Samstag, April 27, 2024

Neuer Jugendroman – Julya Rabinowich: »Ausgrenzung und Rassismus gehen uns alle etwas an«

Neuer Jugendroman

Julya Rabinowichs neuer Jugendroman “Dazwischen: Wir” erzählt vom Hinschauen, vom Kampf gegen Rassismus und vom Gemeinsamen in einer gespaltenen Gesellschaft. 

Wien, 03. Februar 2022 | Der Nachbar grüßt uns nicht mehr. Wir grüßen ihn nicht mehr. Er hat sich nie entschuldigt. Irgendwann mal hat Markus ihn gestellt und gefragt: “Und? Wie wollen wir jetzt unsere Nachbarschaft anlegen – mehr auf Mistgabel oder auf Mittagskaffee?” – In ihrem neuen Jugendroman erzählt Julya Rabinowich die Geschichte ihrer Heldin Madina weiter, die aus einem Kriegsgebiet geflüchtet ist und die nun, da sie eine neue Heimat gefunden hat, auch vor neuen Herausforderungen steht.

Die Wiener Autorin Rabinowich kam als Kind mit ihren Eltern von der Sowjetunion nach Österreich. Sie arbeitete unter anderem als Dolmetscherin mit Geflüchteten. Auf ihren ersten und mehrfach ausgezeichneten Jugendroman “Dazwischen: Ich”, erschienen 2016, folgt jetzt der Nachfolgeteil “Dazwischen: Wir”.

ZackZack: Das erste Buch „Dazwischen: ich“ war sehr erfolgreich. Warum war es Ihnen wichtig, Madinas Geschichte weiterzuerzählen?

Julya Rabinowich: Ich habe ursprünglich gedacht, dass die Geschichte für mich abgeschlossen ist. Dann bin ich 2018 oder 2019 bei einer Lesung in Dresden in eine Pegida-Demonstration geraten. Die Spannung dort war spürbar, auch die derjenigen, die die Rassismus abgelehnt haben, auch die Stimmung jener, denen es egal war. Da war mir klar: Angesichts der Entwicklungen in Europa nach 2015 ist Madinas Geschichte nicht fertigerzählt.

Alle Fluchtgeschichten realer Menschen haben eine gewisse Ähnlichkeit. Ihre Probleme teilt sich Madina mit ganz vielen Kindern und Jugendlichen.

“Dazwischen:Wir” ist Ende Jänner im Hanser Verlag erschienen

ZZ: Von Kritikern wird die Sprache der Bücher als sehr authentisch gelobt. Wie haben Sie zu Madinas Stimme gefunden?

Rabinowich: Sie war einfach da. Das liegt daran, dass ein Teil Madina in mir steckt. Ich bin zwar unter anderen Voraussetzungen und ohne Kriegserlebnisse nach Österreich gekommen, aber plötzlich in einer völlig fremden Welt und Sprache gestrandet, das ist etwas, das wir teilen. Alle Fluchtgeschichten realer Menschen haben eine gewisse Ähnlichkeit. Ihre Probleme teilt sich Madina mit ganz vielen Kindern und Jugendlichen. 

ZZ: Nicht nur Deutschland hat mit Pegida ein Problem mit Rassismus, auch in Österreich und im Rest Europas ist das Thema präsent. Sind wir dem als Gesellschaft hilflos ausgeliefert?

Rabinowich: Mir ist in dem Buch auch wichtig zu zeigen, wie schleichend so eine Spaltung der Gesellschaft passiert. Im Buch beginnt es mit einer „Ausländer-Raus“-Schmiererei. Dann schreien es Leute, am Anfang weniger, dann immer mehr und dann kippt die Stimmung. Madina sieht, wie alles nach und nach untergraben wird, was sie sich aufgebaut hat. Es macht deutlich, dass man nicht zu lange warten darf, um einzuschreiten.

Das „Wir“ im Titel des Buches ist ein diverses Wir, es ist die Gesellschaft, die sich gegen Ausgrenzung und Rassismus einsetzt. Das geht uns alle etwas an und nicht nur die Personen, die davon betroffen sind. 

