Montag, April 29, 2024

Legale Diskriminierung: Keine Handhabe gegen »Anti-Homo-Haus« in Niederösterreich

Legale Diskriminierung

Eine private Zimmervermietung in Niederösterreich kommt mit Homophobie durch. Einen Gesetzesentwurf, der das ändern könnte, blockiert die Regierung seit Jahren.

St. Pölten, 10. Februar 2022 | Das M-Haus in Aggsbach Markt empfängt Sie nur wenige Schritte von der Donau und einem öffentlichen Strand entfernt – heißt es auf einer der wenigen Buchungsplattformen, auf denen die private Zimmervermietung in Niederösterreich noch nicht gesperrt ist. Denn neben kostenlosem W-LAN und einer Tischtennisplatte erwartet Gäste (hauptsächlich Arbeiter und Monteure) auch eine geballte Ladung Homophobie. Die „Niederösterreichischen Nachrichten“ (NÖN) hatten am Mittwoch zuerst berichtet. 

Seit 2012 ist das M-Quartier im Besitz der jetzigen Betreiber. 2014 haben diese das Haus als „Anti-Homo-Haus“ deklariert – so steht es auf der Website unter einem eigenen Reiter. Eine der zahlreichen Begründungen auf der Seite: „Weil wir Homosexualität ablehnen und nichts mit AIDS oder Syphilis zu tun haben wollen.“ Auch nicht mit “Homosexualität, Pädophilie und Gender-Ideologie”. Gegenüber den NÖN bestritt der Quartierbetreiber, der sich selbst als gläubigen Christen und Homosexualität als „Krankheit“ bezeichnet, dass er mit diesen Aussagen diskriminieren will.  Es gehe ihm lediglich um die Gesundheit. 

“Wenn er irrationale Ängste hat, können wir ihm diese mit guter Beratung nehmen”, sagte die Geschäftsführerin der Aids Hilfe Wien Andrea Brunner, die auch für Niederösterreich zuständig ist, gegenüber der APA. “Wir können ihn aufklären, wie HIV und STI (sexuell übertragbare Krankheiten, Anm.) übertragen werden – nämlich nicht im Alltagsleben, wie es in einem Hotel der Fall ist.”

Der ÖVP-Bürgermeister der Gemeinde, der laut NÖN bisher von der Ausrichtung des Hauses nichts wusste, ließ die Website des Quartiers von der Gemeindehomepage löschen. Auf APA-Anfrage sagte der Betreiber: „Das ,Anti-Homo-Haus‘ wird bleiben. Das wird man mir nicht ausreden können.“

Regierung blockiert Gesetzesänderung

Die Antidiskriminierungsstelle Niederösterreich hat hier keine Handhabe, denn Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung sind in Österreich beim Zugang zu Gütern und Dienstleistungen, darunter auch Beherbergung, nicht illegal.

In einer Presseaussendung macht SPÖ-LGBTIQ-Sprecher Mario Lindner einmal mehr darauf aufmerksam, dass die ÖVP seit mehr als zehn Jahren eine entsprechende Änderung des Gleichbehandlungsgesetzes blockiere. Mehrere Anträge der SPÖ zu dem Thema habe Türkis-Grün in den letzten Jahren abgelehnt. Auch ein Hearing zum gesetzlichen Diskriminierungsschutz im Gleichbehandlungsausschuss des Parlaments hätte die Koalition im Vorjahr nicht zugelassen.

Dabei könnte laut Lindner ein bereits vorhandener Gesetzestext jederzeit beschlossen werden. Zum „Anti-Homo-Haus“ sagt er: „So etwas darf nicht legal sein, mit solchen Hassparolen sollte kein Unternehmen werben dürfen!“ Auch SPÖ-Volksanwaltssprecher Rudolf Silvan unterstützte Lindners Forderung am Donnerstag in einer Aussendung: „Ein derartiges Weltbild ist einfach untragbar und aus dem 19. Jahrhundert.“ Von den Grünen, die sich immer auf die Fahnen geheftet hatten, für Gleichberechtigung zu stehen, meldete sich bisher niemand zu Wort.

