Donnerstag, Mai 2, 2024

Schallenberg irritiert mit 1938-Vergleich – ZiB2

ZiB2

Außenminister Alexander Schallenberg sorgte mit seinem ZiB2-Interview am Sonntag für Irritationen. Nach seinem Vergleich zwischen dem Russland-Ukraine-Konflikt und dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland folgte Kritik. Die SPÖ fordert eine Klarstellung von Kanzler und Vizekanzler.

Wien, 21. Februar 2022 | “Wir haben doch 1938 am eigenen Leib erlebt, wie es ist, wenn man alleingelassen wird.” Der Vergleich des Außenministers Alexander Schallenberg (ÖVP), zwischen dem Anschluss Österreichs im Jahr 1938 und der Lage in der Ukraine im Konflikt mit Russland im ZiB2-Interview am Sonntagabend sorgt derzeit für Wirbel. Schallenberg nahm bei seinem Vergleich Bezug darauf, dass die rote Linie, die nicht überschritten werden darf, das Völkerrecht sei.

Zudem ergänzte er, dass die Sicherheit der Ukraine auch Österreichs Sicherheit sei. Schließlich ist die ukrainische Grenze näher an Wien, als Vorarlberg. “Das ist nicht irgendwo weit weg von uns”, so der Außenminister. Zur Lage in der Ukraine und ob nun eine Krieg drohe führte Schallenberg weiter aus, dass die Zeichen auf Sturm stehen. Man müsse auf diplomatischer Ebene weiterhin alles unternehmen, um eine kriegerische Auseinandersetzung zu vermeiden. Bezüglich angedrohter Sanktionen gegen Russland betonte er, dass “Abschreckung und Dialog” das richtige Mittel sei. Wenn es aber zu militärischen Aktionen Russlands komme, “wird es massive Sanktionen geben, die wir nicht wünschen, aber wir werden sie machen müssen”.

Opposition wirft “Geschichtsrevisionismus” vor

Nach dem Interview wurden in den sozialen Netzwerken Stimmen laut, dass Ex-Kanzler Schallenberg „Geschichtsrevision“ betreibe. Unter anderem warf die NEOS-Abgeordnete Henrike Brandstötter Schallenberg dies vor.

In eine ähnliche Kerbe schoss der SPÖ-Niederösterreich-Chef Franz Schnabl: “Dass Schallenberg den Opfermythos aufleben lässt ist inakzeptabel”.

SPÖ fordert Klarstellung von Kanzler und Vizekanzler

Scharfe Kritik kam auch von SPÖ-Vizeklubchef Jörg Leichtfried und der SPÖ-Sprecherin für Erinnerungskultur Sabine Schatz in einer Aussendung. „Schallenbergs Vergleich der Situation in der Ukraine mit Österreich 1938 ist ein inakzeptabler Geschichtsrevisionismus, eine Verharmlosung des Schuschnigg-Regimes und ein Rückfall in den falschen Mythos von Österreich als erstem Opfer Hitlers“, so Leichtfried. Zudem fordern die Sozialdemokraten eine Klarstellung von Kanzler und Vizekanzler: „Die ÖVP zeigt immer wieder ein schwer bedenkliches Geschichtsbild – angefangen vom Dollfuß-Portrait im ÖVP-Klub über das Dollfuß-Museum unter der Ägide von Innenminister Karner bis zur aktuellen Geschichtsklitterung des österreichischen Außenministers. Hier ist endlich eine unzweideutige Klarstellung von Bundeskanzler Nehammer und Vizekanzler Kogler notwendig.“

2019 kritisierte Schallenberg noch gegenüber der APA die langjährige Opferrolle Österreichs. Damals meinte Schallenberg bei einem Gedenkakt im Jüdischen Museum Wien, dass sich Österreich “zu lange selbst ausschließlich als Opfer des Nationalsozialismus betrachtet” habe. “Zu viele standen im März 1938 am Heldenplatz und haben mitgejubelt”. Der Opfermythos wurde erst 1991 abgelegt. Der damalige österreichische Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) bat als erster offizieller Vertreter der Republik um Entschuldigung für Österreichs Beteiligung an den NS-Verbrechen.

Das gesamte Schallenberg-Interview gibt es hier zum Nachsehen.

(bf)

Titelbild: screenshot/zib2

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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28 Kommentare

  1. Mir ist gestern der kalte Schauer über dem Rücken und ziemlich flau im Magen geworden, da mir auch im selben Augenblick sein Atombombenvideo über Wien wieder sehr nahe kam.

