Samstag, April 27, 2024

Wer „Hausverstand“ sagt, will meist betrügen

Die ÖVP hat einen neuen Lieblingsslogan. Doch in komplexen Gesellschaften gibt es kaum ein Problem, das man mit Einsatz von „Hausverstand“ lösen kann.

Die politische Kommunikation ist eine große Phrasendreschmaschine. Teils liegt das an der Unfähigkeit, sich auszudrücken, auch an einfacher Schlampigkeit, aber das Parolengelaber mag auch Ausdruck von Einfältigkeit sein, wie schon George Orwell anmerkte: „Die Schlampigkeit unserer Sprache erleichtert es uns, dümmliche Gedanken zu haben.“

Politische Prosa bestehe weniger und weniger aus Worten, die ihrer Bedeutung wegen ausgewählt werden, sondern, so Orwell, „mehr und mehr aus Phrasen, die zusammengetackert werden wie die Teile eines windschiefen Hühnerstalls“.

Vom „Abholen“ und „Einordnen“

Gerne sagen Politiker jeder Couleur – oder Kommentatoren, die glauben, sie hätten für Politiker gute Ratschläge parat –, man müsse die Menschen „abholen“. Damit ist gemeint, dass die Bürger und Bürgerinnen, diese geistig etwas minderbemittelten Zeitgenossen, nicht schlau genug sind, die hehren Absichten oder die brillanten Ideen der Politiker auf Anhieb zu verstehen, deswegen müsse man sie „abholen“ und langsamen Schrittes an die Erkenntnis heranführen. Man hat da gleich das Bild eines hilflosen Kindergartenkindes vor sich, das man nicht alleine auf die Straße lassen darf, sondern abholen und bei der Hand nehmen muss.

Ich hasse dieses Sprachbild.

Nun ja, sollte demnächst vielleicht Herbert Kickl eine rechtsautoritäre Regierung bilden, würde die Phrase, man „müsse die Menschen abholen“, wohl einen neuen Beiklang bekommen. „Fahndungslisten“ hat er ja schon, was das „Abholen“ der Menschen erheblich erleichtern würde.

Ähnlich fuchsig macht mich eine Plattitüde, die besonders bei Journalisten beliebt ist: es ist Mode geworden, davon zu sprechen, die journalistische Tätigkeit bestehe im „Einordnen“.

Jeder Kommentar mit drei Absätzen ist heute schon eine „Einordnung“.

Ich weiß ja nicht, ob die Aufgabe der kritischen Publizistik tatsächlich mit Metaphern aus der Welt der Regalschlichter im Supermarkt angemessen beschrieben ist, die die Waren einordnen. Letztendlich ist es eine völlig sinnfreie Metapher, denn wie immer man die kritische Unterscheidung, das Abklopfen von Forderungen oder Vorschlägen auf Praktikabilität, Wahrheitsgehalt und so weiter, charakterisieren mag, „eingeordnet“ wird da eigentlich gar nichts.

Hausverstand als politische Walze

Besonders beliebt ist neuerdings wieder der „Hausverstand“. Reinhold Lopatka, ÖVP-Spitzenkandidat zur Europawahl, will überhaupt mehr Politik mit Hausverstand. Mehr Hausverstand für Europa, eine Klimapolitik mit Hausverstand, in der Migrationsfrage will er mehr Hausverstand, überall will er mehr Hausverstand. Auch in Karl Nehammers jüngster Rede kam der „Hausverstand“ häufig zu Ehren.

Nun ist gegen „Hausverstand“ nichts einzuwenden, wenn darunter eine Art von geerdeter Vernünftigkeit verstanden wird, die gegen weltfremde Phantasien aus dem Wolkenkuckucksheim gesetzt wird.

Unschuldige Phrase ist das Gerede vom „Hausverstand“ aber nie, denn jede politische Konzeption zeichnet sich dadurch aus, polemisch gegen eine Art von Feind gesetzt zu werden. In dem Fall: einerseits, gegen „Radikale“, die immer alles gerne viel zu schnell, viel „zu extrem“ hätten. Und andererseits gegen Wissenschaftler, Intellektuelle, Experten, die komplizierte Konzeptionen entwickeln, während der Hausverstand doch immer schon weiß, wie die Dinge auf einfache Weise gelöst werden können. Beim Branntweiner wissen sie immer, wie die Dinge leicht zu regeln wären, nur diese nervigen Fachleute verkomplizieren immer alles.