ZZ: Sie beschreiben das Buch als deutlich politischer als das erste. Das zentrale Thema ist ein Keil in der Gesellschaft. Was können wir dagegen tun?

Rabinowich: Das Buch ist für mich ein Aufruf an die sogenannten anständigen Konservativen. Im Buch werden sie von einer strengen Lehrerin verkörpert, die Madina und ihre Familie gegen einen Mob verteidigt. Ohne diesen Mut kriegen diejenigen die Macht, die „Ausländer raus“ skandieren. Die Stimmen dagegen dürfen nicht nur aus dem linken Teil der Gesellschaft kommen. Das „Wir“ im Titel des Buches ist ein diverses Wir, es ist die Gesellschaft, die sich gegen Ausgrenzung und Rassismus einsetzt. Das geht uns alle etwas an und nicht nur die Personen, die davon betroffen sind.

ZackZack: “Dazwischen: Wir” ist ein Jugendbuch. Warum wollten Sie dieses Thema für ein junges Publikum aufbereiten?

Rabinowich: Ich habe dieses Thema für Erwachsene schon sehr intensiv beackert, ich wollte neue Menschen ansprechen. Erwachsene wissen eher als Jugendliche, was Krieg bedeutet. Mir war es wichtig, dass sie von einer Gleichaltrigen erzählt bekommen was Krieg bedeutet und wie er nachwirkt. Ich will vermitteln, wie zerbrechlich Frieden ist, wie kostbar und, dass er nicht selbstverständlich ist. 

Ich will vermitteln, wie zerbrechlich Frieden ist, wie kostbar und, dass er nicht selbstverständlich ist.

ZZ: Im Buch geht es auch darum, dass Madina sich in der neuen Gesellschaft angekommen fühlt. Was bedeutet Ankommen in diesem Kontext? 

Rabinowich: Das Ankommen ist eine andere Herausforderung. Man arbeitet auf diesen Punkt hin, an dem man weiß, ob man bleiben darf. Dann gibt es aber neue Herausforderungen, das Fußfassen, das Land verstehen und seinen Platz darin finden. Am Ende des Buches steht Madina mit einem Bein im neuen und einem im alten Ich. Dieses Ich vereint beides ohne an den Spannungen zerbrechen. Am Ende unternimmt sie eine weitere Reise, doch das wird keine Flucht sein, sondern ein bewusstes Aufbrechen in dem Wissen, dass sie zurück kann.

Das Interview führte Stefanie Marek.

Titelbild: Michael Mazohl

Stefanie Marek
Stefanie Marek
Redakteurin für Chronik und Leben. Kulturaffin und geschichtenverliebt. Spricht für ZackZack mit spannenden Menschen und berichtet am liebsten aus Gerichtssälen.
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62 Kommentare

  1. Natürlich habe ich heute über Ihr neues Buch gesprochen und ja, da hat sich ein etwas jüngerer Elternteil gefreut!
    Danke.

  2. Ihr seids ja auch verlogen, und über die Diskriminierung über 2G pp schreibts ihr nix, jaja, , na…sinds euch zuwigstiegen, oder ist es ernsthafte Erleuchtung eines Peter Pilz? Erkenntnisse? Oder hat wer in eurem Umfeld einen Impfschaden und wenn ja, wieso braucht es das, damit man mal korrekt recherchiert zur Coronaimpfung? ….. Zweigesichtig seids ihr! HOHN ist so was! Den größen Skandal deckt ihr nicht nur nicht auf, sondern schlagts in die ÖVP Kerbe dabei! Gratulation! aktueller Vlog:
    https://keine-impfpflicht.at/

  3. Ja eh, wie bringt man heutzutage glaubhaft rüber, dass Ausgrenzung was ganz übles ist??????

    • Was soll man tun mit euch? Heute gehört: “dieses Arschloch von einen geimpften Arbeitskollegen der sich in der Firma frei bewegen kann, hat meine ungeimpfte Bekannte angesteckt”.
      Ja, einen solchen haben wir jetzt in der Firma und geoutet hat er sich in der Pause, ungeimpft wie er ist. Ihr habt ja alle einen Knall!

