Jetzt äußert sich das Gallup Institut zu Sophie Karmasin und Sabine Beinschab. Man sieht sich zu Unrecht in ein schlechtes Licht gerückt und habe mit der ÖVP-Affäre nichts zu tun. ZackZack hat nachgefragt.
Wien, 13. Oktober 2021 | Am 16. Dezember 2013 wurde Meinungsforscherin Sophie Karmasin ÖVP-Familienministerin. Eine Politikerin als Geschäftsführerin eines renommierten Meinungs- und Marktforschungsinstituts – das machte keinen schlanken Fuß. Deshalb habe man sich von ihr unmittelbar danach getrennt, heißt es in einer aktuellen Stellungnahme von Gallup. Einen Tag, „nachdem sie ein Ministeramt angenommen hatte“, habe Karmasin nicht nur die Geschäftsführung zurückgelegt, sondern auch ihre Anteile am Österreichischen Gallup Institut „mit 30.6.2014 an eine Gesellschaft des Gallup International Vorstandes Michael Nitsche verkauft“.
Das Unternehmen hat seit Tagen mit einer Reihe von Anfragen zu tun. Man sieht sich durch die ÖVP-Korruptionsaffäre zu Unrecht in ein schlechtes Licht gerückt.
Politische Äquidistanz und Neutralität betont
Die Compliance-Regeln von Gallup International schreiben Äquidistanz zu allen politischen Parteien und strikte Neutralität vor, sagt Gallup-Chef Nitsche. Es sei kein Geheimnis, dass Gallup in Österreich über Jahrzehnte im Besitz der Familie Karmasin war. Der Name sei seit jeher mit dem Institut verbunden, so Nitsche. Doch mit Sophie Karmasins politischer Funktion sei ein „klarer Schnitt“ wichtig gewesen, man habe deshalb eine Neuaufstellung forciert. Dies eben bereits vor Jahren, wie man betont. Mit der aktuellen Causa habe man „überhaupt nichts zu tun“.
Im Zuge der ÖVP-Korruptionsaffäre wird Karmasin als Beschuldigte geführt. Sie soll für die ÖVP als „Door Opener“ zu ihrer früheren Mitarbeiterin Sabine Beinschab und den Fellners fungiert haben, „für deren Medien sie jahrelang mit ihrem Unternehmen Gallup Marktforschung betrieb“. Ob inklusive persönlicher Vorteile „bei der Umsetzung des Tatplans“, wie es die Ermittler im Akt vermuten, wird noch zu klären sein. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Beinschab-Entlassung aus anderen Grünen
Als Muttergesellschaft von Gallup ist laut Firmenbuch das K & N Institut für Motivforschung gelistet. Dazu sagt Nitsche: „K & N hieß früher Karmasin Motivforschung. Gallup ist seit Ewigkeiten Tochtergesellschaft. Als Karmasin Ministerin wurde, wollte man den Familiennamen aus der Muttergesellschaft raushaben.“ Es sollte kein falscher Eindruck erweckt werden, so Nitsche. Der bekannte Medien- und Kommunikationsprofessor Matthias Karmasin ist Bruder von Sophie Karmasin und hält einen Minderheitsanteil an der K & N. Der sei operativ allerdings nicht in die Geschäfte involviert. Professor Karmasins Anteil sei lediglich familienhistorisch begründet, so Nitsche.
In der auf der Website veröffentlichten Klarstellung distanziert man sich auch von Sabine Beinschab. Die war lange Mitarbeiterin von Sophie Karmasin. Wenige Monate nach dem Eigentümerwechsel des Instituts sei Beinschab „am 11.4.2015 fristlos entlassen“ worden. Zu Personalentscheidungen wolle man aus rechtlichen Gründen aber keine Stellungnahme abgeben. Allerdings betont Nitsche gegenüber ZackZack, die Entlassungsgründe hätten mit mutmaßlicher Manipulation von Meinungsforschung nichts zu tun gehabt. Es sei aus anderen, „klaren Gründen“ zur Trennung gekommen.
(wb)
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