Sonntag, April 28, 2024

»Best of böse«-Satire im »Falter« medienethisch zulässig – Presserat

Presserat

Im vergangenen Dezember hat der “Best of Böse”-Jahresrückblick der Wochenzeitung “Falter” für Aufregung gesorgt. Der Presserat hielt am Freitag die Krippenszene für medienethisch zulässig.

Wien, 18. Februar 2022 | Eine mit “geilzeit” betitelte Fotomontage im Stil einer Krippenszene zeigte Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz’ Lebensgefährtin Susanne Thier mit entblößter Brust. Mehrere Personen – auch aus der Politik – befürchteten einen Eingriff in deren Persönlichkeitsschutz und wandten sich an den Presserat. Dieser erklärte die Montage nun als medienethisch zulässig.

Auf dem Bild sind Kurz und dessen Lebensgefährtin mit neugeborenem Kind als Josef und Maria zu sehen. Darüber hinaus sind zwei Politiker als Hirten dargestellt. Der Begleittext lautet: “Die Liebe Familie”. Der Presserat hielt in einer Aussendung zunächst fest, dass die Presse- und Meinungsfreiheit bei Satire und Karikatur besonders weit auszulegen sei. Dennoch gebe es Grenzen wie die Menschenwürde einer Person zu beachten.

“Thier nahm am öffentlichen Leben teil”

Mit dem Titel “geilzeit” werde auf das Magazin “Freizeit” der Tageszeitung “Kurier”, “der der ‘Falter‘ offenbar eine besondere Nähe zu Sebastian Kurz zuschreibt”, als auch das “Geilomobil” aus dem Wiener Wahlkampf 2010 angespielt, so das Selbstkontrollorgan. “Die liebe Familie” beziehe sich wiederum nicht nur auf die junge Familie Kurz, sondern auch auf die Gruppe junger Männer, die als “türkise Familie” bezeichnet werden. “Die Bildveröffentlichung ist eine Persiflage darauf, dass vor allem familiäre Gründe (und nicht belastende Chatnachrichten) für den Rückzug aus der Politik ausschlaggebend gewesen seien”, interpretierte der Presserat.

Zu prüfen galt es, ob Thier auf diese Art und Weise in den politischen Diskurs miteinbezogen werden durfte. Die Darstellung mit entblößter Brust weise im Kontext mit der Überschrift “geilzeit” einen sexualisierten Gehalt auf, womit ein Eingriff in die Privatsphäre vorliegen könnte. Zwar übte Thier selbst keine politische Funktion aus, doch war sie während der politischen Tätigkeit von Kurz in den Medien präsent – etwa bei Wahlkampfveranstaltungen an seiner Seite oder nachdem ihre Schwangerschaft bekannt gegeben worden war. “Folglich nahm Thier am öffentlichen Leben teil, und die Beziehung mit Kurz wurde für die politische Erzählung des Politikers eingesetzt”, hielt der Senat 1 des Presserats fest und maß diesem Umstand entsprechendes Gewicht hinsichtlich seiner Entscheidung bei. Zudem sei für die Betrachterinnen und Betrachter erkennbar, dass es sich um eine Montage handle.

Der Presserat anerkannte den Umstand, dass der “Falter” mehrere die Montage scharf kritisierende Leserbriefe veröffentlichte. Allerdings hätten sowohl Chefredakteur Florian Klenk als auch Herausgeber Armin Thurnher auf die “umfangreiche, mit Argumenten untermauerte Kritik der Öffentlichkeit differenzierter reagieren” können, merkte das Selbstkontrollorgan kritisch an.

“Ob die Satire als gelungen einzustufen ist und ob es sinnvoll war, die Lebensgefährtin des eigentlichen politischen Akteurs in den Mittelpunkt der Bildkomposition zu rücken, sind Geschmacksfragen, für die die Senate des Presserats nicht zuständig sind”, wurde abschließend festgehalten. Fest stehe, dass nach Abwägung aller Aspekte der Beitrag medienethisch zulässig sei.