Leider gibt es in komplexen Gesellschaften, in denen alles mit allem zusammenhängt, meist keine Probleme, die mit dem Einsatz von Hausverstand gelöst werden können. Gibt es Arbeitslosigkeit, dann sagt der neoliberale Hausverstand, dass man nur den Druck auf die Arbeitslosen erhöhen müsse, auch schlechte Arbeit anzunehmen, dann würde sich das Problem der Arbeitslosigkeit schon von selbst lösen. Tatsächlich kann das bis zu einem gewissen Grad gelingen. Dann würde man allerdings einen Niedriglohnsektor etablieren, das Qualifikationsniveau der Beschäftigten würde sinken (da sie gezwungen sind, sehr schnell Arbeit unter ihrem Qualifikationsniveau anzunehmen), und die sinkenden Einkommenslevel im Schlechtverdiener-Segment würden dann auch auf die jeweiligen höheren Einkommensgruppen ausstrahlen. Am Ende würden alle Einkommen sinken, die Konsumnachfrage auch, und man hätte erst recht eine ökonomische Krise, sinkende Unternehmensumsätze und wachsende Arbeitslosigkeit.

Also genau das Gegenteil von dem, was man eigentlich erreichen wollte. So geht es recht häufig mit den Hausverstands-Lösungen.

Oder, anderes Beispiel, der Bau- und Immobilienmarkt. Um die Überhitzung der Immobilienpreise zu bekämpfen, hat die Nationalbank die Kreditvergaberichtlinien verschärft. Praktisch zeitgleich, das war so nicht planbar, zog die Inflation an, die Baupreise stiegen, und die Europäische Zentralbank erhöhte zwecks Inflationsbekämpfung die Kreditzinsen. Deswegen sinken die Grundstückspreise und die für Bestandsimmobilien, was an sich eine gute Sache ist. Aber leider brach dadurch auch die Baukonjunktur ein und es droht eine Insolvenzwelle bei den Baufirmen und Massenarbeitslosigkeit in der Baubranche. Wenn weniger gebaut wird, gibt es irgendwann noch weniger Angebot an bezahlbarem Wohnraum, und das Ziel, die Wohnkosten zu reduzieren, wird erst recht unerreichbar. Man kann dieses Problem sicherlich lösen (etwa mit Aufstockung der Wohnbauförderung und Regeln, die die Mittel vornehmlich dem gemeinnützigen, geförderten Wohnbau zuführen), aber nur mit schlauen Lösungen. Schlaue Lösungen sind solche, die der Komplexität der Sache gerecht werden und in einer Art von Simulation schon möglichst alle nichtintendierten Nebenfolgen mitbedenken. Mit Hausverstand kommt man da eher nicht sehr weit.

Komplexität übersteigt Hausverstand

Nicht mal die schlausten Köpfe können alle möglichen unerwarteten Nebenfolgen oder Ausweichstrategien von gesetzesunterworfenen Bürgern und Bürgerinnen antizipieren, deswegen haben auch die klügsten Politiker Fachleute um sich, mit denen sie sich in kleineren oder größeren Kreisen beraten.

Ich wüsste auch nicht, wie man mit „Hausverstand“ die Probleme mit Migration löst. Bedenken wir einmal die „Eckpunkte“.

Erstens: Wir brauchen und wollen Migration.

Zweitens: Wir haben uns an die Diversität von Einwanderungsgesellschaften gewöhnt, in der breiten Mitte der Gesellschaften ist sie akzeptiert.

Drittens: Wir brauchen aber Regeln und eine Kontrolle der Migrationsströme.

Viertens: Wer politisch verfolgt ist oder Opfer von Krieg und Vertreibung, hat Anrecht auf Schutz.

Fünftens: Ein Rechtsstaat muss dann prüfen, wer dieses Recht hat.

Sechstens: Rechtsverbindliche Entscheidungen regeln dann, wer bleiben kann und wer nicht.

Siebtens: Zuviel ungeregelte Immigration kann die Aufnahmekapazitäten von Gesellschaften überfordern.

Achtens: Ohne Rücknahmeabkommen mit Herkunftsländern wird es keine brauchbare Lösung geben.

