanger gestern in der ZIB2 nochmal gesagt? Kann man da was schreiben?“
Frisch geduscht, geputzt und kampelt geht’s wieder zurück auf Twitter. Vielleicht ist ja jetzt was passiert? Nichts. Also nicht nichts, Hanger hat eine Pressekonferenz um neun: Die Justiz ist scheinbar parteiisch. Vorgemerkt, die schau ich mir im Büro an. Noch ein Espresso hinterher, die Speiseröhre dankt und ab ins Büro.
Oben angelangt: „Morgen!“ „Morgen!“ Laptop an. Hanger Pressekonferenz läuft schon. Es ist nichts Neues, aber er schaut entsetzt. Hat er aber eh schon in der ZIB2 gestern gesagt. Noch schnell die vorbereiteten Themen für die Redaktionskonferenz durchgehen und schon ist es 9:30.
„Beni, was schreibst du?“ „Umfrage, ZIB-Interview mit Hanger und ein wirrer Tweet eines Gemeinderats aus Hinterstinkenbrunn. Das Übliche.“ Redaktionskonferenz zu Ende. Kurz auf den Balkon, ein Lungensemmerl wird verspeist, der Chefredakteur twittert über die rauchenden Kollegen.
Der Rest ist schon fast Routine. Kurz in Hinterstinkenbrunn angerufen: „Waren das Sie gestern, der getweetet hat, dass Müsli eine Suppe ist?“ Der Mann ist einsichtig, seine Aussagen waren schlecht formuliert, es tut ihm Leid, wenn er jemanden mit seinen Aussagen verletzt hat. Gut, als Nächstes der ZIB 2-Artikel. Nochmal muss ich mir das Hanger-Interview anschauen. Er schaut entsetzt in die Kamera. Schreibt sich eh wie von selbst. Schon ist Mittag: „Pizza oder Kebab“. „Kebab hatten wir gestern, will heute was Gesundes“, wirft der stellvertretende Chefredakteur Ben Weiser ein und bestellt sich frittierte Mini-Frühlingsrollen.
Gut, schon Nachmittag. Noch schnell den Umfrageartikel geschrieben und dann was Einfaches für das Gemüt. Ein Tierartikel vielleicht. Doch, dann meldet sich der Hinterstinkenbrunner Gemeinderat auf Twitter noch einmal. Er legt nach: „I steh zu meim Tweet! Müsli is a Supp´n! Gaspatscho is ja a koit! Warum soids Müsli mit Müch, dann ned sein?“. Uff, Artikel updaten.
Redaktionsschluss, ab nach Hause, ich will die Hanger-TV-Diskussion ja nicht verpassen. Livestream wird in der Bim geschaut. Hanger wirkt entsetzt. Kurz Twitter checken. Twitter ist entsetzt über Hanger. Diskussion zu Ende, hat er eh alles bereits bei der Pressekonferenz heute früh gesagt. Was mache ich bloß am Abend? Vermutlich fernschauen. ZIB 2 ist heute. Hanger ist eingeladen. Er gehört schon fast zu meiner Familie.
Titelbild: APA Picturedesk