Montag, April 29, 2024

Gütezeichen-Tricks: So mogeln die Lebensmittel-Hersteller

Gütezeichen-Tricks:

Die Umweltorganisation “Greenpeace Österreich” hat Güte- und Biosiegel genau unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist ernüchternd.

Wien, 09. Juli 2021 | In Österreich gibt es einen Haufen an Gütesiegeln, Marken- und Qualitätszeichen. Mehr als 200 von ihnen begegnen uns auf den Produkten beim Einkauf in den Supermärkten. Da ist es leicht, den Überblick darüber zu verlieren, welche Kennzeichnungen noch vertrauenswürdig sind.

Die Umweltschutz-Organisation “Greenpeace Österreich” hat seit 2018 Gütezeichen im Lebensmittelbereich unter die Lupe genommen. 2021 wurden die Bewertungen aktualisiert. Das Ergebnis ist laut “Greenpeace Österreich” alarmierend: Rund ein Drittel der 31 Gütezeichen ist nicht, nur wenig oder nur bedingt vertrauenswürdig. Manche sind sogar schädlich für die Umwelt – wie etwa das Fischzeichen “MSC” oder das Palmölzeichen “RSPO”.

Quelle: Greenpeace Österreich

Viele trügerische, schwarze Schafe

Gütezeichen sind neben dem Preis der beste Verkaufsförderer. Durch schwarze Schafe unter den Gütezeichen verlieren viele, eigentlich seriöse und nachhaltige Gütesiegel, ihren Ruf. Globale, monopolartige Gütezeichen wie beispielsweise “RSPO” und “FSC” tragen erst gar nicht zum Schutz der Umwelt bei, holzen die Regenwälder ab und sichern auch nicht die Einhaltung von Menschenrechten.

“Auch im Fischbereich haben wir gesehen, dass Gütezeichen nicht zu einer Reduktion der Überfischung geführt haben”, so “Greenpeace Österreich”-Geschäftsführer Alexander Egit. Zertifizierungen wie das “MSC”-Siegel würden seiner Erläuterung nach entgegen ihrer Marketing-Versprechungen keine Nachhaltigkeit garantieren.

“Wir brauchen konsequente Gesetze, um die Biodiversität zu bewahren. Es darf nicht die Verantwortung der Konsumentinnen und Konsumenten sein, ob Regenwälder und andere Ökosysteme geschützt und Menschenrechte eingehalten werden”,

fügt Egit hinzu.

Weg von Mogelpackungen, hin zu regionalen Produkten

“Greenpeace Österreich”-Expertin Lisa Panhuber empfiehlt gegenüber dem “Ö1 Morgenjournal”, ganz auf Meeresfische zu verzichten und eher zum heimischen, österreichischen Fisch zu greifen. Denn die Gütesiegel “MSC” und “ASC” sollen eigentlich angeben, dass etwas gegen die Überfischung (90 Prozent der Speisefische sind laut “Greenpeace Österreich” bereits bis an die Grenze genutzt oder überfischt) der Meere getan wird. In der Realität sehe das laut Panhuber anders aus:

“Auch diese Fische werden mit riesigen Fischnetzen gefangen, somit wird keine Erholung der Meere möglich – ganz im Gegenteil: Die Fische werden noch stärker befischt”,

so Panhuber gegenüber dem “Ö1 Morgenjournal”.

Erfundene Gütesiegel

Viele Zertifikate und Gütesiegel sind außerdem von Unternehmen sogar selbst entworfen worden. Firmen legen sich demnach selbst direkt oder indirekt Qualitätsstandards auf, die Überprüfung nehmen sie ebenfalls selbst vor. Diese Gütesiegel erwecken somit schnell das Gefühl von Vertrauen, wofür laut “Greenpeace Österreich” gerne tiefer ins Geldbörsel gegriffen werden würde.

Das Problem ließe sich am Beispiel des in Österreich bekanntesten Gütesiegels verdeutlichen: “Greenpeace” stellt dem “AMA”-Gütesiegel nur ein “bedingt vertrauenswürdig” aus. Denn obwohl das Siegel verspricht, dass die Produkte einer höheren Qualität als gesetzlich vorgegeben entsprechen, weist die Umweltschutzorganisation auf massive Schwachpunkte hin: Fleischprodukte mit dem “AMA”-Gütesiegel schließen etwa nicht aus, dass die Tiere gentechnisch veränderte Futtermittel und Antibiotika bekommen haben.

“AMA”-Gütesiegel / Foto: APA

Generell lasse der Tierschutz bei “AMA” zu wünschen übrig, vor allem bei der Schweinefleischproduktion.

(jz)

Titelbild: APA Picturedesk

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18 Kommentare

  1. Danke, ZackZack, dass ihr euch um dieses Thema annehmt.

    Als Konsument*in habe ich die Möglichkeit, Impulse und Akzente zu setzen, was ich mit meinem Einkauf unterstütze, wem ich mein Geld gebe.

    Der Einkaufszettel ist wichtiger als der Wahlzettel!

