Rund die Hälfte der Lehrlinge in Österreich litt während der Coronapandemie unter psychischen Erkrankungen, das zeigt eine aktuelle Studie der Donau-Universität Krems und der MedUni Wien.
Wien, 02. September 2021 | Vor allem Depressionen und Essstörungen waren unter Lehrlingen weit verbreitet, Frauen und diverse Personen sowie Menschen mit Migrationshintergrund waren besonders häufig betroffen. Die Gewerkschaft (ÖGB) fordert den Ausbau der psychosozialen Unterstützung für Jugendliche und Lehrlinge.
50 Prozent hatte Depressionen oder Esstörungen
Von den befragten Lehrlingen wiesen 48,3 Prozent Symptome von Depressionen während der Coronapandemie auf, 50,6 Prozent von Essstörungen, 35,4 Prozent von Angstzuständen und 27 Prozent von Schlafstörungen. Vor allem diverse Personen waren zu 93,8 Prozent von Depressionen betroffen, dahinter folgten Frauen mit 59,3 Prozent und Menschen mit Migrationshintergrund mit 50,7 Prozent. Unter Essstörungen litten 56,3 Prozent der befragten diversen Personen, 53,1 Prozent der befragten Menschen mit Migrationshintergrund, 52,4 Prozent der weiblichen und 48,4 Prozent der männlichen Befragten.
“Der Zustand der psychischen Gesundheit darf zurecht als besorgniserregend bezeichnet werden”, sagte Josef Rehberger, stellvertretender ÖGB-Jugendvorsitzender laut einer Aussendung vom Donnerstag. Die Gewerkschaft fordert deshalb den Ausbau der psychosozialen Unterstützung für Jugendliche und Lehrlinge und mehr finanzielle Mittel für Jugendeinrichtungen und Jugendzentren. Konkret brauche es unter anderem flächendeckend ausreichende Kapazität für Psychotherapie bei vollständiger Kostenübernahme durch die Krankenversicherung, vermehrte Präventionsmaßnahmen für Mobbing und Diskriminierung und die Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen. Darüber hinaus sollen Schulen und Ausbildungsbetrieben im Zuge eines pandemiebedingten Lockdowns nur im äußersten Notfall geschlossen werden.
Für die Studie wurde unter 1.442 Lehrlingen in Österreich vom 29. März bis zum 18. Mai 2021 eine Online-Umfrage durchgeführt. Unter den Befragten waren 53,5 Prozent weiblich, 45,4 Prozent männlich und 1,1 Prozent divers. Einen Migrationshintergrund hatten 28,4 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Ergebnisse der Studie sind vergleichbar mit Erkenntnissen aus anderen Untersuchungen junger Bevölkerungsgruppen in Österreich.
(bf/apa)
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