Deutschland, Graz
Die ÖVP-Wahlniederlage in Graz wie auch das Ergebnis in Deutschland dürften Sebastian Kurz im Magen liegen. Während er Ersteres “nicht nachvollziehen” kann, warnt er nach der Deutschland-Wahl vor einer “Zäsur” in Europa.
Wien/Berlin, 02. Oktober 2021 | Obwohl in Deutschland erst die ersten Sondierungsgespräche laufen, warnt die ÖVP bereits vor einer „Ampel-Koalition“ (SPD-Grüne-FDP). War es am Donnerstag Karoline Edtstadler (ÖVP), die vor einer Koalition ohne dem Wahlverlierer CDU warnte, rückt heute Sebastian Kurz selbst aus. Er nannte die deutsche Wahl gleich eine „Zäsur für Europa“.
Warnung vor Scholz
Man werde das Ergebnis seiner Meinung nach auf europäischer Ebene „noch deutlich spüren“. Für ihn stellt die Wahl von Olaf Scholz offensichtlich eine große Gefahr dar. Scholz, der als Sozialdemokrat der bürgerlichen Mitte gilt und auch in Finanzskandalen, wie Wirecard und Cum-Ex am Rande verwickelt ist, ist schon seit 2018 deutscher Finanzminister.
Erneut malt Kurz im „Kurier“-Interview das Schreckgespenst der „Schuldenunion“ auf die Wand. Das würde die SPD machen, und Kurz wolle „nicht, dass Österreich die Schulden von Italien zahlt“. Weiter: „Aber wenn Deutschland in Zukunft für eine Vergemeinschaftung der Schulden eintritt, wer zahlt dann für die Schulden in Griechenland, in Italien und anderen Teilen der Europäischen Union?“
Druck auf Arbeitslose
Seit der Währungsreform und der Einführung wird es für Südeuropa zunehmend schwieriger seinen Staatshaushalt zu finanzieren. Der Finanzmarktkollaps 2008 verschärfte die Krise noch einmal, Deutschland und Österreich, als Exportnationen, hatten die Krise auf Kosten von Griechenland, Spanien und Italien gut verdauen können.
Kurz äußerte sich auch zu innenpolitischen Fragen. Er kündigte mehr Druck auf Arbeitslose an: Jeder müsse seinen Beitrag leisten. „Und ich habe überhaupt kein Verständnis für junge Leute, die das nicht tun. Daher werden wir hier immer druckvoller werden.“
Kurz versteht manches nicht
Die Graz-Wahl dagegen, wo die KPÖ einen sensationellen Erfolg feiern konnte und die ÖVP 12 Prozent verlor, könne er „absolut nicht nachvollziehen“.
Und zu den Ermittlungen gegen ihn und die ÖVP. So wie viele Menschen würde auch er „nicht verstehen was da passiert.“ Kritische Nachfragen vonseiten der Journalisten blieben aus.
(ot)
Titelbild: APA Picturedesk