Im Prozess um die Auslieferung von Julian Assange brachte sein Anwalt heute die Mordpläne der USA gegen den Investigativjournalisten vor.
Wien/London, 28. Oktober 2021 | Die CIA soll Pläne gehabt haben, Julian Assange zu ermorden. “Es wurde darüber geredet, Herrn Assange zu töten, zu entführen oder zu vergiften”, sagte der Anwalt des inhaftierten Australiers am Donnerstag vor Gericht in London. Aktuell wird über eine Auslieferung von Assange in die USA verhandelt. Dort droht ihm ein Prozess aufgrund Spionage und lebenslange Haft.
Auslieferung?
Investigative Journalisten hatten vor einigen Wochen unter Berufung auf nicht genannte US-Quellen berichtet, der US-Auslandsgeheimdienst CIA habe Anschlagspläne auf Assange geschmiedet, während dieser sich noch in der ecuadorianischen Botschaft in London aufhielt. Die Vereinigten Staaten fechten in dem laufenden Berufungsverfahren die Entscheidung an, die ein britisches Gericht im Jänner getroffen hatte: Eine Richterin in London hatte das Auslieferungsbegehren mit Hinblick auf Assanges angegriffene psychische Gesundheit und die zu erwartenden Haftbedingungen in den USA abgelehnt. Die US-Justiz will dem 50-jährigen Australier wegen Spionagevorwürfen den Prozess machen. Ihm drohen bis zu 175 Jahre Haft.
Martin Sonneborn (Chef von „Die Partei“) ist in London und berichtet vom Prozess. Heute, Donnerstag, wurden Mobiltelefone allerdings verboten, wie er auf Twitter (illegal) vermeldete.
Vorerst letzter (und illegaler) Tweet. Die ehrenwerten Lordrichter haben gerade getuschelt und dann den Einsatz von Mobiltelefonen im Gerichtssaal verboten. Grrr. https://t.co/zQFRn2CbZK
— Martin Sonneborn (@MartinSonneborn) October 28, 2021
Am Mittwoch übte er schwere Kritik an der EU: „Vertreter aus EU-Kommission und -Parlament werfen sich normalerweise sofort in Pose, wenn sie die Worte „Pressefreiheit“ & „Whistleblower“ hören. Ihr ohrenbetäubendes Schweigen zum Fall Assange ist wirklich ein demokratischer Skandal.“
Journalismus als Geheimnisverrat
Vorgeworfen wird Assange, mit der Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen und veröffentlicht zu haben. Er habe damit US-Informanten in Gefahr gebracht. Seine Unterstützer sehen in ihm einen investigativen Journalisten, der Kriegsverbrechen ans Licht brachte. Menschenrechtsorganisationen fordern seine sofortige Freilassung.
(apa/ot)
Titelbild: APA Picturedesk