Freitag, April 26, 2024

Unter schwarzgrünen Schwingen

„Komm großer schwarzer Vogel,“ hat Ludwig Hirsch gesungen. Für die Wiener Zeitung hat dieser Vogel nun einen schwarzen und einen grünen Flügel ausgebreitet und segelt dahin, ein Genexperiment zwischen Geier und Phönix, der die letzte Runde über der Wiener Zeitung gedreht hat, bevor er mit rosa Schleifchen versehen zu neuen Ufern aufbricht.

Wien | Die Wiener Zeitung ist nämlich gar nicht tot! Sie wühlt sich als halblustig Untote aus dem Erdreich heraus und verspricht ein völlig neues Sein. Und wer nicht wirklich tot ist, der braucht auch keinen gezollten Abschiedsrespekt. Wie respektvoll die letzte Ehre der ältesten Zeitung der Welt nämlich erwiesen wurde- und zwar vielleicht nicht so ganz überraschend von dem eigenen Geschäftsführungsteam! – ist nämlich gut dokumentiert: Der letzten Ausgabe der Wiener Zeitung, auf der großflächig ADIEU stand, der letzten vom ursprünglichen Redaktionsteam gestaltete Ausgabe wohlgemerkt, immerhin haben jetzt an die 100 Menschen ihre Arbeit verloren- hat man eine fröhlich-kindlich rosa Schleife verpasst. Die Schleife verdeckt das Adieu und plappert fröhlich vor sich hin: „Kein Adieu.“ In Übersetzung: Hört nicht auf diese Idioten und Idiotinnen, die wir gerade entsorgt haben, alles wird gut, alles wird besser.

„Kein Grund zur Traurigkeit.“ Und noch schnell ins Grab nachgespuckt. „Ist das noch eine Zeitung?“

Ist das noch eine Zeitung? Keine Ahnung. Ein respektloser Wiedergänger ist dieser Phönix allerdings auf jeden Fall.

Titelbild: ZackZack / Miriam Mone

Julya Rabinowich
Julya Rabinowich
Julya Rabinowich ist eine der bedeutendsten österreichischen Autorinnen. Bei uns blickt sie in die Abgründe der Republik.
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4 Kommentare

  1. Viele Unternehmen sparen sich nun aber die gesetzlich verordneten Veröffentlichungsausgaben.
    Trotzdem kann ich mich aber nicht so richtig darüber freuen. Werde mit diesem Geld vermutlich ein Trauergeschäftsessen finanzieren…
    (Hoffentlich kurbelt das nun aber nicht auch noch die Inflation weiter an?)

  2. Wenn sich eine Zeitung mitsamt aller Presseförderung nicht am Leben erhalten kann, dann waren wohl nicht genug Leute willens, diese Zeitung zu kaufen. Warum sollte sie dann künstlich mit noch mehr Förderungen erhalten bleiben, mit unser aller Geld nämlich ? Nur weil sie alt ist? Das ist nicht Grund genug.

  3. Der Niedergang der WIENER ZEITUNG markiert ja im Grunde genommen auch die “Herbstzeit einer Gesellschaft”, die es verlernt hat, mit den demokratischen Möglichkeiten gegen diesen “moralischen Rückfall aus geistiger Höhe” vorzugehen….

  4. das ist natürlich keine zeitung mehr.

    es steht die befürchtung, dass aus diesem untoten etwas eine mutation des drexxpress wird.

    ich kanns nur immer wieder wiederholen.

    das verzeih ich den grünen nie.
    neben einigen anderen sachen übrigens. aber dieser banausenhafte meuchelmord an der wiener zeitung ist halt so öffentlich.

    nie wieder grün.

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