Montag, Dezember 9, 2024

»Naturgemäß eine Angeberei«: Heller-Kunstskandal sprengt Rahmen

Heller-Kunstskandal sprengt Rahmen

Der österreichische Alleskönner André Heller soll aus Eitelkeit einen Rahmen und dessen Entstehungsgeschichte gefälscht haben. Das Stück wurde Berichten zufolge zuvor um 800.000 Euro verkauft – 2022 kaufte er ihn zurück.

 

Wien, 2. November 2022 | Aufregung in der Welt der Kunst! Ein vermeintlich gefälschter Rahmen sorgt für Verstimmungen bei Kunstexperten und Sammlern. Das Objekt, bislang dem bekannten Künstler Jean-Michel Basquiat zugeordnet, soll in Wirklichkeit den Händen André Hellers entsprungen sein. Der in Wien ansässige Künstler wollte einem Kunsthistoriker einen Streich spielen, wie er gegenüber dem „Falter“ angibt.

Geschichte erfunden

Als der Rahmen 2016 in einen Kunstkatalog der Wiener Kunsthändler Wienerroither & Kohlbacher aufgenommen wurde, lieferte Heller laut “Falter” die zugehörige Entstehungsgeschichte. So habe er den Rahmen 1987 gemeinsam mit Basquiat in dessen New Yorker Atelier „am Boden gebastelt“. Basquiat habe zuvor eine „wunderbare Zeichnung zerschnitten, in den Rahmen geklebt und mit roter Farbe verbunden“, so Heller damals, der sich 2016 auch an Details erinnerte, die nie stattgefunden haben. So sagte er etwa: „Ich weiß noch, dass ich gesagt habe, den Zeichnungsteil mit der Unterschrift müssen wir rechts unten hinkleben, damit der einzigartige Rahmen signiert ist.“ Der US-amerikanische Künstler verstarb 1988.

Rivale ausgetrickst

Im „Falter“ sagt Heller nun zu seiner damaligen Geschichte: „Da stimmt ganz wenig“. Zwar sei die in den Rahmen eingearbeitete Zeichung tatsächlich ein Original von Basquiat, den Rahmen habe er aber mit ein paar Freunden in Wien gebastelt – nicht in New York mit Basquiat.

Heller verrät auch, warum er sich zu der Fälschung entschlossen hatte. Er wollte das Kunstwissen des Basquiat-Kenners Dieter Buchhart auf die Probe stellen. Dieser hätte „mich und alle anderen niedergeredet mit dem, was er über Basquiat weiß“, so Heller im “Falter”-Interview. Der gefälschte Rahmen sollte Buchhart demnach als Original untergejubelt werden. Die „Angeberei“ gelang zunächst. Auch als Buchhart Heller 2017 im Zuge einer Ausstellung in London, bei der die Echtheit des Rahmens angezweifelt wurde, noch einmal auf Beweise für die Entstehungsgeschichte ansprach, blieb letzterer bei seiner Version. Weil kein Echtheitszertifikat vorlag, wurde der Rahmen damals jedoch nicht ausgestellt, schreibt der “Kurier”.

Bei Kunstmesse ausgestellt

Dass der Rahmen, der ein Basquiat-Original umschloss, bei der großen Kunstmesse Tefaf 2017 laut “Falter” um sechs Millionen Euro ausgestellt wurde, wirft im Nachhinein Fragen auf. Wollte Heller mit seinem Rahmen Profit machen? Nein, erklärt der Künstler dem “Falter”. Denn für einen Verkauf auf der Messe hätte er ein Echtheitszertifikat ausstellen müssen, was ihm unmöglich gewesen wäre.

Als der Rahmen später um 800.000 Euro verkauft wurde, schrieb Heller in den Kaufvertrag, dass ein Zertifikat „nicht vorhanden“ sei.

Rahmen zurückgekauft

Für Heller ist das „Gschichtl“, wie er es selber nennt, eine eher unangenehme Episode seines Schaffens. Als er über die “Falter”-Recherchen informiert wurde, habe er den Rahmen zurückgekauft. „Ich bin ein vom Glück gesegneter Mensch und bringe mich doch nicht durch einen Fälschungsvorwurf in Gefahr“, sagte er dazu.

Vorwürfe zurückgewiesen

Gegenüber dem “Kurier” behaupteten Hellers Anwälte nun jedoch, dass am Vorwurf der Fälschung nichts dran sei. Denn Heller hätte den Rahmen beim Weiterverkauf nie als Basquiat-Werk bezeichnet, sondern diesen als “Rahmen mit eingearbeiteten Basquiatzeichnungen weitergegeben”, so der Künstler im “Kurier”.

Auch der Kunsthändler Alois Wienerroither widerspricht dem “Falter”-Artikel. Der Rahmen allein sei niemals um die überlieferten Summen angeboten worden. Die darin enthaltenen Zeichnungen seien außerdem Basquiat-Originale, das sei fotografisch dokumentiert, verteidigte sich Wienerroither.

Update: Der Artikel wurde um 12:46 um eine Darstellung von Hellers Anwälten und des Kunsthändlers Wienerroither ergänzt.

(dp)

Titelbild: HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com

Autor

  • DanielPilz

    Taucht gern tiefer in komplexe Themengebiete ein. Lebt trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm und verpasst fast kein Fußballspiel.

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