Dienstag, Oktober 8, 2024

Nächste Watschen: Macron und Le Pen schmieren bei Regionalwahlen ab

Während Le Pens Rechtsextreme bei den Regionalwahlen in Frankreich nicht mehr stärkste Kraft sind, rutscht Macrons Partei sogar auf Platz 5 – hinter die Grünen. Ein Dämpfer für die beiden Favoriten zur nächsten Präsidentenwahl. 

Paris, 21. Juni 2021 | Die rechtsextreme Partei von Marine Le Pen hat in der ersten Runde der französischen Regionalwahlen deutliche Verluste erlitten. Der Rassemblement National (RN/früher: Front National) landete am Sonntag mit etwa 19 Prozent der Stimmen auf Platz zwei, berichtete der TV-Sender France 2 unter Berufung auf erste Hochrechnungen. Stärkste Kraft sei das zusammengewürfelte bürgerlich-konservative Lager mit gut 28 Prozent der Stimmen geworden. Präsident Emmanuel Macrons Partei LREM landete auf Platz fünf.

Demokratische Front gegen Le Pen

RN-Chefin Le Pen machte die extrem niedrige Wahlbeteiligung für das Abschneiden verantwortlich und sprach von einem “staatsbürgerlichen Desaster”. Bei den vergangenen Regionalwahlen im Dezember 2015 war Le Pens Partei in der ersten Runde noch als Siegerin hervorgegangen und auf 27,7 Prozent der Stimmen gekommen. In der zweiten Runde verpassten sie es dennoch, eine der französischen Regionen für sich zu gewinnen.

Diesmal sieht die Partei Chancen, im Gebiet Provence-Alpes-Côte-d’Azur erstmals in einer Region die Mehrheit zu stellen. Dort wird in einer Woche aber eine Stichwahl nötig. Politiker des linken Lagers haben bereits angekündigt, die Konservativen gegen Le Pens Partei unterstützen zu wollen. Bei den letzten Regionalwahlen 2015 hatte eine solche “republikanische Front” verhindert, dass das Rechtsaußen-Lager auch nur eine einzige Region gewinnen konnte.

Sozialisten auf Platz 3, Grüne vor Macron

Die Sozialisten schafften es den Hochrechnungen zufolge auf rund 16 Prozent der Stimmen und damit auf Platz 3. Sie stellen derzeit zusammen mit der bürgerlichen Rechten in den meisten Regionen den Regionalpräsidenten oder die Regionalpräsidentin. Das grüne Lager holte etwa 13 Prozent und lag damit noch vor der Partei von Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron LREM. Zusammen mit im Land teils besser verankerten liberalen Verbündeten kam die Partei auf etwa 11 Prozent und landete damit abgeschlagen auf Platz fünf.

Die Wahlbeteiligung dürfte mit geschätzt 31 bis 34 Prozent wohl ein historisches Tief erreicht haben. Die niedrigste Wahlbeteiligung in einer ersten Runde der Regionalwahlen hatte es bisher mit 46,3 Prozent im Jahr 2010 gegeben. Innenminister Gérald Darmanin nannte die Beteiligung auf Twitter besorgniserregend.

Als letzte landesweite Entscheidung vor den Präsidentenwahlen im kommenden April und Mai gelten die Regional- und Départementswahlen auch als Stimmungstest. So gilt ein relativ starkes Abschneiden Le Pens bei den Präsidentenwahlen als wahrscheinlich. Wegen der sehr unterschiedlichen Kompetenzen von Zentralregierung und den Regionen ist das Ergebnis aber etwa mit Blick auf den Rückhalt Macrons in der Bevölkerung nur begrenzt aussagekräftig. Während Beobachter zuletzt ein Duell zwischen Macron und Le Pen im Präsidentschaftswahlkampf voraussagten, sah Brice Teinturier, Generaldirektor vom Meinungsforschungsinstitut Ipsos, ihre Parteien nun als Verlierer der Regionalwahlen.

Nächste Watschen für Macron

Für Präsident Macron ist es die nächste Watschen. Ein 28-Jähriger hatte Macron vergangene Woche eine Ohrfeige verpasst. Der Mann wurde daraufhin zu 18 Monaten Haftstrafe verurteilt, davon wurden 14 Monate zur Bewährung ausgesetzt. Der Vorfall hatte sich bei einem Besuch des Präsidenten in Tain-l’Hermitage ereignet. Macron hatte dort im Rahmen seiner Frankreichtour Gastronomen und Hoteliers getroffen.

(red/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

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