Freitag, April 26, 2024

Paris: Eskalation bei Wahlkampfauftritt – Anhänger von Rechtsaußenkandidat drehen durch

Anhänger von Rechtsaußenkandidat drehen durch

Bei einer Wahlkampfveranstaltung des extrem rechten Präsidentschaftskandidaten Éric Zemmour ist es am Sonntagabend zu Ausschreitungen gekommen. Gegner des Kandidaten wurden geschlagen und mit Sesseln beworfen. Auch Zemmour selbst wurde angegriffen.

Paris, 07. Dezember 2021 | Tausende Anhänger Éric Zemmours sind am Sonntag in Paris zusammengekommen, um ihrem Wunschkandidaten für die französische Präsidentschaft zu lauschen. Stillem Protest einiger Demonstranten begegneten sie mit Fäusten und fliegenden Sesseln. Zwei Zemmour-Gegner mussten von Sanitätern versorgt werden. Zuvor gelang es einem von ihnen, den Präsidentschaftskandidaten zu attackieren. Dieser kam jedoch glimpflich davon.

Chancen auf die Präsidentschaft?

Der rechtsaußen-Bewerber für den Élysée-Palast liegt derzeit in Umfragen bei rund 15 Prozent und damit vor dem Linkskandidaten Mélenchon und knapp hinter der anderen Rechtsaußenkandidatin Marine Le Pen. Amtsinhaber Emmanuel Macron führt die Umfragen mit 25 Prozent weiterhin an. Er muss sich aber im zweiten Wahlgang einer Stichwahl stellen, deren Ausgang nicht vorhersehbar ist. Die letzten beiden Präsidenten Frankreichs, der konservative Sarkozy und der Sozialist Hollande, konnten ihr Amt nicht verteidigen.

Migration und offene Debatten?

Zemmour positioniert sich in seinen Reden gegen muslimische Migration und für die freie Meinungsäußerung. Er wolle Frankreich gegen die massive Einwanderung aus französischen Ex-Kolonien „verteidigen“ und ruft zur „Reconquête“ – eine Anlehnung an die christliche Wiedereroberung Spaniens von den muslimischen Mauren – auf. Auch seine Parteienbewegung wurde nach der Reconquista getauft. Er selbst stammt von algerischen Juden ab.

Auch die Medien bekommen ihr Fett ab. Ähnlich wie Trump kritisiert Zemmour die „Mainstream-Medien“. Weil seine Ideen in der Öffentlichkeit kritisch diskutiert werden, sehen die Anhänger Zemmours die Meinungsfreiheit in Gefahr. Ein Trugschluss, bei dem Ablehnung mit Verboten verwechselt wird. Den Unmut gegenüber nicht-genehmen Medien bekamen einige Journalisten der Tageszeitung „Quotidien“ am Sonntag hautnah zu spüren. Sie wurden von der Menge ausgebuht und vereinzelt angegriffen. Schließlich wurden die Reporter zu ihrer eigenen Sicherheit aus der Halle eskortiert.

Die Anhänger Zemmours waren damit wieder unter sich, die proklamierte Meinungsfreiheit – eigentlich eine Meinungseinheit – wiederhergestellt. Bis eine Gruppe antirassistischer Demonstranten auf den Plan trat. Sie wurden zusammengeschlagen. Der Wahlkampfauftritt verkam kurzzeitig zum Handgemenge.

(dp)

Titelbild: APA Picturedesk

DanielPilz
DanielPilz
Taucht gern tiefer in komplexe Themengebiete ein. Lebt trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm und verpasst fast kein Fußballspiel.
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6 Kommentare

  1. Der Mann ist trotz allem nicht zu unterschätzen. Sein Buch “La France n’a pas dit son dernier mot” dürfte wohl das bestverkaufte Sachbuch des Jahres werden, obwohl einige Buchhandlungen es nicht anbieten.
    Man hat Eric Zemmour lange ignoriert und regt sich jetzt ein bisschen aufregt. Der Mann ist kein Ultra-Extremist, findet das aktuelle Wegschauen bei unqualifizierter Immigration aber nicht akzeptabel.
    Seinen ersten Zeitungsartikel publizierte Eric Zemmour am 3. Dezember 1985 unter dem Titel “La douleureuse histoire de l’intégration pluri-ethnique” im Quotidien de Paris.
    Darin hat er sich noch klar für Familienzusammenführungen ausgesprochen. Mittlerweile sieht er das offenbar wesentlich kritischer.

  2. Stillem Protest einiger Demonstranten begegneten sie mit Fäusten und fliegenden Sesseln. Zwei Zemmour-Gegner mussten von Sanitätern versorgt werden. Zuvor gelang es einem von ihnen, den Präsidentschaftskandidaten zu attackieren.

    ?? Hab ich das jetzt richtig gelesen?? Von den „still protestierenden“ Demonstranten hat einer den Präsidentschaftskandidat attackiert ??

    …spannend

  3. Kein Wunder, dass sich die Menschen immer mehr radikalisieren. Und sie werden mehr als gut bedient mit immer neuen zweifelhaften Gestalten und selbsternannten “Heilsbringern” die ihre Botschaften verkünden und die Leute immer mehr aufstacheln . Was wir bisher nur von anderen Kontinenten kannten hält jetzt auch in Europa einzug. Auch unsere “Insel der Seligen” Österreich ist mittlerweile keine Ausnahme mehr. Die Sehnsucht nach Veränderung ist bei den Menschen mittlerweile so groß, dass sie sogar dem Teufel hinterherlaufen würden.

  4. Das kann was ! Zeit zum Nachdenken für die Tintenspritzer ob sie noch immer weiter nur als gekaufte Propagandainstrumente der Eliten wahrgenommen werden wollen …

  5. Brennt die EU? Traurig was sich abspielt und ein Ende ist noch nicht in Sicht! Einige der EU Granden können sich “einen tollen Erfolg auf die Schultern heften” …. Was habt ihr getan??? Was tut ihr noch???

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