Neuntens: Herkunftsländer wie Marokko oder andere werden Rücknahmeabkommen nur dann schließen, wenn sie davon auch etwas haben, denn diplomatische Deals zwischen unterschiedlichen Nationen werden üblicherweise nur dann zustande kommen, wenn es wechselseitige Vorteile gibt – und nicht, wenn nur eine Seite Vorteile hat, eine nur Nachteile. Wer hier glaubt, mit „Hausverstand“ etwas geregelt zu bekommen, ist ein närrischer Phantast.

Entscheidungen ignorieren wichtige Details

Man muss noch nicht einmal ein Anhänger von Niklas Luhmann und der „Systemtheorie“ sein, der zu dem deprimierenden Schluss kam, dass das „politische System“ im Grunde heute mehr Umweltdaten zu berücksichtigen hätte, „als es berücksichtigen kann“, weshalb das „prinzipienlose Lavieren“ eigentlich das Beste sei, was wir noch erwarten können. Jeder Eingriff zur Lösung eines Problems würde eine unbekannte Zahl nichtintendierter Folgen zeitigen, die ihrerseits nur zur Ursache neuer Probleme würden.

Wie auch immer, eines ist wohl unbestreitbar: Probleme komplexer Gesellschaften bekommt man nicht mit „Hausverstand“ geregelt, im Gegenteil, wahrscheinlich bestehen viele dieser Probleme gerade deshalb, weil irgendwer glaubte, er hätte die eine, simple Lösung gefunden. Das Skurrile ist ja: Die allermeisten normalen Menschen, also denen sich das Gerede vom Hausverstand anbiedern möchte, wissen das ja auch, dass die Dinge kompliziert sind und man für widerstreitende Interessen und Ziele eher balancierte Lösungen braucht. Wer von Hausverstand schwadroniert, der hält die Menschen für dümmer, als sie sind, was letztendlich ja eine Beleidigung der Bürgerinnen und Bürger ist. Wer „Hausverstand“ sagt, der will betrügen.

Titelbild: Miriam Moné

Robert Misik
Robert Misik
Robert Misik ist einer der schärfsten Beobachter einer Politik, die nach links schimpft und nach rechts abrutscht.
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44 Kommentare

  1. Anhand dieses Beispiels sieht man was die Politik in ganz Europa mit ihrer Politik die letzten 30 Jahre nur allein im Bildungssektor angestellt hat?
    All das war aber auch nur deshalb möglich, da sowohl Politik als auch Medien für diesen unfassbaren Saustall, welcher nicht einmal zu den Wasserschäden zu zählen scheint, auch noch gekauft und bezahlt wurden!

    • Ich weiß nicht, wie das nun dorthin gelangte und werde es deshalb noch zum nachfolgenden Bericht wo das hingehört ebenfalls noch hineinposten.

  2. Was sagte eigentlich der Hausverstand zur Impfpflicht in Österreich?
    In Australien hat nun der oberste Gerichtshof dazu gesprochen:
    https://apollo-news.net/oberstes-gericht-entscheidet-impfpflicht-war-unrechtmaessig-und-verletzte-menschenrechte/

    Jetzt kann man für die Frau Endstadler wohl nur noch hoffen, dass in Österreich der öberste Gerichtshof anders entscheiden wird und der Hausverstand in Österreich dazu eben ein ganz anderer ist als in Australien?
    Wenn nicht – ja dann müsste man meiner Meinung nach, sagt mir mein Hausverstand der Frau Endstadler damit dann die Staatsbürgerschaft entziehen?

