Dienstag, April 30, 2024

ORF-Korrespondentin zeigt live Auswirkungen von Putins Zensurgesetz

Seit Freitag ist Putins Zensurgesetz für Medien in Kraft. In einer ORF-Liveschaltung aus Moskau von Journalistin Carola Schneider waren die Auswirkungen des Gesetzes deutlich sichtbar.

 

Wien/Moskau, 08. März 2022 | Eine freie Berichterstattung ist in Russland seit vergangener Woche deutlich schwieriger geworden. Russlands Präsident Wladimir Putin unterzeichnete am Freitag ein für Medien einschränkendes Gesetz: Mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft werden kann, wer “Falschinformation” über die aktuell im Krieg in der Ukraine kämpfenden russischen Streitkräfte verbreitet. Nach einem weiteren Gesetz können auch Personen zur Verantwortung gezogen werden, die öffentlich die russische Armee “verunglimpfen”.

ORF-Korrespondentin ringt um Worte

Direkte Auswirkungen spürte man am Sonntag in einer Liveschaltung der ORF-Sendung „Europastudio“ nach Moskau. Journalistin Carola Schneider musste jedes Wort abwägen, ob es nicht gegen das Gesetz verstoßen würde. So fragte etwa Moderator Paul Lendvai zu einer Umfrage, wonach 71 Prozent der Russen derzeit hinter Putin stehen würden. Die Antwort Schneiders war äußerst vorsichtig formuliert, mit zahlreichen Pausen versehen und von mehreren nervösen Blicken links und rechts der Kamera begleitet.

„Diese Umfrage, wonach 71 Prozent Wladimir Putin, im Moment unterstützen kommt von einer staatlichen Meinungsumfrage, ähm Agentur, das muss man immer mit Vorsicht genießen. In den jetzigen Zeiten sowieso. Aber es stimmt ein großer Teil der Russen wehren sich jetzt nicht gegen die Politik Wladimir Putins. Gegen diesen“ – lange Pause – „Kurs gegen die Ukraine“, so Schneider.

Internationale Medien ziehen ab

Die Korrespondentin versuchte das Wort Krieg mit allen Mitteln zu vermeiden, so erklärte sie kurz später: „Ich muss jetzt vorsichtig formulieren, um nicht unsere Berichterstattung zu gefährden und nicht selbst als kriminell zu gelten.“

Internationale Medien, wie BBC, CNN, Bloomberg, ARD und ZDF stellten ihre Berichterstattung als Antwort auf Putins Gesetz in Russland ein.  Der ORF hat derzeit noch zwei Konrrespondenten in Moskau. Journalistin Miriam Beller kehrte vorübergehend nach Wien zurück. Büroleiter Paul Krisai und Carola Schneider verblieben in Moskau.

(bf)

Titelbild: screenshot/ORF “Europastudio”

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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12 Kommentare

  1. Ja, Journalismus müsste beide Seiten des Konflikts darstellen. Die wenigsten bei uns wissen, worum es in der Ukraine geht.
    Russland sieht es nicht als Krieg an. Krieg wäre, wenn man das Land erobern wollte. RU wollte Sicherheitsgarantien.
    Der Westen macht aus den Kämpfen Krieg. Damit sie Russlands Exporte (Öl, Gas, Einfluss i d Welt- Syrien, etc) loswerden, etc, etc.
    Das müsste man halt berichten, dann darf man in Russland weitersenden.

    Bei uns gibt es schon seit 2015 “Selbst”zensur. ZB die New York Times hat nachgewiesenermaßen in den Jahren 2015-2017 keinen einzigen Artikel mit Russlandsbezug, der ein positives Bild geben würde (zB die Eiscreme in Moskau ist lecker).

