Samstag, Juli 27, 2024

Massaker für die Börse

Ein bislang unbekannter Börsenspekulant verdiente durch das Massaker der Hamas in Israel Millionen. Eine Untersuchung der Finanzmärkte deutet darauf hin, dass die Terrororganisation selbst dahinterstecken könnte.

Der blutige Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober traf die israelische Sicherheitspolitik unerwartet schwer. Die Sicherheitskräfte in Israel schienen einen Angriff solchen Ausmaßes nicht erwartet zu haben – ganz im Gegenteil zu einem mysteriösen Profiteur auf den internationalen Finanzmärkten. Dieser wettete fünf Tage zuvor massiv gegen die israelische Wirtschaft und verdiente damit Millionen. Der Verdacht liegt nahe, dass die Hamas selbst dahintersteckt.

Spekulation mit Kalaschnikow

In einem Artikel des “Social Science Research Network“, auf die sich ein Bericht der israelischen Zeitung „Hareetz“ bezog, schrieben Robert J. Jackson und Joshua Mitts, beide bestens mit Finanztransaktionen vertraut: „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Händler, die über die bevorstehenden Anschläge informiert waren, von diesen tragischen Ereignissen profitierten”.

Die Händler borgten sich Anteile des Fonds EIS, der den Wert von wichtigen israelischen Unternehmen der Tel Aviver Börse abbildet, aus. Dann verkauften sie diese. Nachdem der Wert in einigen Wochen um 24,6 Prozent gesunken war, kauften sie die Anteile wieder zurück und steckten die Differenz in die eigene Tasche.

Jackson und sein Team fanden deutliche Hinweise, dass Anfang Oktober eine unbekannte Person oder Gruppe in US-Börsenkreisen eine Katastrophe in Israel voraussah und mit dem Absturz der Aktien rechnete. Am 2. Oktober führte diese Person ein enormes Volumen an Leerverkäufen am EIS durch – sie wettete also auf den Crash an der Tel Aviver Börse.

Auffallend war vor allem die Anzahl der Verkäufe. Mit 227.000 Stück gegenüber einigen Tausend an einem normalen Tag sah die Transaktion nicht nach Zufall aus. Wer auch immer massenhaft Anteile des Israel-Fonds verkaufte, könnte rechtzeitig vom bevorstehenden terroristischen Angriff der Hamas gewusst und so Millionen verdient haben.

Ohne Vorwissen zu riskant

Ein weiterer Grund für den Verdacht, dass die Hamas hinter der Spekulation steckt, ist die Tatsache, dass die Leerverkäufe während des jüdischen Feiertags Sukkot getätigt wurden. An diesem Tag gab es keine Hinweise auf einen Absturz der Börse in Tel Aviv. Im Gegenteil – die israelische Wirtschaft befand sich im Aufwind. Massenhaft gegen die Börse in Tel Aviv zu wetten wäre ohne zusätzliche Informationen wirtschaftlich unsinnig gewesen.

Ein Beispiel zeigt: Als die EIS-Anteile nach der Abstimmung zum Umbau des Justizsystems in Israel fünf Prozent ihres Wertes eingebüßt hatten, gab es kein ungewöhnliches Volumen an Leerverkäufen.

Mitts und Jackson stellten ähnliche Muster bei EIS im April fest.  Damals gab es Hinweise auf einen bevorstehenden Angriff der Hamas auf Israel. Und auch damals wurde im großen Stil gegen die israelische Wirtschaft gewettet. 

Hamas-Beteiligung plausibel

Jackson und Mitts liefern starke Hinweise auf eine mögliche Beteiligung der Hamas. Ihr Anführer, Yahya Sinwar, gilt zudem als kluger Kopf in Finanzfragen.

Leerverkäufe wie die eben genannten sind weder laut US-Wertpapierrecht noch nach israelischem Recht illegal. Wenn sich herausstellen sollte, dass die Hamas hinter der Spekulation steckt, handelt es sich jedoch um Terrorfinanzierung. In diesem Fall könnten die US-Behörden die Millionengewinne einfrieren.

900 Millionen Dollar Gewinn

Leerverkäufe an der Börse von Tel Aviv von Mitte September bis Oktober waren ebenfalls eine Goldgrube, stellten die Forscher fest. Allein bei der Bank “Leumi“ wurden von Mitte September bis zum 5. Oktober 4,43 Millionen neue Aktien leerverkauft, was zu Gewinnen von fast 900 Millionen Dollar führte.

Bei einem sogenannten Leerverkauf verkauft man Anteile, die man selbst nicht besitzt, und gibt sie nach einem vereinbarten Zeitraum wieder zurück. Haben die Anteile in der Zwischenzeit an Wert verloren, kann man sie billiger zurückkaufen und macht damit Gewinn.

Hätte die Hamas die erfolgreichen Spekulationen durchgeführt, stünde sie zumindest finanziell als Gewinnerin der Anschläge fest.


Titelbild: (Yahay Sinwar) MOHAMMED ABED / AFP / picturedesk.com, Mediamodifier from Pixabay

Autor

  • Daniel Pilz

    Taucht gerne in komplexere Themengebiete ein und ist trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm stecken geblieben.

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