  3. Ich schreib ja oft wüstes Zeug aber »ich hasse« habe ich in meinem Sprachgebrauch noch nie niemals verwendet und als ich oben “Ich hasse dieses Sprachbild.” las hab ich daher auch gleich deklariert und laut ausgerufen: “So bin ich nicht” – ich fühlte mich jedenfalls definitiv nicht “abgeholt”. An anderer Stelle holte mich der Kommentar dann aber schon wieder ab. Im Speziellen dort wo Misik den Hintergrund der tatsächlich bereits schon grün & blau gedroschenen Phrasen subtextuell einordnet. Obwohl ich den Kommentar gar nicht zu 100% Wort für Wort durchgelesen hab würde ich schreiben: “Widerstände beim lesen verspürte ich gegen Ende des Kommentars.”. Widerstände verspürte ich jedenfalls gegen Ende des Kommentars als Misiks Hausverstand von einer Begegnung mit Luhmann erzählt bei der offensichtlich nur Small Talk ausgetauscht wurde.
    “Wie auch immer.” Buzzwörter wie Hausverstand sind nicht klar definiert und können nur schwer, wie das Misik richtig beschreibt, mit “drei Absätzen” eingeordnet werden. Indem er “Hausverstand” mit anderen Phrasen aus dem Politikjargon einordnet, versucht er das zwar zu umgehen, schwadroniert aber letztendlich nur selber über diesen Begriff. “Wer von Hausverstand schwadroniert, der hält die Menschen für dümmer, als sie sind,….” – upsi!

    Für mich hört sich ja “mit dem Hausverstand Wähler fangen” sehr nach “Populismus” an. Hier ein Artikel der mich in letzter Zeit zum Nachdenken angeregt hat:

    Populism Belongs to the Left – an Interview with Thomas Frank

    https://jacobin.com/2024/02/populism-history-working-class-dig

    • Noch nie niemals, also doch? Übrigens wird sie das freuen, Bild und Ton bei “Pilz pack aus” sind jetzt einwandfrei (zumindest für meine Begriffe). Aber darüber ließe es sich ja vermutlich auch trefflich “schwadronieren”. 😉

      • “Also doch” – ja, sollte auch selbstironisch gemeint sein. (nie, niemals – doppelte Überspitzung, “So bin ich nicht” – Phrasengebrauch um doppelte Überspitzung weiter zu Überspitzen)

        Ich habe mich definitiv über die Änderungen bei “Pilz packt aus” gefreut. 😀
        Ton – einwandfrei….besser – definitv, aber der Zuruf am Anfang – der Raum in dem sies aufnehmen ist glaub einfach für einen “Zuruf” schalltechnisch nicht ganz optimal. Belichtung definitiv besser – hat man an der Stirn gesehen. Auch der Blick in die Kamera von der Seite in die Mitte wirkt besser als von Unten in die Mitte – es ist aber vom Konzept her trotzdem nicht ganz stimmig – nachdem der Zuruf “Pilz Pack Aus” ja von sich aus etwas “künstliches” hat, also im Sinne einer geskripteten Aufforderung wäre es ja “konzeptuell Konsequenter” wenn Pilz’s Reaktion darauf auch dezitiert künstlich wäre und nicht “gespielt natürlich” – also dem Konzept folgend könnte man ja auch einen Scherz daraus machen wie Pilz nachdem Zuruf in den Text einsteigt – vielleicht blickt er plötzlich hinter einem Pilz hervor, order er nimmt sich “Schwammerl aus dem Ohr” – was auch immer, muss auch nicht immer das Gleiche sein – aber zb so etwas in die Richtung wäre hier zb. vom Konzept her stimmiger.

        ….ich mein, ich will jetzt meinen Kommentaren im internen Kontext ZackZack-Redaktion nicht zu viel Bedeutung beimessen, aber mein “schwadronieren” hat ja scheinbar (vielleicht?!) was gebracht 😉

        • Ich hab ja auch nicht behauptet, dass “schwadronieren” per se immer was Schlechtes sein muss. 😃 Irgend ein witziger Jingle am Anfang wär vielleicht ohnehin besser, als eine Stimme von der man nicht weiß aus welcher Gruft sie kommt. (Ich hoff PP ist mir jetzt nicht böse).🤔

  4. … ähnliche Formulierungen, die – zumindest bei mir – unter “Betrugsverdacht” stehen …
    .) ” … ich muß Ihnen ganz ehrlich sagen … ”
    … der so was sagt, der lügt eben normalerweise.
    … und im speziellen Fall? … eben besonders.
    .) ” … ich muss Ihnen ganz offen sagen … ”
    … sonst immer hinter vorgehaltener Hand?
    … hehe … und in diesem Fall?
    .) ” … vor Gott sind alle gleich … ”
    … oje, da setzt es bei mir endgültig aus.
    … eine der untergriffigen Methoden unter der Gürtellinie.

