»Mittelgiftig und grußlos«
Der Chefredakteur der “Kleinen Zeitung”, Hubert Patterer, berichtet am Freitag in seinem Newsletter von einer Konversation mit Gerald Fleischmann nach einer kritischen Story. Der Medienbeauftragte des Bundeskanzlers war nicht zufrieden.
Wien, 17. September 2021 | Die türkise Message Control verbindet man unvermeidlich mit einem Namen: Gerald Fleischmann. Der Medienbeauftragte von Sebastian Kurz ist bekannt für seine einschüchternde Art gegenüber Journalisten.
“Grußlos” und “mittelgiftig”
Der Chefredakteur der Kleinen Zeitung, Hubert Patterer, machte am Freitag in seinem Newsletter eine SMS Fleischmanns öffentlich. Die Kleine Zeitung hatte nach der Veröffentlichung des undurchsichtigen Stufenplans der Regierung eine Titelstory „Irrgarten der Pandemie“ abgedruckt, illustriert mit einem Labyrinth. Patterer schreibt: „Das Kanzleramt war nicht erfreut.“ Patterer bezeichnet die Nachricht als „grußlos“ und „mittelgiftig“. Von Fleischmann kam der zynische Text: „Vielen Dank für die freundliche Mithilfe. Hashtag Irrgarten. Hashtag Zynismus.“
#covid19 Hubert Patterer in der Morgenpost der @kleinezeitung über die Message-Control-Abteilung von @sebastiankurz pic.twitter.com/atFAB4LR8J
— Johannes Huber (@Johannes_Huber1) September 17, 2021
Patterer antwortet
Patterer, der sich gerade im Urlaub befand, sendete ein „knappes Antwortschreiben an den Medienbeauftragten des Bundeskanzlers: „Na, ja, lieber G.F. Das Masken-Tohuwabohu und die retardierende 7-Tage-Nummer: Stoff für die Rätselseite. Wo bleibt die alte Klarheit? Mit zynismusfreien Grüßen aus dem Off: H.P.“
Laut Patterer ging es noch einige Male hin und her zwischen Kanzleramt und Chefredakteur. Weitere Nachrichten veröffentlichte er jedoch nicht.
So ging’s weiter pic.twitter.com/pAH0vgbicJ
— Johannes Huber (@Johannes_Huber1) September 17, 2021
Brandstätter beschrieb Fleischmann-Methoden in Buch
Ex-Kurier-Chefredakteur und nun NEOS-Abgeordneter Helmut Brandstätter schrieb 2019 in seinem Buch “Kurz & Kickl” über die Methoden Gerald Fleischmanns. So beschrieb er “penetrante Interventionen” und “penetranten” Druck auf Medien und Journalisten. Einen Interventionsversuch schilderte er in seinem Buch wie folgt:
“Besonders brutal war dabei das Vorgehen von Gerald Fleischmann, einem Mann, der kurz Journalist war, die meiste Zeit seines Lebens aber Pressesprecher. Dabei muss er eine eigene Art entwickelt haben, Redakteure unter Druck zu setzen und zu verunsichern. Anruf bei einem ‘Kurier’-Redakteur: ‘Spricht da die sozialistische Tageszeitung Kurier?’ Er wurde erst etwas vorsichtiger, als ich ihm drohte, den nächsten derartigen Anruf wörtlich abzudrucken.”
(bf)Titelbild: APA Picturedesk