  2. Wer es wissen wollre, weiß das schon hahrzehnten.
    Da helfen nur gesetze. Das gelaber vom mündigen konsumenten hilft nur den produzenten.

  3. Einkaufen ist zu einer Wissenschaft geworden. Beschränke mich mittlerweile auf einige wenige Produkte/Marken die ich genauer unter die Lupe genommen habe. Gemüse und Obst hab ich selber und Fleisch kauf ich möglichst privat von jemandem.

  4. Zerlegt am .. Tolle Wortwahl.
    Schwarzfahrer, Neger, Schuhwichse etc. pp. wollen wir nicht mehr, aber dass die Tiere zerlegt werden, ist okay?

    Auf jeden Fall möchte ich mein Fleisch nicht als geschlachtet, zerlegt, ausgeweidet, gekeult, zerkleinert, gemahlen oder etwas Ähnliches bezeichnet wissen.

    Da sollte die Wortwahl mal überarbeitet werden.
    Kann man das nicht gefälliger ausdrücken? Verpackt, verarbeitet, zubereitet, portioniert, angerichtet …
    Vielleicht davor noch ein liebevoll?

    Ich will auch kein Faschiertes mehr. Wie wäre es mit einer Mischung oder Blend?

    • Und so stirbt wieder ein bisserl was österreichisches, wir haben faschiertes und kein Hackfleisch, bei uns gibt’s Hendl, kein Hänchen und und und.

  5. Irgendetwas läuft schon verkehrt bei uns (in Österreich). Als der Falter kritisch über die Tierhaltung berichtete, kamen später viele große Inserate der AMA. Ich werde mein Abo (beim Falter) deshalb nicht verlängern weil mich die Heuchelei so ankotzt! (ums diplomatisch zu formulieren)

    • … die sind schon super von der AMA, die kontrollieren das Weidevieh der Bauern mittels Hubschrauber.
      Mein Nachbar hat von denen eine Beanstandung bekommen, weil seine Rinder nicht auf den Weiden gesehen wurden, ihm wurde die Förderung gestrichen…
      Was sie nicht gesehen haben, die Weiden beinhalten auch ein Waldstück, dahin gehen die Tiere in der Mittagshitze, auch weil da eine Tränke platziert ist…

      • Ama heißt, mit giftgespritztem futter gefüttert.
        Und wie ist es mit den transportwegen?
        Augenauswischerei.

        • …. Ihre Anmerkungen sehe ich im meiner Gegend nicht, Zusatzfutter kommt von den eigenen Feldern, die Kälber werden auf den Weiden geboren, zur Befruchtung ist ein Stier mit in der Herde. Geschlachtet und verarbeitet wird in eigenen Anlagen bei den Bauern, immer in Anwesenheit eines Tierarztes. Die Transportwege beschränken auf Weiden und Winterstall, 1 x hin und her, max. 2 Km…., zumindest sollte es so flächendeckend sein, ist es wohl nicht überall.

  6. Viele Leute lieben eben bunte Pickerln, die was versprechen. Das Interesse an der Realität der Landwirtschaft ist eher gering; Werbung und Marketing halten mit aller Gewalt eine Illusion aufrecht.

    • Das Heilsversprechen durch propagierten Konsum. Das ist die Macht der Lebensmittel Konzerne.
      Unsere Regierung steht dem in nichts nach, das türkise Gütesiegel und Testimonial Kurz voran!

  7. Fair Trade ist auch eine Verarsche. Habe da ein Interview mit dem Initiator gesehen.
    Da landen die Früchte aller Bauern in der Saftpresse.
    Mehr Geld bekommen nur Bauern, die bei den Auflagen mitmachen, aber zu trinken bekommt man dann auch den Saft mit Spritzmitteln. Also vielleicht fairer für die Produzenten, aber nicht für die Konsumenten, die auf Bio bauen.

    • Fair Trade bedeutet eben nicht Bio, sondern fairer Preis für die Erzeuger.
      Bio ist nicht unbedingt gleichbedeutend mit fairem Preis.

      • Also keine Garantie für Bio, aber das Siegel verspricht zumindest, dass “bestimmte soziale, ökologische und ökonomische Kriterien eingehalten wurden.”

        Wenn alle Früchte in derselben Presse landen, wie kann man für das Produkt garantieren, dass die versprochenen Kriterien eingehalten wurden? Wer weiß, was da alles drinnen ist?

        “Das FAIRTRADE-Siegel steht für fair angebaute und gehandelte Produkte: Alle Zutaten eines Produktes, die unter FAIRTRADE-Bedingungen erhältlich sind, müssen nach FAIRTRADE-Standards gehandelt sein.”

        • Viele Fairtrade-Produkte werden bereits biologisch angebaut und die haben zusätzlich zu Fairtrade auch das Bio-Zeichen.

          • Aber wie ich bereits geschrieben habe:
            Wenn alle Früchte in derselben Presse landen, wie kann man für das Produkt garantieren, dass die versprochenen Kriterien eingehalten wurden? Wer weiß, was da alles drinnen ist?

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