  2. Schimpft mich einen Putinversteher ….aber ich wurde von unseren “Qualitätsmedien” in den elementarsten Dingen des Lebens massivst belogen.
    Das waren keine Fehler in der Recherche sondern gezielte, strategisch aufgebaute Lügengebäude um in der Bevölkerung eine gewisse Stimmung zu erzeugen.
    Wenn man die Redaktionen darauf in einem sachlichen Posting aufmerksam machte wurde nicht selten der Account gesperrt und mit dem Strafrecht (Hass+Hetze) gedroht.

    Arabischer Frühling: Die Medien berichteten von Kämpfern die sich nach Freiheit sehnen und versuchten damit die Schlächter vom IS salonfähig zu machen.
    Flüchtlinge: Die Medien vermischten in ihrer Berichterstattung jahrelang Flüchtlinge und Auswanderer miteinander und zeigten hauptsächlich Frauen und traurige Kinderaugen. In der Realität waren es um die 90% junge, kräftige Männer.
    Jemen: Das Massaker der Saudis an der Zivilbevölkerung des Jemen wird von unseren Medien seit Jahren als “Bürgerkrieg” verkauft.

    und so weiter …

  3. Gottlob haben wir die reine Pressefreiheit. Aber schon ganz total. RT, Sputnik usw. werden komplett abgedreht, zu unserem Schutz. Wer schützt uns vor dem ORF???

  4. Da sollte man das Büro dort wohl eher schließen, denn diese angstvolle Berichterstattung bringt ja auch nichts.

  5. Ja, arg!!!!

    Weniger offensichtlich, dafür dreimal gefinkelter umgesetzt… In Österreich!!!!

  6. Garry Kasparow, Weltmeister im Schach mit einem IQ von 135, hat bereits 2015 festgestellt, dass es mit V. Putin im Kreml für die Welt keinen Frieden mehr geben wird.

  7. Und viele Putin Trolle halten Russland immer noch fürs gelobte Land.
    Das kannst ned erfinden.

  8. Carola Schneider muss als unter Druck geratene Journalistin, wie eine Politikerin und zusätzlich diplomatisch sprechen. Ich finde, sie hat das bravourös gemeistert. Da könnte sich der etwas degenerierte adelige Pseudodiplomat Schwalbenberg, einiges abschauen…
    Es muss heller werden Österreich!

  9. Zum letzten Satz der Dame, auch wir wissen nicht, was in der Ukraine wirklich passiert. Und jene, die in der völlig subjektiven, einseitigen Mainstreamblase hängen, noch viel weniger. Das absolute Highlight der Falschinformationen bislang waren Archivbilder von Gasexplosionen in China und natürlich der abgestürzte imperiale Tie-Fighter inklusive Besatzung auf der Autobahn.

  10. Ausserhalb der grossen russischen Städte dürfte die aktuelle Politik Putins wirklich deutlichen Rückhalt in der Bevölkerung haben.

    Ich habe mit einigen russischen Freunden telefoniert, die größtenteils selber den Krieg in der Ukraine sehr kritisch sehen. Die meisten bestätigen, dass der Grossteil der Bevölkerung den Krieg unterstützt.

    Ein Thema, das mir bei den Gesprächen der letzten Tage aufgefallen ist, ist dass die Sanktionen psychologisch scheinbar das Gegenteil dessen bewirken, was wir uns erhofft hatten: viele Russen, die gegen den Krieg waren, fühlen sich jetzt persönlich durch die Sanktionen angegriffen und projizieren ihre Aggression und Enttäuschung nicht auf Putin sondern auf uns / den Westen.

    Solange die Ölfirmen und Yachten der Oligarchen betroffen waren, wurde dies von vielen Russen unterstützt. Jetzt, wo Baumärkte und Zara schliessen, verstehen das die meisten Russen nicht mehr

    Aktuelle News zum Ukraine-Krieg in deutscher Sprache auf Telegram: @der10temann_ukraine

  11. was von meinungsumfragen in rus zu halten ist, weiss ich nicht.
    was von öischen zu halten ist, weiss ich dagegen nach einigen ereignissen der letzten zeit sehr genau.

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