(apa/bf)

Titelbild: falter/”best of böse”

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

25 Kommentare

  1. “Thier nahm am öffentlichen Leben teil”

    Die war wie schon mal jemand postete sogar extrem oft in den Medien…Hunderte male….fast wie ein Promi, die wurde und liess sich ” vermarkten”….bekommen die Geld dafür ???
    Und sie ist im FI Ministerium auf sehr hohen posten, ob fachlich geeignet oder Versorgungsposten weiẞ ich nicht aber sie unterzeichnete Rechnungen mit denen Kurz gefälschte Umfragen finanzierte …das gehört untersucht…da reicht es nicht es wegzulacheln…
    Und mir kann keiner sagen diese Dame weiss nicht was sie unterzeichnet wenn sie dafür verantwortlich ist und kennt den Typen mit dem sie zusammen lebt nicht, den fast alle in der Welt meiden und nur Skandale in den Medien über ihn stehen…
    Das er der unfähigste alle BK war das hat sie mitbekommen, wenn nicht…dann sollte sie zum Arzt und den Job aufgeben weil dann hat sie dort nix verloren…
    Warum wird gegen sie nicht ermittelt…

  2. Falter Radio #654, ab 7:20. Thomas Maurer zerlegt das Cover nach allen Regeln der Satire-Kunst. Absolut herrlich und es ist ihm eigentlich nichts hinzuzufügen.
    (Die Wortspenden der anderen Gäste kann man sich schenken)

  3. Zadic hat in ihrer Funktion als Justizministerin dieses “Zur-Schau-Stellen” von Frau Thier öffentlich angeprangert, obwohl Frau Thier die Einzige war, die das künstliche Gezetere mit Nonchalance gesehen hat.
    Vielleicht kann sich Frau Zadic ähnlich ins Zeug legen zb für die WKStA, die von der ÖVP permanent angegriffen wird und bereits im UA von Störfreuern berichtet hat. Oder für die Auslieferung von Wöginger? Oder die Auslieferung von Sobotka? Oder die Klagserhebung gegen Kurz und seine Truppe. Warum schweigen Sie hier, Frau Zadic? In die türkise Farbe gefallen?

  4. Verzerrte Fakten wie dieser bleiben allzu oft unwidersprochen: es ist keinesfalls eine entblößte Brust dargestellt, diese falsche Aussage gründet auf der Fantasie schlecht sehender Betrachter.
    Es ist die Spitze eines Fingers, dahinter ein zweiter Finger derselben rechten Hand, den Stoff haltend.
    Die Brust ist nicht einmal ansatzweise zu sehen, geschweige denn die Brustwarze, mit welcher sich der Finger verwechseln ließe, wenn es eine solche keine 10 cm unterhalb des Schlüsselbeins geben könnte.
    Daß diese Satire nicht gelungen war, und überhaupt nicht sinnvoll die Thier in den Mittelpunkt zu setzen, darf ich objektiverweise auch hinzufügen

    • Nun, ich möchte da äußerst vorsichtig widersprechen. Wenn Sie das Bild mal Googeln und zwar unter Bildern – dann werden Sie das eine oder andere unzensierte finden. Und dort ist sehr wohl eine Brustwarze zu sehen – klar und deutlich..🙈

      • Kenne nur das Bild von Zack Zack hier. Kann verstehen, wenn sich Zack Zack wegen diesem Blödsinn nicht noch eine unnötige Klage mehr einfangen will

  5. Durch die Segnung, die Kurz in aller Öffentlichkeit erfahren hat und – als Messias aufgestiegen – ist es ja nur logische Konsequenz, der Empfängnis seines Sohnes zu huldigen, da ja dank biblischer Überlieferung bekannt auch die Mutter Gottes, unsere Heilige Maria, ihr Kind unbefleckt empfangen hat. Welch heiliger Geist auf Susanne herabkam? Das fällt tatsächlich in die Privatsphäre ;-))

    • eine person, dessen gehabe man nur als peinlich beschreiben kann (bastelbub), darf nicht teil von satire sein?
      ja, in der schülerunion hatte man noch echte sachen zum lachen, sogar in tabellen dargestellt.

  6. Jetzt muss er sich ja nicht mehr hinter “seiner jungen Familie” verstecken, jetzt kann er ja offen sagen für welchen gailen Typen in der Partei er sich um die Seife bückt.

  7. Kann bitte jemand das türkise Groupie Frau B betreuen? Dürfte kurz vor einem Herzkasperl sein.

  8. Habe die Aufregung zu diesem Bild eh nie verstanden insbesondere der ÖVP-Frauen. Die gehen aber wohl auch alle empört durch Gemäldeausstellungen vor lauter entblößten und sexualisierten Darstellungen. Konservative halt.

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Benkos Luxusvilla in Italien

Denn: ZackZack bist auch DU!