  2. Österreich war kein Opfer der Nationalsozialisten, sondern Mittäter! Man kennt doch die Bilder. Anstatt die einmarschierenden Deutschen zu bekämpfen, hat man sie wohlwollend empfangen. Überall hingen die Nazi-Flaggen aus den Fenstern.
    Und wie diese Mechanismen funktionieren, zeigt doch das Verhalten der Mittäter in der heutigen Corona-Diktatur. Deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass all dies Mittäter und keine Opfer waren. Es ist ja auch typisch österreichisch, dass man zuerst schön brav ganz vorne mitmarschiert, aber sich nachher in der Opferrolle suhlt.

    • Jaja, diese fürchterbaren Corona-Diktatoren, haben schon hunderttausende ins KZ verbracht, keiner darf mehr seine Meinung sagen, Demonstranten werden abgeknallt, die Nazis sind echt harmlos gegen die. Wird euch dieser Schwachsinn nicht irgendwann selbst zu blöd, oder habt ihr euch das Resthirn entgültig weggechlort, ihr Demokratieverächter?

  3. Und so einen schickt ihr als Botschafter nach Berlin? Ein solcher Sager auf deutschem Boden und er lernt mal was Gegenwind ist. Ob der sich das traut?

    • Was erwartest du von einem Spaltenberg, der seiner dummen an Wortfindungsstörungen leidenden Amtskollegin aus Deutschland ein Wörterbuch schenkt (die ihn dann auch noch Strache nennt).

      • Geh die Coronadiktatoren bekämpfen, du Pseudopartisan. Wenn du damit fertig bist, kannst du dich wieder melden, vorausgesetzt du landest nicht im KZ.

  4. wer wundert sich bei der grün türkisen FAMILE noch.
    Wir sind mißverstanden worden, wir haben davon nichts gewußt, davon ist uns nichts bekannt also FAKENEWS

  5. Wird unser Geistesblitz in historischen Angelegenheiten zusätzlich von Frau Dobler beraten? Herr Außennminister, ab sofort bitte ruhig verhalten und sich bis zur Neuwahl nicht mehr öffentlich äußern.

  6. Dieser Herr Schallenberg mit seinen mehr als eigenwilligen Interpretationen und Privatmeinungen nervt inzwischen schon tierisch. Sei es mit seinen verzichtbaren Statements im Trumpwahlkampf, Balkanroute, Flüchtlingsbekämpfung, Moria etc. etc. Und das schlimmste ist dass er dies als unser diplomatischer Vertreter absondert und uns damit in Europa teilweise gehörig in Misskredit bringt. Diese nun aktuelle Aussage lässt das Fass aber gehörig überlaufen.
    Aber wahrscheinlich seh ich das unverhältnismäßig und wir müssen schon froh sein dass er nicht meinte dass die Ukraine es positiv betrachten muss von Russland wieder “annektiert” zu werden. (Und als Beispiel anführt wie erfreulich es war dass Hitler uns wieder heim ins Reich führte). 🤔

  7. Wann dann wäre ein Verglich mit Österreich und Südtirol angebracht. Für das wir eine “Schirmherrschaft” übernehmen, und bei dessen Autonomie wir mitgeholfen haben.
    Insgesamt ist die Rhetorik von allen wichtigen Repräsentanten der westlichen Demokratien ein Hammer. Schaut aus wäre hier die innenpolitische Demokratie am Ende. Unsereiner hat da gar nichts mitzureden. Die Medien folgen auf den Fuß.

  8. Da hat Schallenberg aber völlig richtig gesprochen.
    Die was ihn jetzt auf völlig lächerliche Weise kritisieren, sind entweder Hypokriten, haben ein falsches Geschichtsverständnis, irgendeine Hirnkrankheit, oder wirklich keine Ahnung.
    Der Vergleich mit dem Anschluß paßt perfekt, abgesehen von der Kleinigkeit, daß die Ukraine einige, auch mächtige, Fürsprecher hat, Österreich hatte keinen einzigen!
    Österreich stand wehrlos dem Dritten Reich gegenüber, und niemand setzte sich für Österreich ein. Und alle Österreicher haben beim Einmarsch bestimmt nicht gejubelt: Wenn es möglich gewesen wäre, wäre der Hitler am Heldenplatz erschossen worden – der Wunsch war vielfach da, und Leute die das getan hätten waren zur Stelle; dank der ewigen Geschichtsverdrängung der Nazis und Faschisten (die gibt es immer noch) hat man von denen nie gehört. Die was sich gegen den Nationalsozialismus stellten galten ja bei uns alle noch offiziel bis vor wenigen Jahren als Verräter und bleiben unbekannte Helden

    • Die überwiegende wenn nicht gar überwältigende Mehrheit der Leute war damals ganz klar für den Anschluss an Nazideutschland, das es auch Leute gegeben hat die dagegen waren ist zwar unumstritten, aber es war eine klare Minderheit und der Vergleich von Schallenberg zur Ukraine ist und bleibt aus historischer Sicht eine Schmarren, außerdem bedient er wieder mal den Opfermythos. Österreich war aber kein Opfer sondern begeisterter Mittäter.