  5. Sehr guter Text.
    Trotzdem möchte ich den Punkten zur MIgration widersprechen.
    1. Wir brauchen und wollen Migration nur in sehr kleinem Rahmen. Was wir wirklich brauchen ist Nachwuchs im eigenen Land, der ordentilich sozialisiert wird, sodass Erwachsene mit passenden Moralvorstellungen/Werten daraus werden.
    2. Wir haben uns nicht daran gewöhnt. Wir tolerieren es, weil wir es nicht ändern können. Keiner hat die Österreicher je gefragt ob sie eine diverse Einwanderungsgesellschaft werden wollen. Das alles wurde der Bevölkerung gegen ihren Willen aufgedrückt. Der Großteil der Bevölkerung ist gegen Einwanderung genauso wie in jedem anderen Land der Welt, das liegt in der Natur des Menschen.

    • Haben sie das den österreichischen Frauen schon unterbreitet, ich meine die Tatsache, dass sie mehr Kinder kriegen sollen? Es ist bekannt, dass mit steigender Bildung/Ausbildung der Frauen die Geburtenrate sinkt und das in allen Ländern weltweit. Warum wohl? Und Österreich war schon immer eine Einwanderungsgesellschaft, schon seit es Menschen auf dieser Erde gibt. Menschen sind immer dorthin gegangen wo sie sich ein besseres Leben erwartet haben und schon immer gab es Menschen die versuchten haben, ihr Territorium, ihre Jagdgründe, ihre Frauen, ihre Pfründe zu verteidigen. Stellt sich die Frage, liegt dieses abwehrende Verhalten wirklich in der Natur des Menschen oder wurde der Mensch nur so sozialisiert? Misstrauisch gegenüber Fremden und potentiell feindlich? Machen sie sich selber ein Bild. Und warum man einen schon jetzt deutlich überbevölkerten, geschundenen Planeten aus rassistisch, nationalistischen Gründen noch weiter belasten sollte, wäre eventuell auch noch zu klären.

  6. Der Hausverstand heißt für mich auch der gesunde Menschenverstand
    In der Uni St. Gallen haben sie solche Formulierungen sogar in wichtige Formel mit eingebaut.
    Diese Lehre und diesen Bewußtseinshinweis so zu verunglimpfen und politisch gewollt zu verstümmeln, ist meiner Meinung nach ein Betrug an den Menschen, die das nun missverstehen und auch noch ganz bewußt missverstehen wollen und denen für ihrem Leben nun ein solch wichtiger Ansatz fehlt

  7. Danke, Herr Misik, wie immer genial ihre Kommentare 🙂

    Sie beginnen in der Überschrift noch einschränkend mit: ” Wer „Hausverstand“ sagt, will meist betrügen”. Und enden dann im Schlußsatz schon entschiedener: Wer „Hausverstand“ sagt, der will betrügen. Ich tendiere eher zu ihrem Schlußsatz.
    Ich habe in meiner Kindheit erlebt, dass der “Hausverstand” auch als Mittel manipulativer Machtausübung mißbraucht wurde. Wenn ich wieder einmal etwas angestellt hatte, hieß es dann: “Wie konntest du nur so etwas tun, hast du gar keinen Hausverstand?” Das war natürlich nur eine strategisch-rhetorische Frage, gemeint war: “Nicht einmal zum Hausverstand hat es bei dir gereicht! Weil wenn du nicht so dumm wärst und einen Hausverstand hättest, würdest du so handeln, wie wir, die Autoritäten, es für richtig befinden.”

    Herr Misik, Sie haben etwas Wichtiges vergessen! Etwas, was mir beim Einkaufen immer die Galle hochkochen läßt, falls ich´s nicht auf den Markt oder in den Bioladen geschafft habe: „BILLA, sagt MEIN Hausverstand“. – Wenn ich das lese oder höre, denk ich mir “zumeist”: Wenn ich jetzt mit meinem Einkaufskorb zur Kassa gehe, dann fehlt er mir wirklich. Mein Magen siegt aber dann über den Hausverstand.

  8. Die politischen Akteure von heute haben leider zu wenig Sachverstand und zu wenig Gespür und Mut, die wirklichen Probleme des Landes anzugehen. Und sind leider auch gegenüber neutralen Fachleuten beratungsresistent.

    Herr Misik hat es treffend beschrieben:
    “Die politische Kommunikation ist eine große Phrasendreschmaschine.”

