Dienstag, Dezember 10, 2024

Kritik an Booster-Impfungen in Deutschland

In Deutschland ist die Verabreichung der Booster-Impfungen bereits angelaufen. Dafür gibt es jetzt Kritik von der Ärztefunktionären, denn eine allgemeine Empfehlung der Impfkommission wurde noch nicht erteilt.

Wien, 02. September 2021 | Deutschlands Chef-Virologe Christian Drosten hatte noch vor wenigen Tagen gegenüber der Deutschen Presse-Agentur gesagt, dass er eine Auffrischungsimpfung gegen SARS-CoV-2 im Herbst für den „Großteil der Geimpften“ nicht für nötig halte. “Die Schutzwirkung der Corona-Vakzinen ist viel besser als beispielsweise bei den Influenza-Impfstoffen”, so Drosten.

Dass die Booster-Impfungen bereits angelaufen sind, kritisierte am Donnerstag der deutsche Ärztepräsident Klaus Reinhardt. Der sprach sich zunächst gegen die Drittimpfung ohne Empfehlung der Ständigen Impfkommission STIKO aus. Aussagekräftige Studien darüber, ob, wann und für wen eine Booster-Impfung überhaupt notwendig sei, würden fehlen: “Ich halte es deshalb für einen Fehler, dass Bund und Länder in der Breite Auffrischungsimpfungen angekündigt haben, ohne eine entsprechende Empfehlung der STIKO abzuwarten.”

Nach bisherigen Erkenntnissen sei die Drittimpfung für die meisten Geimpften nicht sofort nötig. Dies bestätigte am Mittwoch die Europäische Seuchenbehörde ECDC. Sie sehe gegenwärtig keine dringende Indikation für Auffrischungsimpfungen bei komplett Geimpften und verwies auf vorliegende Daten.

Kritik an übereiltem Impf-Vorgehen der Regierung

Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), sagte am Mittwoch den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“: In der STIKO „sitzen die Fachleute, die tatsächlich Ahnung vom Impfen haben“. Er kritisierte die Politik: „Die STIKO trifft rationale, faktenbasierte Entscheidungen – anders als mitunter die Politik“.

Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach und der Bonner Virologe Hendrik Streeck zweifeln an dem übereilten Vorgehen der Politik ohne STIKO-Grundlage. Lauterbach sagte zur „Rheinischen Post“: “Ich befürchte, dass jetzt viele mit einer dritten Impfung versehen werden, die davon nicht profitieren, während diejenigen, die sie dringend benötigen würden, sie nicht bekommen”. Streek hält den Vorschlag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, „das Thema an die STIKO zu geben, und dass die STIKO dann evidenzbasiert einen Vorschlag macht“, für „genau den richtigen Weg“, sagte er gegenüber „NTV“.

Auch Österreich boostert

Das Nationale Impf-Gremium in Österreich empfiehlt den Drittstich für Risikogruppen in einem Zeitraum von frühestens 6 bis spätestens 9 Monaten nach dem zweiten, für alle anderen Erwachsenen nach neun bis 12 Monaten nach der Vollimmunisierung. Unabhängig von den ersten verabreichten Impfstoffen solle ein mRNA-Impfstoff für die dritte Impfung verwendet werden.

In den Anwendungsempfehlungen weist das Nationale Impfgremium darauf hin, dass explizit darüber aufgeklärt werden müsse, dass „derzeit keine Zulassung für diese Anwendung“ vorliege.

Eigentlich kündigte der grüne Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein an, der dritte Stich solle mit 17. Oktober starten. Doch auf Grund mangelnder Impf-Motivation in der Bevölkerung ist genügend Impfstoff vorhanden, sodass bereits früher mit der Auffrischung begonnen werden kann. Niederösterreich und Wien haben mit Auffrischungsimpfungen begonnen, Steiermark und Oberösterreich folgen kommende Woche.

(lb)

Titelbild: APA Picturedesk

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