Montag, September 9, 2024

Rabensteiner: Muskelspiele

„Gegen all euer Leiden verschreibe ich euch Lachen“, sagte der französische Arzt und Humanist François Rabelais. Die wöchentliche Dosis Medizin verabreicht Fritz Rabensteiner.

 

Fritz Rabensteiner

Wien, 29. Jänner 2022 | Ich bin schockiert. Der ehemalige Papst Benedikt XVI ist in einen Missbrauchsskandal verwickelt. Er soll vor 40 Jahren als Münchner Erzbischof nichts gegen pädophile Priester unternommen haben.

Erinnern sie sich an die Titelseite der Bild-Zeitung, als er zum Pontifex gewählt wurde? Das Qualitätsblatt hat sich überschlagen vor Freude und Demut. ++ Unser Joseph Ratzinger ist Benedikt XVI. Wir sind Papst! ++ Aber jetzt sitzt Benedikt nicht mehr auf dem Heiligen Stuhl, sondern auf einem Leibstuhl, und Franz Josef Wagner, der geistige Ziehvater von Jeannée, schießt sich langsam auf ihn ein: „Ich habe Papst Benedikt mehrmals in seiner weißen Soutane gesehen. Es war wie Licht sehen, Reinheit. Es war kein physikalisches Phänomen, es war ein Licht, dass von ferne kam. Ich war ein Fan von Ex-Papst Benedikt. Wir alle waren hineingeraten in eine höhere Ebene. Wir glaubten, er sei ein Gottmensch.“ Aber am Schluss macht er ihn fertig. Da kommt eine knallharte Rechte: „Papst Benedikt, beichte!“ Ich weiß nicht, welches Zeug Franz Josef Wagner nimmt, aber das hätte ich gerne.

Noch gibt es aber Wichtigeres: Tränen im Dschungelcamp. Eheprobleme bei Harald Glööckler. Und darunter die wichtigste Meldung des Tages: +++ Hoppla, was war da denn los? Lewy stinkig nach Bayern-Sieg! +++ Die Bild muss auch die intellektuellen Leser im Auge behalten. Der emeritierte Papst hat auch schon auf die Vorwürfe reagiert: „Ich habe davon nichts gewusst.“ Um später zu relativieren: „Die Angabe war objektiv falsch. Das war keine böse Absicht, sondern ein Versehen.“ Und ganz wichtig: „Ich werde für die Opfer beten.“ Das ist tätige Reue. Damit kommt man auch in Österreich gut durch. Wenn sie in einem U-Ausschuss sagen: „Ich kann mich nicht erinnern, woher das Geld stammt, aber ich habe nichts davon für mich verwendet. Ich habe alles der ÖVP gespendet“, dann sind keine weiteren Fragen mehr zulässig.

Erinnern sie sich an Bischof Krenn? Das war der Rundliche. Der lebende Fleischknödel. Er hat den Download von Kinderpornos als Bubendummheit bezeichnet. Er war eben Pragmatiker. Oder Kardinal Groër? Der fromme Mann war auch ein wenig vom Weg abgekommen und die Kirche zahlte sogar Schweigegeld an ein Missbrauchsopfer, um einigermaßen aus der Schusslinie zu kommen. Schweigegeld ist vielleicht zu hart formuliert. Nennen wir es Anerkennungshonorar. Geben ist seliger als Nehmen. Heute würde das erheblich mehr kosten. Wird ja alles teurer. Aber es gibt auch andere Wege, um sich von der Sünde reinzuwaschen. Der von Sobotka im Parlament veranstaltete Gebetskreis war schließlich auch nur ein vorausschauender Ablasshandel, damit er nach dem U-Ausschuss nicht stundenlang zur Beichte muss. Und mit Freude denken wir an die Worte des Predigers Ben Fitzgerald, der Sebastian Kurz in der Wiener Stadthalle gesegnet hatte.

Aber nicht nur Kurz und Sobotka werden in den Himmel kommen, auch Benedikt XVI. Das sei ihm gegönnt. Schließlich verehrt er die Jungfrau Maria, und da soll er doch die Möglichkeit bekommen, sie auch persönlich kennenzulernen. Allerdings sollten sich Ratzinger und islamistische Selbstmordattentäter nicht zu sehr auf die unbefleckte Maria und weitere 72 Jungfrauen freuen. Casanova ist seit 1798 dort oben zugange und ich vermute stark, dass er noch aktiv ist und 73 Frauen für den Venezianer nur eine Aufwärmübung waren. Gott wird dann in Vertretung für die Bild die Titelseite gestalten: Maria packt aus!!! Erst nahm er mich, dann mein Geld. Casanova auf der Flucht! Und anschließend die wichtigste Meldung des Tages: +++ Zoff bei den Bayern. Gerd Müller will Ratzingers Parkplatz! +++

Ich war selbst kurz davor, Priester zu werden, aber Frauen haben meine kirchliche Karriere verhindert. Es ist immer das Fleischliche. Sehr viele Männer stolpern über ihren eigenen Penis. Haben sie jetzt das Bild vor Augen, wie sich ein Mann tollpatschig nach vorne bewegt und dann steht da so ein Ding herum? Welche Frau hat noch nicht gesagt „Tu das Ding weg“?

Sperren sie sich nicht, sie müssen da schon ein wenig mitarbeiten. Männer haben da unten, also eher mittig, einen Muskel und der führt ein Eigenleben. Und wenn dieser Muskel an die frische Luft will, dann saugt er unglaublich viel Blut an, das dann im Kopf fehlt. Das kann man sich aber gut einteilen. Bei Männern dauert der Sex manchmal zwei Minuten. Ein anderes Mal geht es ganz schnell. Bei Frauen ist das anders. Die erreichen den Höhepunkt, wenn der Mann bereits geduscht und auf dem Weg zur Arbeit ist. Falls sie dazu Fragen haben, wenden sie sich bitte an die Redaktion. Ich faxe ihnen die Antworten dann durch.

Mehr über den Autor finden Sie hier.

Titelbild: APA Picturedesk

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