    DAS ist unser Problem!

  9. Herr Misik sie sprechen mir aus der Seele. Diese Phrase man müsse den Bürger “abholen” (von wo auch immer) ist mir ebenso zutiefst verhasst, suggeriert sie doch, dass man zu dämlich ist komplizierte Zusammenhänge und die sich daraus ergebenden Notwendigkeiten zu begreifen. Was den “Hausverstand” betrifft, der wird als einfach Lösung propagiert für jegliche Art von Problemen und seien sie noch so komplex. So bezeichnet die Politik eine sehr basale Problemlösungskompetenz die sie uns schlichten Gemütern zutraut. Mit anderen Worten, die Politiker halten uns grundsätzlich für geistig nicht in der Lage komplexe Zusammenhänge zu verstehen. Noch schlimmer ist allerdings, dass sie danach handeln, unter dem Motto “die Deppen behirnen eh nix”, egal wie windschief und zugig der Hühnerstall ist den wir zusammenzimmern…….. 😑

  10. Würde mit Hausverstand gehandelt werden gebe es einen Großteil der Probleme gar nicht. In der Politik gibt es in keiner Partei Hausverstand, ganz besonders bei den Grünen, die haben eine Ideologie die mit nichts vereinbar ist. Würden die Parteien Politik für die Bevölkerung machen gebe es keine FPÖ die wie jede Partei in unserem Land auch nicht wählbar ist. Siehe Dänemark da gibt es Gesetze die auch angewendet werden und die Rechten haben dort keine Chance.

    • Nur ist’s halt so, dass Dänemark so “grün” ist, wie Sie es sich dort unten im wüsten Alexandria mutmaßlich gar nicht vorstellen können können… 😉 Worüber dozieren Sie hier also in diesem Posting?? Nicht grün, aber schon irgendwie auch nicht nationalisitisch idiotär? Sx´chreiben’s bitte was noch dazu … (sonst sieht’s gar so wertlos gerichtet aus nämlich)

  11. Das Problem geht ja noch weiter: nachdem eine komplexe Lösung immer nur ein Kompromiss verschiedener Interessen sein kann, macht sich angreifbar, wer eine komplexe Lösung vorschlägt. Und dann gibt es die Vielzahl jener, die selber auch nicht den Schimmer einer Idee haben, sondern nur darauf warten, die Lösungen anderer in der Luft zu zerreissen. Wer also seriös und lösungsorientiert arbeitet, verliert also.

  12. Muss widersprechen: “Hausverstand” von Politikern / Journalisten in MSM bemüht bedeutet für mich, dass der Leser aufgefordert wird nicht mehr darüber nachzudenken, denn alles sei klar. Man müssen nur diesen Ausführungen folgen, die haben den Stempel “vernünftig”.
    Prinzipiell ist gegen einen Hausverstand nicht einzuwenden, wenn man zuvor seinen eigenen Verstand tatsächlich eingesetzt hat.

    • Wo ich zustimme: Die “Komplexität” (der Welt) übersteigt den “Hausverstand”. Allerdings auch bei den Politikern. Daher werden I(ganz einfach/e) Interessen verfolgt und nicht versucht die Komplexität (der Welt) zu lösen.
      Und damit sind wir wieder beim Anfang: Wir sollen darüber nicht nachdenken. Unangenehmerweise machen das auch die Medien / Journalisten mittels Recherchen für uns auch nicht mehr, obwohl wir dafür bezahlen.
      Zahlen wir zu wenig bzw. zahlt die Regierung mehr?

  13. Die Wissenschaft(en) hätten’s längst schon in erkenntnis-orientierten Denkvorschlägen ins menschl. Wissen für praktible Anwendungsprinzipien gebracht:

    Äquilibration: Darunter versteht man die selbstregelnden Anpassungsprozesse des Organismus an seine Umwelt. Diese Anpassung ist auf eine interne Gleichgewichtsregulierung von Assimilation (Angleichung) und Akkommodation (Anpassung) zurückzuführen.

    Äquilibrationsprinzip: Das Individuum hat das Bedürfnis, ein Gleichgewicht zwischen der wahrgenommenen Umwelt und den eigenen kognitiven Strukturen herzustellen bzw. zu erhalten.

