Warum die BMI-Chats gefährlich sind:
Die BMI-Chats platzen in das Rückzugsgefecht, in dem Karl Nehammer für die ÖVP die Macht in Wien verteidigen will. Sie bringen die Partei, die am Abgrund steht, aus dem Gleichgewicht.
Wien, 23.1.2022 Kathi Nehammer bewegt. Das Kanu, in das sie mit Innenminister Sobotkas Kabinettsmitarbeitern unter Führung seines Kabinettschefs Kloibmüller zum „Teambuilding“ gestiegen war, brachte sie zum Kentern. Kabinetts-Handys gingen nach dem Bericht einer Presse-Reporterin zuerst über Bord und dann ins BVT. Es wird immer wahrscheinlicher, dass die schaukelnde Frau Nehammer dabei ist, auch das Regierungsboot ihres Ehemannes zu versenken.
Parvenu und Exekutor
Thomas Schmid benützte sein Handy wie ein Parvenu. Vom Prahlen mit der eigenen Macht bis zur Beschimpfung des „Pöbels“ findet sich im Schmid-Speicher die ganze Verachtung, die die Kurz-Auserwählten in ihrer Blütezeit für das „Volk“ übrig hatten. Die Auswertung des Schmid-Handys durch die WKStA führte mitten ins Innerste des türkisen Regimes.
Michael Kloibmüller benützte sein Handy wie ein Exekutor. In ruhigem Ton bestimmte er, wer nach oben und wer nach unten kam. Sei Ton ist sachlicher, aber seine Art weit härter als die seines Pendants im Finanzministerium. Die Auswertung des Kloibmüller-Handys durch ZackZack führt mitten ins Innerste des schwarzen Regimes.
Sogar dort, wo es persönlich und intim wird, geht es Schmid um Prahlerei und Kloibmüller um Macht. Bei Schmid muss man manchmal lachen. Bei Kloibmüller vergeht das Lachen schon nach dem ersten Chat.
Schmid wurde zum Symbol des türkisen Kurz-Regimes, das nach dem Vorbild Orbáns die ganze Macht an sich reißen wollte. Kloibmüller steht für den schwarzen Kern der Macht: das Innenministerium mit Kriminalpolizei und Verfassungsschutz mit seinen Köpfen aus dem niederösterreichischen ÖAAB: Wolfgang Sobotka, Johanna Mikl-Leitner, Gerhard Karner und Karl und Kathi Nehammer. Das türkise Regime ist kurz vor seinem Ziel gescheitert, weil es die WKStA und eine Handvoll unabhängiger Medien nicht ausschalten konnte. Jetzt führt Karl Nehammer die schwarzen Kerntruppen ins letzte Gefecht der ÖVP. Es geht um die Macht in Wien und um die Antwort auf eine Frage: Wird es nach 1986 zum ersten Mal wieder eine Regierung ohne ÖVP geben?
Gier am Abgrund
Tausende BMI-Chats, die wir für ZackZack auswerten, können dabei die Rolle spielen, die die Schmid-Chats für den Zusammenbruch des Kurz-Regimes gespielt haben. Karl Nehammers neue Geschichte beginnt mit dem Satz: „Wir sind ganz anders. Wir nehmen Rücksicht, wollen den Ausgleich und regieren mit Anstand und Vernunft“. Die BMI-Chats zeigen, dass auch das eine Lüge ist. In der Nehammer/Sobotka/Mikl-Leitner-ÖVP ist alles gleich wie in der ÖVP von Sebastian Kurz: der Postenschacher, die Lenkung der Justiz, der Missachtung der Pressefreiheit, der Missbrauch der Polizei, die Gier nach Macht. Nur eines ist anders: Die Nehammer-Partei weiß, dass sie nicht vor dem Gipfel, sondern am Abgrund steht. Mit den BMI-Chats droht sie, das letzte Gleichgewicht zu verlieren.
p.s: Im Gegensatz zur WKStA haben wir die türkisen Angriffe noch nicht überstanden. Die Millionenklagen, mit denen uns Kurz-Oligarchen den Mund stopfen wollen, laufen noch. Die ÖVP weiß, dass wir uns die Rückstellungen, die wir bilden müssen, um die Prozesse führen zu können, kaum leisten können. Daher brauchen wir eure Unterstützung – HIER im ZackZack-Club.
p.p.s.: In der ersten Fassung des Kommentars habe ich geschrieben, dass auch Richard Grasl an der Bootsfahrt teilgenommen habe. Das stimmt nicht, ich habe den Irrtum sofort korrigiert. Es tut mir leid.
Titelbild: APA Picturedesk