Donnerstag, Januar 16, 2025

Teil 3: Sigi Wolf kassiert Bauern-Förderung

EU-Agrarförderung für Sigi-Wolf-Latifundie

Sigi Wolf ist ein erfolgreicher Investor. Sein Einfluss reicht von Russland bis Österreich und von Autofabriken bis in Finanzämter. All das ist öffentlich bekannt. Aber nicht viele wissen, dass Sigi Wolf auch als Bauer erfolgreich ist.

Wien, 05. Februar 2022 | Dem Sigi-Bauer gelang es 2019 zum ersten Mal, auch die EU zu überzeugen. Allein in diesem Jahr erhielt er 70.325,36 Euro aus Mitteln der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU. Im Jahr darauf honorierte die EU Wolfs agrarische Leistungen mit 68.508,61 Euro.

Basis für die EU-Agrarförderung ist ein Grundstück im niederösterreichischen Weikersdorf. Wolf besitzt die Immobilie seit 1986. Im Jahr 2005 beschrieb der „Trend“ das Wolf-Anwesen: Dort „residiert Wolf mit Ehefrau Andrea und den Töchtern Julia und Stefanie auf einer weitläufigen Latifundie in Weikersdorf: Der prächtig ausgebaute Bauernhof steht auf einem Grundstück, das nicht weniger als 54 Hektar misst.“ Wolfs Sprecher Josef Kalina bestätigte ZackZack auf Anfrage, dass dieser in Weikersdorf einen landwirtschaftlichen Betrieb besitzt, „der biologischen Getreideanbau betreibt“ und der auf europäischer und österreichischer Ebene Agrarförderung bezieht. Kalina gibt an, dass alle Vorgaben für den biologischen Landbau eingehalten und mehrmals jährlich entsprechend kontrolliert würden.

Bauernhof ist Sitz einer Immobilienentwicklungsfirma

Der „Bauernhof“ führt bei genauerem Blick auf Weikersdorf zu einem tief verschachtelten Unternehmen. Die ES Projekt GmbH & Co KG residiert seit dem Juni 2007 unter der Firmenbuchnummer FN 295914 v in Weikersdorf. Ihre Tätigkeit für den Gesellschafter „Prof. Wolf KR Ing. Siegfried“ lautet nicht auf „Landwirtschaft“, sondern auf „Immobilienprojektentwicklung“. Wolfs Ehefrau Andrea fungiert als Geschäftsführerin. Kommanditistin ist die ASW Privatstiftung in Graz. Von da führt die Spur des Stifters zu einer Reihe weiterer Gesellschaften. Mit der SR Liegenschaftsbesitz GmbH & Co OG endet eine Spur wieder in Weikersdorf.

EU-Förderung an Adresse von Wolf

Die EU weiß, was an Wolfs Luxusanwesen unterstützenswert ist. 2019 gab es 24.048,43 Euro als „Basisprämie“, eine von der landwirtschaftlichen Erzeugung „entkoppelte“ Flächenförderung. Wolfs Herz für die Umwelt schlug auch zu Buche: 10.737,02 Euro für „dem Klima- und Umweltschutz förderliche Landbewirtschaftungsmethoden“, 4.708,07 Euro für „Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen“ und 27.797,62 Euro für „Ökologischer/biologischer Landbau“. Auch die Benachteiligungen des Sigi-Bauern wurden ausgeglichen: durch „Zahlungen für aus naturbedingten oder anderen spezifischen Gründen benachteiligte Gebiete“ in der Höhe von 2.568,65 Euro.

Als ihm die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner im Juni 2018 das Goldene Komturkreuz verlieh, erklärte ihr Wolf, „seine Kraft habe er aus dem landschaftlichen Bereich und dem landwirtschaftlichen Umfeld genommen“. Die 138.833,97 Euro aus den Fonds der EU sind erstklassiger Kraftstoff.

Förderung der Besiedlung benachteiligter Gebiete

Für die Abwicklung der EU-Direktzahlungen sorgt die AMA, die Agrarmarkt Austria. Sie hilft beim Ausfüllen der Formulare und bei der Eingabe der Daten. Aber die Hauptfrage beantwortet die EU selbst. „Wofür stehen die Zahlungen der Gemeinsamen Agrarpolitik?“ Im ersten Satz der EU-Antwort steht das Wichtigste: „Mit den finanziellen Mitteln aus der EU-Agrarpolitik ist gewährleistet, dass (…) insbesondere die Besiedelung in den Berggebieten und benachteiligten Gebieten aufrecht erhalten wird.“ Das ist im Fall der Besiedelung durch Sigi Wolf überzeugend gelungen.

(pp/pma)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Peter Pilz

    Peter Pilz ist Herausgeber von ZackZack.

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