    Das Kausalitätsprinzip: Falls auf ein Ereignis A (Ursache) immer ein Ereignis B (Wirkung) folgt und wenn außerdem das Ereignis B nur eintrifft, wenn das Ereignis A zeitlich vorausgegangen ist, so spricht man von einer kausalen Verknüpfung zwischen dem Ereignis A und dem Ereignis B. (nämlich linear)

    Der Kognitivismus: versteht Lernen als einen aktiven und individuellen Informationsverarbeitungsprozess, der in der Regel auf VORHANDENEM Vorwissen aufbaut. Bestehende Gedächtnisstrukturen werden umorganisiert und durch neue Lerninhalte erweitert.

    Im universellen (kosmologischen) Grundprinzip der Thermodynamik (auf einen energetisch, amorphen homogenen Ausgleich hinsteuernd) gäbe im menschlichen Mikrokosmos trotzdem noch Alternativen zu differenzieren: Das Kausalitätsprinzip schwacher Kausalität liegt vor, wenn exakt gleiche Ursachen die stets gleiche Wirkung zur Folge haben. Starke Kausalität liegt vor, wenn ähnliche Ursachen eine ähnliche Wirkung zur Folge haben.

    JEDOCH: Politik an sich wurde scheinbar nicht erfunden, um Systeme übersichtlicher strukturell “zu ordnen”, sondern primär verschiedene System gegenseitig zuzuordnen, um die zu Verpolitisierenden jeweils im Ergebnis UNTERzuordnen. (Ziehen wir den Bogen zu Misiks’ Kommentar: “Produkte in Unter-Produktgruppen einzuordnen, wie in den Handelregalen Verkaufs-Listen-Plätze nach Prioritäten und Präferenzen zu reihen, anzuordnen.)

    Und jetzt kommt die Pointe: Dazu bräuchte es in kompetent zugewiesener politischer Funktion aber entsprechenden Bildungsstand und kognitiv fundierte Authentizität(en) auf den wahrnehmbaren, multimedialen Oberfläche. Was finden wir hierzulande im trendigen Persönlichkeitsprofil der Spitzenrepräsentant*innen aber mehrheitlich vor? Richtig! Pflichtschulabgänger, Studienabbrecher, Unteroffiziere (mittlere Berufsreifeabschluss) und Lügenbarone auf Maturantenniveau. 1/3 Rechtskundige, 1/3 Unternahmer*innen (Lobbist*innen) und 1/3 Follower*innen. Pro Nase Dutzend- bis 100-Schaften an Beratern, Spin- und PR-Fuzzis in den flächendeckend korrumpierten MedienMainstream gelenkt…

    Noch Fragen? 😉

    • Ach ja! Zum Preis einer ineffizienten, Slogan getrieben, vorgestrig gerichteten Politikkosten-Intensität auf unerreichtem Weltrekord-Niveau je Steuerzahl*in!

  14. Mit wissenschaftlichem Sachverstand konnten wir die letzten Monate gut überstehen, für die kommenden Monate ist nun praktischer Hausverstand gefragt.
    (VdB im Juli 2020)

    • @ wolfi
      Sichtlich kommst Du aus der Praxis. Das ehrt Dich!
      Dazu setzt Du noch einen obendrauf und propagierst den “praktischen Hausverstand”.
      Das lässt vermuten, dass Du selbst in deiner praktischen Arbeit fortwährend mit diesem erfolgreich bist.
      Vermutlich sind aber die Probleme in größeren Gesellschaften nicht so trivial gelagert, dass “praktischer Hausverstand” für deren Lösung reicht.
      Aber einen “zusammengetackert windschiefen Hühnerstall” kriegst damit hin.
      Bin beeindruckt … wie ein Vorschlaghammer in einer Geburtstagstorte!

  15. Dabei kann man sich mit besonnenen Leuten mit Hausverstand ja sehr schnell einigen, was es heute bräuchte:
    (misik.at aus 2023)

    • Stimmt, man könnte sich darauf einigen, dass es mehr braucht als den profanen Hausverstand. Ein bisschen Fachwissen und Lösungsorientiertheit z.B., statt populistischer Schreierei. Dann würde man auch tragfähige Fundamente zusammenbringen und keinen windschiefen Hühnerstall, den jeder kleine Sturm zusammenkrachen lässt, weil er nur Murks ist.

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