      • Nicht böse sein,aber warum ist ihre Bekannte nicht geimpft?

        Wenn sie sich nicht impfen lassen kann,aus den bekannten Gründen,dann tut es mir sehr,sehr leid,wenn es sie erwischt hat.

        Wenn sie aber keine Gründe hat sich nicht impfen zu lassen,dann muß man sagen,gut dann kamen 2 ungeimpfte zusammen und wusch hat es gescheppert.

        Also bitte nicht böse sein,ich meine es nicht böse,oder hämisch oder sonst was,aber man fragt sich eben,warum die Bekannte nicht geimpft war. Wie gesagt,spricht bei ihr was gegen eine Impfung,also gesundheitliche Gründe,verstehe ich die Wut vollkommen,aber wenn nicht,dann muß ich sagen,beide Schuld.

        • Ich hingegen meine es schon persönlich weil die Blödheit die in diesem Forum tw. aufeinanderprallt und die Unkorrektheit tut weh, also noch mal für alle Gehirngewaschenen: Geimpfte wie Ungeimpfte produzieren dieselbe Viruslast im Rachen, Ausnahme Kinder beider Sorten, getestete Ungeimpfte sind Wahrscheinlich weniger Gefahr, als Geimpfte die ungetestet das Omikron durch die Gegend tragen. Ansteckung ist nix Böses, wer das glaubt, soll sich Ziegel und Zement kaufen und sich im Klo einmauern und ned völlig evidenzbefreite Behauptungen inkl. falscher Schlüsse von sich geben. Ein Blick ins Ausland genügt, die Blödheit ist in Ö konzentriert, und leider ganz oben vorzufinden!

        • Lesen sie sich alles mal ganz genau durch. Ist sicher schwer, weil ich sehr ungenau geschrieben habe.

          Wurscht, ich verlange zu viel.
          ” I am from Austria”, obwohl e voll genau geschrieben habt ihr ja auch noch nie verstanden!

      • Wer hat dir angeschafft, was “zu tun” mit uns? Tu doch was mit dir selber, wennst glaubst….und lass alle anderen in Ruh.

        • Eigentlich sind die Rechten arm. Es gibt für die nur mehr sich selbst und alle anderen Menschen sind egal.
          Es braucht eine innehalte Stunde für die armen Opfer der “Impfpimpf-Zeit” in der wir “Impflinge” für diese eine Schweigeminute einlegen, natürlich auch für deren instrumentalisierten Kinder. (-:

      • Es gibt ja so wie so keinen “Links-Faschismus”.
        Gehen wir der Frage nach, warum es (Überraschung!) keinen „linken Faschismus“ gibt.
        Faschismus ist nämlich eine idealistische und irrationale Ideologie. Bevor jetzt alle in ihre Tasten hämmern, hört mir zu wie ich das meine: Idealistisch im Gegensatz zu materialistisch. Nicht das Sein bestimmt das Bewusstsein, sondern Zugehörigkeit zu Volk und Nation bestimmt Sein….
        https://www.volksverpetzer.de/kolumnen/nats-analyse/linker-faschismus/

        • Danke für den Link!
          In die Tasten hämmere ich üblicherweise nicht, versuche meine Worte mit Bedacht zu wählen….😉
          Mit dem Wort Volk werden allgemein (große) Gruppen von Menschen bezeichnet, die durch kulturelle Gemeinsamkeiten, reale oder fiktive gemeinsame Abstammung oder einen politisch und rechtlich organisierten Personenverband zu einer unterscheidbaren Einheit zusammengefasst sind. Eine verbindliche Definition gibt es nicht.
          Sehen Sie mein Dilemma…?

      • Faschist ist jeder, der Faschistisches tut. Siehe ganz oben in unserer Politik! Selbstverständlich ist man nicht Faschist wenn man geimpft ist, das ist PRIVATSACHE, in die Privatsache, sich aber NICHT impfen zu lassen, mischt sich die Staatsgewalt. Und zwar, so ist es nunmal, die ÖVP, die Grünen, die SPÖ und die NEOS. Wenn er könnte PP Liste Pilz offensichtlich auch. Nationalratsabgeordnete und Bundesratsabgeordnete die dazu ja sagen, wissen anscheinend nicht, dass sie dafür in Verantwortung gezogen werden! Immunität schützt da nicht.