(sm/apa/noen)

Titelbild: Screenshot Unternehmenswebsite

Stefanie Marek
Stefanie Marek
Redakteurin für Chronik und Leben. Kulturaffin und geschichtenverliebt. Spricht für ZackZack mit spannenden Menschen und berichtet am liebsten aus Gerichtssälen.
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27 Kommentare

  1. Irgendwie eigenartig, da wird über Diskriminierung berichtet, wie böse der Hausbesitzer ist und gleichzeitig werden 1,5 Millionen gesunde Menschen in Österreich diskriminiert und vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen nur weil sie sich nicht mit irgendeinem Serum spritzen lassen welches weder vor Infektion noch vor Weitergabe des Virus schützt.
    Einzige Ausrede der Covididioten mit dem “spitzen Finger” ist lediglich der “schwere Verlauf” der immerhin irgendwo zwischen 1 und 3 % der Infizierten droht.

  2. Uiuiui, ich seh schon die Rainbowparade auf dem öffentlichen Strand dort in der Nähe aufmarschieren. Selber Schuld.

  3. Einen Gesetzesentwurf, der das ändern könnte, blockiert die Regierung seit Jahren?
    “Kein Bett frei” wird die Lösung sein und ich verstehe den Vermieter (Beherberger): Es ist nicht jedermanns Sache in allen Dingen komische Bedürfnisse zu befriedigen. Das geht ins Persönliche; “man höre und verstehe die andere Seite”?
    Der Staat soll sich da heraushalten, er kommt “mit seinen Quartieren” trotz Wachpersonal nicht klar!

  4. Ich habe selber 2 Ferienwohnungen und mir würde nie einfallen jemanden auszugrenzen, sogar Geimpfte dürfen kommen. Jedoch sollte jedem überlassen sein wen er in sein Haus lässt. Ein Jahr lang wurden Ungeimpfte diskriminiert, geschimpft, sogar der Tod gewünscht, also lasst die Kirche im Dorf. Dass die Grünen nicht ernst zu nehmen sind muss jetzt endlich dem Letzten klar sein. Zum Schluss noch es gibt keine Partei in Ö die unsere Wählerstimme verdient hat, das hat sich in den letzten 2 Jahren herauskristallisiert. Leider.

  5. PS: Frau Zadic war ja auch im Team bei der Postenvergabe. Von den Side Letters wird sie sicherlich
    nichts mitbekommen haben.

  6. Wie immer schweigt die Justizministerin. Sie und Mückstein stehen auch bei zackzack unter Denkmalschutz.
    Wüßte gerne warum.

    • ……..Von den Grünen, die sich immer auf die Fahnen geheftet hatten, für Gleichberechtigung zu stehen, meldete sich bisher niemand zu Wort……
      schreibt ZackZack.
      Ich habe noch nicht bemerkt, daß ZZ die Grünen schont.
      Im Gegenteil, PP ist schwer enttäuscht und hält sich bei Leibe nicht zurück.

    • Ja,da sind sie aber nun ganz,ganz still.

      Also nicht mal mehr bei so einem für die Grünen doch so wichtigen Thema fällt ihnen nichts mehr an.

      Mir tun die N.Ö. wirklich schon leid,weil im Moment kommt das doch so schöne Bundesland nicht aus den Schlagzeilen.

      Aber ich werde trotzdem den Urlaub in Spitz wieder genießen und auch gerne nach N.Ö. fahren,das Land ist so schön,es gibt auch viele liebe Niederösterreicher,also ich will keine Fremdenverkehrswerbung machen,aber N.Ö. ist immer eine Reise wert!

      • Und den Mücki – der verdient ja neben dem Ministerjob noch extra durch seine Beteiligung an der Immo-Firma, die Test- und Impfcontainer vermietet. Ein Fuchs =)

  7. Dürfte Kurz hier übernachten, in einem Vierbettzimmer mit Schmid, Blümel und Bonelli? Einen Versuch wär’s wert😊

  8. diese bigotten heuchlerischen scheinheiligen “christen” sollten sich irgendwo in einem reservat zusammenfinden und sich dann ganz streng an den katechismus halten.
    also sex nur mehr zum zeugen des nachwuchses.
    und alle anderen sollens bitte in ruhe lassen mit ihren geistigen krankheiten.

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