Dienstag, April 30, 2024

SPÖ-OÖ-Chefin muss gehen – Lindner übernimmt

Lindner übernimmt

Wechsel in der SPÖ-OÖ: Der bisherige Klubobmann Michael Lindner übernimmt die Führung von Birgit Gerstorfer. Offiziell sorgte ein Impfplakat für die Rochade. Dass sich Gerstorfer mit der Gewerkschaft anlegte, war jedoch wohl ebenfalls nicht hilfreich.

Linz, 02. Februar 2022 | SPÖ-Oberösterreich-Chefin Birgit Gerstorfer muss gehen. Das wurde Dienstagabend einstimmig im Präsidium beschlossen. Gerstorfer bleibt noch bis zum Parteitag im September Landesrätin. Es wird auch einen Wechsel in der Landesgeschäftsführung geben. Bis zum 28. Februar will Linder einen Nachfolger für Georg Brockmeyer präsentieren, sagte er in der Pressekonferenz am Mittwoch.

Über den Vorschlag des Präsidiums, Lindner zum neuen Landesparteichef zu machen, wird kommenden Montag im Vorstand abgestimmt. Auf einem Parteitag im September soll er gewählt werden. Spätestens bis dann soll auch entschieden werden, wer Gerstorfers Posten in der Landesregierung übernimmt. Lindner kündigte an, für ihre Nachfolge “zeitnah” einen Vorschlag zu präsentieren. Für den Parteitag will er eine Form der Mitgliederbeteiligung finden, wie genau diese aussehen soll, ließ er aber noch offen. Er habe “großen Respekt vor der Aufgabe”, so Lindner, gezögert habe er aber nicht. Es gelte, “die Sozialdemokratie weiterzuentwickeln und in das neue Zeitalter übersetzen”.

Gerstorfer wollte sich zum Vorgang ihrer Demontage nicht äußern, auch für Fragen stand sie nach der Pressekonferenz nicht mehr zur Verfügung. Sie habe immer gesagt, sie werde die Vorsitzführung übergeben, “wenn es gut ist für die SPÖ” – und nun sei es eben “überraschend früh” soweit. Sie hatte bereits zuvor signalisiert, dass sie mittelfristig ihren Platz räumen werde und auch Lindner, den sie als Klubobmann durchgesetzt hatte, als Nachfolger präferiert.

Impfplakat Anlass, aber nicht Ursache

Dazu, dass sie so schnell in Ungnade gefallen ist, hat neben dem mageren Landtagswahlergebnis im Herbst wohl auch eine von der Partei in Auftrag gegeben Analyse beigetragen, laut der man das Verhältnis zu den Gewerkschaften überdenken solle. Wenig überraschend kamen die erste Rücktrittsforderungen von SPÖ-Nationalrat, Gewerkschafter und Vorsitzenden der Linzer Sektion voestalpine Dietmar Keck. Das Fass zum Überlaufen soll dann eine am Montag präsentierte Impfkampagne mit traurigen Kindern, die angeblich nicht mit den Funktionären abgesprochen gewesen sein soll, gebracht haben. Für Polit-Experten wie Peter Filzmaier und Thomas Hofer war die Impfkampagne allerdings nur Anlassfall für die Rochade. Die Ablöse habe eine lange Vorgeschichte.

“Die Kampagne war nicht das richtige Mittel, um die Menschen von der Impfung zu überzeugen. Das haben wir bemerkt”, räumte Lindner ein, darum werde sie nicht fortgesetzt. Die Plakate würden in den nächsten Tagen abgenommen. In Richtung der Gewerkschaft gab er sich verbindlich: “Gewerkschaft und Partei brauchen einander gegenseitig”, so der designierte Parteichef, man wolle “gemeinsam den Boden für die Zukunft legen”. Dass er “mit allen wesentlichen Teilen der Landespartei gut zusammenarbeiten kann”, habe er als Klubvorsitzender bewiesen.

Bundesparteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner und Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch gratulierten Lindner und dankten Gerstorfer. Sie habe die Partei “in einer Zeit übernommen, die nicht leicht war.” Deutsch würdigte, dass sie “bei der Rettung von Arbeitsplätzen beim Verkauf des MAN-Werks in Steyr Flagge gezeigt und sich sehr stark für die Arbeiter und Angestellten von MAN eingesetzt” habe.

(apa/bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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11 Kommentare

  1. Die Dame wollte Kinder in Todesangst versetzen und sich von der Gewerkschaft lösen. Hiezu dieses: Ersteres ist unter jeder Kritik und Letzteres nicht minder. Eine Sozialdemokratie, welche sich von der Gewerkschaft löst, ist eine Sozialdemokratie, welche sich von der Arbeiterklasse löst. Und eine Sozialdemokratie, welche sich von der Arbeiterklasse löst, ist keine Sozialdemokratie. Aber aus allen Wolken fallen, wenn dann die im kapitalistischen Stich gelassene Arbeiterklasse nach rechts abdriftet…

  2. Haha. Die geschaste Gerdorferin kann nun der SPÖ nachweinen und singen “Ich will dich nicht verlieren”. Was für eine subtile Komik.

  3. Rotes Dilemma
    Leider hat die SPÖOÖ keine Umfrage über Beinschab beauftragt. Sie hätte nach Kurz-Beratung für das Sujet sicher ein Tier oder eine Pflanze, vorgeschlagen.
    Die Trauerweide wäre Favorit gewesen.
    Diese Erkenntnis konnte sich die finanzschwache SPÖOÖ wohl nicht leisten!

  4. Das Wahlplakat finde ich schlecht, weil man Kinder nicht für solche Zwecke missbrauchen sollte. Wenn ich aber an den peinlichen Fernsehspot von unserem Gottseidank ExExKanzler Kurz und dem Kogler mit dem Kind im Elefantenkostüm zwecks Abstand denke, dann ist das ja geradezu ein Lercherlsch…s dagegen.

  5. Der Wahlkampf der SPÖ in Oberösterreich war grottenschlecht. Gerstorfer war völlig fehl am Platz. Das Lindner das Ruder rumreist kann ich mir auch nicht vorstellen.

    • Ich hab es während dem Wahlkampf schon geschrieben,Gerstorfer ist dort hin gegangen wo es nicht weh getan hat,also z.b. mit SPÖ Pensionisten wandern usw.

      Luger hat die ÖVP in Linz “gestraft” in seiner unsäglichen Dummheit,von wegen,das mach ich,weil ich höre ja eh auf.

      Als Strafe wurde Gerstorfer dann vom Stelzer ihr Amt genommen(das sie aber all die Jahre nicht so extrem schlecht erledigt hat) Aber Stelzer hat eben gesagt,was der Luger kann,kann ich auch,hat halt die Gerstorfer getroffen.

      Sie ist eine sicher gute,ehrliche Frau,aber eben kein Zugpferd,aber viele ältere SPÖ-Wähler haben sie gewählt,nicht weil immer SPÖ,sondern aus vollem Herzen,habe ich oft gehört,ach die ist lieb die mag ich,die wähle ich.

      Nur mit den alten Leuten kannst eben keine Wahl hoch gewinnen.

      Und ja,das mit der Gewerkschaft war nicht gut und über die neuen Plakate mit weinenden Kindern,da sag ich besser nichts dazu,müsste es dann nur mit xxxx beschreiben.

      Nur,warum der Voest Diddi meint,er muß sich da so auf die Schienen hauen,ich sag mal so,selber hat er es nicht wirklich weit gebracht,weil im Parlament sitzen o.k. passt eh. Nur er ist kein Macher,keiner dem das selber eingefallen ist,er ist einer dem man sagen kann,geh mach das und ja er macht es. Wie gesagt,ich kenne ihn schon sehr lange,seine Rolle bei der Sache ist einfach nur,wir brauchen wen,ach wir nehmen ihn,es wird ihm noch schaden,aber egal,ist nicht mein Problem.

      Über den Neuen in der SPÖ kann ich mir kein Urteil bilden,kenne den zuwenig,aber so wie die SPÖ in O.Ö. beisammen ist,schlimmer kanns eh nicht mehr werden.

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