      • Die von meinen Vorfahren überlieferten Eindrücke decken sich mit Ihrem Posting. Hitler hat allen Arbeit versprochen und gezielt manipuliert, sodass fürs Erste fast jeder reingefallen sind. Die Massen haben ihn wie einen Messias bejubelt, das war der Punkt. Jetzt hatte er sie in der Hand. Mit der Zeit hat es kritischen Geistern gedämmert, wozu sie missbraucht wurden, aber es war nahezu unmöglich diese Spirale zu verlassen. Auf die angewandten Methoden, Denunziation durch Nachbarn bis zur Abholung von Schergen mitten in der Nacht will ich nicht näher eingehen. Ö als Opfer darzustellen ist das mangelnde Bewusstsein einer Mitschuld. Mit diesem Geschichtsverständnis ist Schallenberg als Außenminister rücktrittsreif.

      • Die Schwarzen versuchten alles um den Anschluß zu verhindern, und da standen sogar die Roten hinter den Schwarzen, trotz aller Feindschaft.
        Den Anschluß gewollt hat nicht mehr als ein Drittel der Österreicher. Darunter fallen natürlich die begeisterten Mittäter, da kommt man auf 15 %. Und die vielen begeisterte Mitläufer. Und es gab die, die sich gar nicht freuten, aber schweigen mußten – oder nicht schwiegen, und gleich weg waren.
        Innerhalb der ersten 3 Wochen nach dem Anschluß waren 70.000 Österreicher im KZ.
        Und von den anfangs begeisterten Mitläufern gehörten spätestens 3 Monate nach dem Anschluß die allermeisten zur schweigenden Mehrheit.

    • Jetzt bringens mich aber in Verlegenheit Frau oder Herr Zapp. Anfangs dachte ich noch dass sie sich da großzügig der Ironie bedienen, doch anscheinend meinen sie das ernst. Natürlich haben nicht alle gejubelt und der Widerstand war präsent, doch war es jahrzehnte danach schier unerträglich dass sich Österreich lediglich als Opfer darstellte ( was auch die älteren von uns in der Schule stets vorgekaut bekamen ) und so sich von aller Schuld freisprach, lästige Reflektion umging und wichtige Aufarbeitung geschichtlicher Tatsachen verhinderte. Aber vielleicht typisch österreichisch. Auch die meisten aktuellen Demogeher wollen ja nirgendswo Nazis sehen bei den Kundgebungen.

      • So ist es. Ich gebe Ihnen zu 100 % recht, hr. Lehmann. Der österreichische Anteil an Faschismus und Nationalsozialismus waren bis Waldheim erfolgreich verschwiegen worden, und präsent sind sie noch heute.
        Leider sind die Nationalsozialisten in Österreich noch lange nach dem Krieg viel mächtiger gewesen, als man gerne glauben möchte. Und sehr viele Leute glauben auch heute noch, daß der Hitler gut für Österreich war, ganz abgesehen von dieser verlogenen Opferrolle.
        Österreich war Teil des Dritten Reichs, und zwar aktiv.
        So, wie diese verlogen Opferrolle unserem Land geholfen hat, so schützte sie auch die auf all ihren Posten gebliebenen Nazis – vom Schuldirektor bis zum Hausmeister, vom UNO-Generalsekretär bis zum ich weiß nicht was. Und jedwede Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit unterblieb, weil es nicht Vergangeheit, sondern Gegenwart war.
        Wenn nun die russischen Panzer in die Ukraine einrollen, werden die prorussichen Ukrainer jubelnd auf der Straße feiern. Und mit den stalinistischen Methoden, welche wir von Putin schon zur Genüge kennen, wird man von den ukrainischen Patrioten sehr schnell nichts mehr hören: Sehen Sie sich die Anhänger von Nemcov, Navalny, oder die weißrussische Demoktŕatiebewegung an. Gibt es die noch? Sicher gibt es sie. Und sie sind genauso alleine wie die österreichischen Patrioten 1938

  9. schallenberg hat es als bundeskanzler geschafft, dass ich ihn noch widerwärtiger als kurz gefunden habe, und das will was heißen…

  10. Wie kann man als Diplomat solche Aussagen machen?? Scheint als wäre er im falschen Beruf!! Will mir nicht anmaßen dass ich keine Fehler mache aber in so einem Amt sollte man es eigentlich beherrschen!?

  11. Wir wurden damals so dermaßen alleingelassen, dass wir deshalb gar nicht anders konnten als fleißig bei den Naziverbrechnen mitzumachen!

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