Das ist ein Unterüberschrift
Eine Stunde lang durfte Wirtschaftsministerin Schramböck im ORF Werbung für sich selbst machen. Der ORF spricht von einer “redaktionellen Entscheidung”. Bezahlt hat die Kosten von über 321.000 Euro der Steuerzahler.
Wien, 23. Juli 2021 | 5.734 Euro pro Minute. Soviel ließ sich Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck eine Belangsendung im ORF kosten. Bezahlt hat das der Steuerzahler. Wie ZackZack aufdeckte, strahlte ORF III am 17. Oktober 2020 eine Sendung aus, die in Wahrheit Regierungs-TV – bestellt und produziert vom Wirtschaftsministerium – war. Der ORF verdiente außer der Miete für Räumlichkeiten im Funkhaus nichts, denn bei Schramböcks Belangsendung handelte es sich laut ORF um redaktionellen Content. Drehbuch und Produktionsplan der Sendung entwickelte das Ministerium, das dann auch gleich die eigene Ministerin als Hauptgast einlud. Der ORF hatte keine Mitsprache. Das bestätigt auch Schramböck. Es habe mehrere Termine zwischen ihrem Kabinett, der hauseigenen Digitalisierungsagentur DIA und dem ORF gegeben, erklärt die Ministerin. Dabei seien lediglich “Generalthemen” besprochen worden. An der Gestaltung der Sendung selbst war der ORF nicht beteiligt.
Brandstötter: “Substanzlose ÖVP-Dauerwerbesendung”
NEOS-Mediensprecherin Henrike Brandstötter richtete nach Auffliegen des Skandals eine parlamentarische Anfrage an Ministerin Schramböck, um herauszufinden, wie viel der fast einstündige “Werbespot” gekostet hatte. Antwort: über 321.000 Euro. Der Löwenanteil davon ging an eine ÖVP-nahe Agentur, die GPK. Deren Chef Markus Gruber war früher Vorsitzender der türkisen Hochschülervereinigung AG und betreute unter anderem einen Wahlkampf von ÖVP-EU-Parlamentarier Othmar Karas. 2020 erhielt die GPK vom Wirtschaftsministerium 60.000 Euro alleine dafür, dass sie Inserate in Zeitungen platzierte.
NEOS-Brandstötter erinnert gegenüber ZackZack an Schramböcks misslungene Aktion “Kaufhaus Österreich”. Niemand werfe “besser mit beiden Händen Steuergeld zum Fenster hinaus als Ministerin Schramböck.” Die Sendung selbst bezeichnete Brandstätter als “substanzlose ÖVP-Dauerwerbesendung”. Und in Richtung des ORF fragt die NEOS-Mediensprecherin: „Wenn es eine rein redaktionelle Entscheidung war, diese Off-house-Produktionen der ÖVP-Ministerin unentgeltlich zu senden – an wen dürfen wir uns zwecks Ausstrahlung wenden, wenn wir das nächste NEOS-Video mit Informationen für Klein- und Mittelbetriebe und Ein-Personen-Unternehmen drehen?“
(tw)
Titelbild: APA Picturedesk