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Beinschab löschte Chats vor Razzia – ÖVP-Korruptionsaffäre

ÖVP-Korruptionsaffäre

Umfrageunternehmerin Beinschab löschte kurz vor der Razzia mutmaßlich wichtige Chats. Zudem googelte sie wenige Tage nach der denkwürdigen Pressekonferenz von ÖVP-Schwarz, wie man die “iCloud” löschen kann.

Wien, 16. Oktober 2021 | Die in der ÖVP-Korruptionsaffäre beschuldigte Umfrageunternehmerin Sabine Beinschab soll vor der Razzia Chat-Nachrichten auf ihrem I-Phone gelöscht haben. Das geht aus der Festnahmeanordnung hervor, über die seit Freitagabend breit berichtet wird.

Dabei handelt es sich um Chats zwischen Beinschab und ihrer Ex-Chefin Sophie Karmasin sowie Chats mit Thomas Schmid, Kurz-Sprecher Johannes Frischmann und den „Österreich“-Chefs Wolfgang, Niki und Helmut Fellner. Die Chats in der App Signal sind teils durch die Funktion „Verschwindende Nachrichten“ automatisch gelöscht worden. Bei Frischmann hatte Beinschab den Zeitraum für die automatische Löschung auf eine Stunde, bei Karmasin auf einen Tag gestellt.

Großes Löschen nach Schwarz-PK

Pikant ist der Zeitpunkt des Löschvorgangs einiger Chats: kurz vor der Beinschab-Razzia. Zudem googelte sie nur zwei Tage nach der denkwürdigen Pressekonferenz (PK) von ÖVP-Politikerin Gabriela Schwarz, wie man die “iCloud” vom I-Phone löschen kann. Auf der PK hatte Schwarz kommende Razzien in den Raum gestellt. Einige Politbeobachter werteten den Auftritt Schwarz‘, die keine konkreten Angaben zu ihren Aussagen gemacht hatte, als Löschaufforderung.

“Die Auswertung der WhatsApp-Chatverläufe mit Wolfgang Fellner, Nikolaus Fellner, Mag. Helmut Fellner sowie MMag. Dr. Sophie Karmasin brachte das Ergebnis, dass Sabine Beinschab diese Chats mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit am Abend des 5. Oktober 2021 zwischen 22:37:46 und 22:40:29 Uhr (jeweils MESZ) geleert hat”, heißt es laut Anordnung. Die Beinschab-Razzia habe ergeben, “dass zahlreiche Suchanfragen zu Löschungen durchgeführt wurden”.

Auch einen Tag vor der Razzia bei Beinschab soll es zu Löschungen gekommen sein. Es bestehe der Verdacht, “dass der Beschuldigten der Durchsuchungstermin und möglicherweise auch der Inhalte der Vorwürfe, die durch die Durchsuchungen aufzuklären sind, bekannt war”, schreiben die Ermittler.

Fragezeichen Kronzeugenregelung

Wer die Razzia tatsächlich verraten haben könnte, ist derzeit noch unklar. Beinschab war zuletzt wieder auf freien Fuß gekommen, da die vorige Verdunkelungsgefahr laut Ermittler nicht mehr gegeben sei. Die Umfrageunternehmerin könnte eine potenzielle Kronzeugin sein. Das hängt allerdings davon ab, wie es mit der Kronzeugenregelung weitergeht: Mit Jahresende läuft diese aus, sofern sie nicht vom Parlament verlängert wird. Das Gesetz (§209a der Strafprozessordnung) enthält eine sogenannte Sunset-Klausel, wodurch es ohne Verlängerung zu einem vorgegebenen Datum endet.

Für alle genannten Beschuldigten – Beinschab, Karmasin, Frischmann, Schmid, Wolfgang und Helmuth Fellner – gilt die Unschuldsvermutung.

(wb)

Titelbild: APA Picturedesk

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