Sonntag, April 28, 2024

New York hat einen neuen Bürgermeister

Der Demokrat Eric Adams wird übereinstimmenden Prognosen zufolge 110. Bürgermeister der US-Metropole New York City.

Wien, 03. Oktober 2021 | Der 61-jährige bisherige Stadtteil-Bürgermeister Brooklyns setzte sich bei der Abstimmung in der Acht-Millionen-Großstadt am Dienstag gegen seinen republikanischen Kontrahenten Curtis Sliwa durch, wie die Nachrichtenagentur AP und der Sender CNN berichteten. Zunächst noch inoffizielle Zahlen des Wahlgremiums sahen Adams mit etwa 67 zu 27 Prozent vorne.

Er wird damit ab Jänner das zweite schwarze Stadtoberhaupt New Yorks und Nachfolger des eher unpopulären Bill de Blasio, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten durfte. In seiner Siegesrede beschwor Adams den Zusammenhalt unter den New Yorkern, die zuletzt gelitten habe: “Wir sind gerade so gespalten. Und wir verlieren die Schönheit unserer Vielfalt”, sagte er. Es sei nicht wichtig, ob man aus Nachbarschaften in Manhattan, Queens oder Brooklyn stamme oder wo man beten gehe. “Heute ziehen wir das Trikot unserer Stadtteile aus und wir ziehen ein Trikot an: Team New York!”

Ex-Polizist

Adams galt als moderater Kandidat, der das höchste Amt mit einem Kurs zwischen linken und zentristischen Kräften führen will. Neben der wirtschaftlichen Erholung von der Corona-Pandemie – die mehr als 30.000 New Yorker tötete – dürfte eine der schwierigsten Aufgaben Adams im richtigen Umgang mit der Polizei liegen. Im Wahlkampf hatte er eine Balance zwischen seiner eher freundlichen Position gegenüber den oft kritisierten Einsatzkräften und der Gerechtigkeit vor allem für Schwarze angesichts des strukturellen Rassismus versprochen.

Adams war früher selbst Polizist und ist anders als einige New Yorker gegen die Kürzung des riesigen 6-Milliarden-Dollar Budgets des New York City Police Department (NYPD). Die Bekämpfung der Kriminalität sieht er als eine seiner wichtigsten Aufgaben. Neben Sicherheit versprach der künftige Bürgermeister im Wahlkampf auch Maßnahmen gegen überteuertes Wohnen, Investitionen in Schulen sowie 480 Kilometer neue Fahrradspuren.

Der neue New Yorker Bürgermeister wuchs nach eigener Darstellung als eines von sechs Kindern in einer armen Familie in Brooklyn und Queens auf und erlebte in jungen Jahren Polizeigewalt. Er wurde dann allerdings selbst Polizist und versuchte die oft rassistisch geprägten Strukturen des NYPD von innen zu ändern. Später zog er als Senator des Bundesstaates New York in die Hauptstadt Albany und wurde schließlich Stadtteil-Bürgermeister Brooklyns. Seit einer Diabetes-Diagnose lebt Adams vegan.

New York City kommt in den USA auch politisch eine größere Bedeutung als anderen Städten zu, gilt sie doch als Gradmesser für progressive Politik. In der liberalen Hochburg galt Adams Sieg über Sliwa fast als Formsache.

Zusätzlich zum Amt des Bürgermeisters wurde am Dienstag in New York der einflussreiche Bezirksstaatsanwalt von Manhattan neu gewählt: Alvin Bragg wird die Position der AP zufolge als erster Schwarzer übernehmen. Auch über neue Mitglieder des Stadtrats und eine Reihe von möglichen Verfassungsänderungen wurde abgestimmt – darunter eine für ein Recht auf reine Luft, sauberes Wasser und eine gesunde Umgebung. Dort gab es zunächst noch keine Ergebnisse.

(bf/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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4 Kommentare

  1. Gut so.
    Leider haben die dems in virginia verloren.
    Ich befürchte, das trump unwesen kehrt zurück.

  2. Glückwunsch, hoffentlich ein US Amerikaner mit normaler Politik.

    In den USA von Demokraten zu sprechen ist allerdings ziemlich weltfremd, denn die dortige politische Landschaft ist in etwa so als wenn man in Österreich die Auswahl zwischen linken neoliberalen Kapitalisten (NEOS vgl. “Demokraten”) und rechten neoliberalen Kapitalisten (ÖVP vgl. “Republikaner”) hat und dann von einer Demokratie spricht.

    Kräfte wie die Grünen, die KPÖ, die SPÖ oder die FPÖ existieren in den USA fast gar nicht. Manche tun so als ob die Demokraten die SPÖ wären und die Republikaner die FPÖ, doch das könnte weiter von der Realität nicht entfernt sein. Es gibt auch solche Kräfte, allerdings sind sie durch das politische neoliberale System des Kapitalismus nicht vertreten in den USA und alles läuft auf ÖVP gegen NEOS zurück und das wird uns als Vorzeigeland der Demokratie verkauft.

    Das sind beispielsweise die Sozialdemokraten in den USA: https://en.wikipedia.org/wiki/Social_Democrats,_USA

    • Kein Präsident hat mehr Migranten aus den USA geschmissen als Obama. Die Propaganda hat halt das Gegenteil erzählt und wird geglaubt.

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