Umzug während Pandemie
Mitten in der Pandemie, im September 2020, zog Kurz’ oberster Message-Controller Gerald Fleischmann mit seinem Team in einen Bürotrakt in der Hofburg. Zuvor wurde der neue Medienpalast aber um satte 420.000 Euro renoviert, wie eine Anfragebeantwortung der SPÖ belegt.
Wien, 26. Juni 2021 | Wie ZackZack bereits im Februar berichtete, zog Bundeskanzler Kurz’ oberster Medienbeauftragter, Gerald Fleischmann, im September in frisch renovierte, prunkvolle Räume in der Hofburg.
Klimaanlage, Stuck, Vollholz-Parkett
Dabei handelt es sich um einen klimatisierten Bürotrakt von insgesamt 280 Quadratmetern, der ein halbes Jahr lang aufwendig restauriert wurde, ehe Fleischmann und seine Entourage mitten in der Pandemie einzogen. Zumindest vier Räume samt zugehörigen Gängen, Vollholz-Parkett, Wände, Stuck, Tapeten, Klimaanlage und technischer Infrastruktur wurden im Rahmen der Renovierungen generalsaniert. Eine teure Angelegenheit.
Kucher: “Medienpalast auf Steuerzahlerkosten”
Schon im Februar stellte die SPÖ deshalb eine parlamentarische Anfrage zu den Umständen und Kosten des Umzugs der, wie es in der Anfrage hieß, “hoch dotierten Message-Control-Zentrale”. Jetzt liegen die genauen Kosten für die Sanierung der Räumlichkeiten, die früher Staatssekretären im Bundeskanzleramt vorbehalten waren, vor. So kosteten Maler, Tischler, Tapezierer und Co. satte 416.767,39 €. Hinzu kamen 10.004,19 € für Möbel.
„Während Kurz Menschen, die etwa im Rettungsdienst in der Corona-Krise Tag und Nacht für uns da waren, ihren Corona-Bonus verweigert, gönnt er seinem obersten Message-Controller einen prunkvollen Medienpalast auf Steuerzahlerkosten. Wenn‘s um die türkise Familie geht, spielt Geld scheinbar keine Rolle.“,
so der stellvertretende Klubvorsitzende der SPÖ, Philip Kucher, zum knapp eine halbe Million teuren Umzug.
Umbau schon lange geplant?
Die Anfragebeantwortung von Bundesministerin Margarete Schramböck führt aus, dass die Umbauarbeiten zu einem Zeitpunkt erfolgten, an dem unklar war, wer dort einziehen werde. Der “Standard” erfuhr hingegen auf Nachfrage, dass die Räume ursprünglich für den türkis-blauen Regierungssprecher Launsky-Tieffenthal vorgesehen waren. Es dürfte also immer darum gegangen sein, einen späteren 280m² großen Medienpalast herzurichten.
Oberster Mediendompteur
Gerald Fleischmann ist eine der umstrittensten Figuren innerhalb des engsten Kanzlerzirkels. Er ist unter anderem zuständig für die üppige staatliche Presseförderung, die vor allem regierungsnahen Medien zugutekommt. In Fleischmanns Stabstelle Medien laufen alle Medien- und PR-Fragen zusammen. Keine Botschaft, kein Plan mit Öffentlichkeitswirksamkeit gehen an ihm vorbei. Auch der ORF-Reformplan soll seine Handschrift tragen. In seiner Zeit als Pressesprecher pflegte er, wie Journalisten berichten, eine raue Tonalität.
(mst)
Titelbild: APA Picturedesk