        • vielleicht leben Sie erst kurz in diesem Land, oder sind noch nicht alt genug.
          Ihre “Einmischung” hat es schon immer gegeben, immer dann wenn Bedarf besteht/bestand.
          In der Verfassung steht ausdrücklich dass sich die “Staatsgewalt” bei (Gesundheits) Gefahr einzumischen hat, ohne Alternative.

    • Die Ausgrenzung der Ungeimpften hat damit begonnen als die Ungeimpften nach der rechten Pfeife zum Tanzen angefangen haben. Oder sind sie e alle die zu den Demos laufen rechtsrechts?

      Da wo ich arbeite wird keiner ausgegrenzt, da wo ich bin wird keiner ausgegrenzt, weder Flüchtlinge noch Mühlviertler., weil ich sonst sauer werde. Nur sage ich immer wo ich stehe!

      • Wo führte es hin, sich nicht mehr gegen Unrecht zu wehren, nur weil man befürchten müsste, Beifall von der «falschen» Seite zu bekommen? Ränder und Extreme einer
        Gesellschaft würden gestärkt und die Mitte noch weiter geschwächt.

        • Politisches rechts und links sollte man sich nicht als Seite vorstellen sondern als rechten oder linken Inhalt.
          Was ist Mitte in diesem Sinn?
          Ihre These schwächelt und ist eine unbrauchbare Rechtfertigung in Sache rechtrechts!

        • Die linken sind die neuen rechten, das wolln die Linken halt nicht begreifen! Auf das WIE kommt es an, nicht auf das welche Seite!

          • Begreifen ist wohl nicht ihre Sache. Es ist nichts neu, es ist “nichts”* noch nie vorgekommen, es schon ziemlich alles in Worte gefasst.
            Sie können im Kreis herumhüpfen! Sie sind was sie sind und dafür sind nur sie verantwortlich.
            WIE sie sich aus ihrer Situation befreien können ist ihre Sache.
            Sie sind ziemlich dumm, weil für sie kein Ausweg mehr vorhanden ist, wollen sie mit den Schuhen der Anderen (Linken) laufen.
            Sie wollen ihren Feind mit Haut und Haaren übernehmen. Sie schreien in ihren Kosmos “Wir sind die Linken”!?

            *”nichts” im Sinne es gibt nicht “Nichts”

      • Du bist aber schön selbstgerecht! Niemand tanzt nach irgend einer Pfeife, es ist halt so, dass die FPÖ und MFG die einzigen sind, die den Ungeimpften helfen, daran sind alle anderen Parteien selber Schuld! Und Grüne, die mich Neonazi schimpfen nur weil mich mit der FPÖ der Widerstand gegen Impfpflicht und G-Diskriminierung VER BINDEN, die brauche ich wie Fußpilz! Und Pilz brauch i a ned, ich würde mir lieber die Hände abhaken als noch einmal Peter Pilz zu wählen, egal ob der keine Partei mehr aufstellt, für dieses komplette Umfallen bei größten Skandal in Österreich namens Impfpflicht und G-Diskriminierung pp!

    • Die ÖH das sind die ärgsten Blockwarte und i sag immer …GauleiterInnen, die wünschen sich für die Unis 1G=Geimpfte nur, ganz vorne weg die jüdische ÖH! Ich war mal grün und auf vielen Anti-Rassismus Demos, aber diese VErlogenheit, dieses Opfer dürfen nur sein jüdisch ist pp, und natürlich war alles arg damals, keine Frage, aber diese Selbstgerechtigkeit und Blindheit dafür, dass im Alltag gerade Ungeimpfte diskriminiert werden und aus Jobs geschmissen, (mit Millionen gefördert bei AUA und ORF…) das ist extrem verlogen, und Viktor Frankl würde sich im Grab umdrehen!

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