Linz und Steyr trennen sich von den Skulpturen „Wächter des Lichts“. Auf den Social-Media-Kanälen ihres Schöpfers war als Protest gegen die Impfung ein Bild aufgetaucht, das unter anderem einen Davidstern aus Impfspritzen zeigt.
Linz/Steyr, 09. Februar 2022 | Wer in Linz an der Donaulände entlang und am Arcotel Nike Linz vorbei spaziert, stößt dort auf drei über zwei Meter große Skulpturen, die wahlweise an Dementoren aus Harry Potter oder die Ringgeister aus Herr der Ringe erinnern. Diese sogenannten „Wächter des Lichts“ dürften nun bald von dort verschwunden sein. Ihr Schöpfer, der oberösterreichische Künstler Manfred Kielnhofer, hat im Jänner unter anderem auf Twitter und Facebook ein Bild veröffentlicht, auf dem ein Davidstern zu sehen ist, der aus Impfspritzen gebildet wird. Die Plattform “Stoppt die Rechten” hat die Postings gesammelt.
Kielnhofer sagt gegenüber ZackZack, ein paar „Internetfreunde“ mit Zugang zu seiner Facebook-Seite hätten das Sujet gepostet, und: „Ich würde das jetzt nicht mehr so durchgehen lassen.” Im Widerspruch dazu steht seine am 18. Jänner veröffentlichte Entschuldigung auf Facebook. In dieser behauptet er, seine Seiten seien gehackt worden.
Linz und Steyr wollen Skulpturen loswerden
Bis 2. Februar hätte Manfred Kielnhofer seine “Wächter des Lichts” von der Linzer Donaulände und vom Urfahraner Markt abtransportieren müssen. Am 19. Jänner kam die entsprechende Aufforderung von Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ). Antisemitismus hätte in Linz keinen Platz, ließ Luger in einer Presseaussendung wissen. Liegenschaftsreferent und Stadtrat Dietmar Prammer (ebenfalls SPÖ) ergänzte: “Corona-Impfungen mit dem Holocaust in Verbindung zu bringen und als angesehener Künstler medial zu streuen, überschreitet sämtliche künstlerische Freiheit.” Kielnhofer ignorierte die Frist. Er denkt auch weiterhin nicht daran, die Skulpturen zu entfernen, wie er ZackZack gegenüber sagt. Das Büro des Liegenschaftsreferenten Prammer hat angekündigt, rechtliche Schritte zu setzen, sollte Kielnhofer der Aufforderung weiterhin nicht nachkommen.
Auch die Stadt Steyr trennt sich von drei Skulpturen, die Ex-Kultur-Stadtrat Gunter Mayrhofer (ÖVP) im Jahr 2020 um 4.200 Euro brutto aus seinem Budget gekauft hatte. Kielnhofer sagt, er habe die Skulpturen der Stadt damals „zum Herstellungspreis“ verkauft. Normalerweise würde er 10.000 Euro für eine der 2,2 Meter hohen Skulpturen aus Plastik haben wollen.
Die “Wächter des Lichts” waren in Steyr an verschiedenen Plätzen aufgestellt. Nun warten sie in einem Depot darauf, verkauft zu werden. Der Kaufpreis steht noch nicht fest. Der Erlös soll ins Kulturbudget fließen, so wünscht sich das Kultur-Stadträtin Katrin Auer (SPÖ). Laut Auskunft der Stadt Steyr gibt es derzeit sechs Interessenten. Den Käufer will die Stadt sorgfältig aussuchen: „Es ist kein Bieterverfahren, sondern es soll eine Idee dahinter sein.“
“Stolzer Schwurbler und Impfgegner”
Manfred Kielnhofer ist “stolzer Schwurbler und Impfgegner”, wie er Zackzack gegenüber betont. Mit entsprechenden Sujets, geteilten Videos und Texten in den sozialen Medien unterstreicht er seine Überzeugungen.
Er poste immer wieder etwas gegen die Impfung und lösche das dann wieder, so Kielnhofer. Das Bild mit dem Davidstern aus Spritzen ist mittlerweile von allen Plattformen verschwunden. Aber andere, die mit Verschwörungstheorien in Verbindung gebracht werden können, sind nach wie vor online.
Kielnhofer fühlt sich verfolgt
Kielnhofer behauptet, der Post wäre als „Hilfeschrei“ gegen die Impfung gedacht gewesen. Er ist jedenfalls davon überzeugt, dass seine Absichten von den „dunklen Kräften“ absichtlich „um 180 gedreht“ und damit falsch dargestellt worden seien, um ihm zu schaden. Auch die Tageszeitung „Der Standard“ beobachte seine Social-Media-Kanäle und mache bei jeder Gelegenheit Screenshots, so Kielnhofer. „Der Standard“ hatte zuletzt auch über den Fall berichtet.
Den Künstler stört es anscheinend nicht, dass das, was er verbreitet, den klassischen Verschwörungstheorien entspricht. „Es ist so, das wird alles auffliegen.“ Kielnhofer rechne damit, dass er die Sache in einem halben Jahr wieder in seinem Sinne „gerade gerückt“ habe.
Update: Der Artikel wurde am 10. Februar um 10.55 Uhr um die Androhung rechtlicher Schritte aus dem Büro des Liegenschaftsreferenten Stadtrat Dietmar Prammer ergänzt und um die Information, dass auch am Urfahraner Markt Skulpturen stehen.
(pma)
Titelbild: Wikimedia Commons | Kronberger4, CC BY-SA 4.0