Wieder Shitstorm für Mohrenbräu
Im Jahr 2020 startete die Vorarlberger Mohrenbrauerei nach Rassismusvorwürfen mit der Überarbeitung ihres Markenauftritts, um dann nach zwei Jahren fast das gleiche Logo erneut zu präsentieren.
Dornbirn, 09. März 2022 | Wie eine zeitgemäße Verjüngungskur eines Firmenlogos funktionieren kann, hat im Oktober der Meinl am Graben in der Wiener Innenstadt vorgezeigt. Das Traditionsgeschäft verzichtet seit der Neueröffnung auf den umstrittenen “Meinl-Mohr” und zeigt nur mehr die Fez-Kopfbedeckung. Das alte Motiv sei nicht mehr zeitgemäß gewesen.
Nicht so die Mohrenbrauerei in Dornbirn. Auch sie startete nach Rassismusdebatten im Jahr 2020 eine Erneuerung ihres Markenauftritts. Unter dem Slogan “Aus kolonial wird neutral”, versuchte man nun mit der Änderung des Markenlogos bisherigen Untätigkeits-Vorwürfen entgegenzuwirken – doch das ging nach hinten los.
Neues Logo wird zu Suchbild-Rätsel
“Uns war es wichtig, jene Merkmale, die manche Menschen als rassistisch empfanden, zu überarbeiten”, teilte die Brauerei am Dienstag mit. Doch wer etwas gänzlich Neues erwartet hatte, wurde enttäuscht. Denn die Marketing-Abteilung dürfte sich beim Überarbeiten nicht allzu viel angetan haben: Das neue Logo sieht dem Alten – ein klischeehaft dargestellter Kopf eines schwarzen Menschen mit Stupsnase und dicken Lippen –, zum Verwechseln ähnlich. “Schwulstige Lippen, stupsige Nase und der etwas gebeugte Halsansatz verschwinden aus der Darstellung”, hieß es in der Aussendung. Die Darstellung sei jetzt “sehr neutral”.
Naja, sag ma's mal so: Den Unterschied muss man jetzt eher mit der Lupe suchen. Ab sofort soll aber "Mohren" nicht mehr singulär verwendet werden – nur noch "Mohrenbräu". Auch das ein "eher" marginaler Unterschied in der Wortmarke… https://t.co/GnqWqAWKgg
— Thomas Planinger (@plani13) March 8, 2022
Rassismusvorwürfe wies das Unternehmen immer zurück. Auch der von “Mohren” auf “Mohrenbräu” geänderte Schriftzug soll die Debatte entschärfen, weil so klar sein soll, dass es um die Brauerei geht.
Der Name des Unternehmens stammt von Gründer Josef Mohr, der 1784 das nach ihm benannte Gasthaus “Zum Mohren” mit angeschlossener Brauerei eröffnete. Im Zuge der Diskussion erklärte die Brauerei, dass sein Familienwappen, das noch heute umstrittene Logo, auf alten Darstellungen des heiligen Mauritius basiere. Damals habe es einen anderen Umgang mit Menschen anderer Hautfarbe und Kultur gegeben.
“Ist das ein Scherz?”
Auch in den sozialen Medien herrschte am Dienstag Verwirrung um das nicht wirklich neue Logo. Von einem “Faschingsscherz” war die Rede. Mohrenbräu hätte “die Thematik nicht ganz verstanden”, das Logo sei nach wie vor rassistisch. Es zeige noch immer dasselbe “klischeehafte” Stereotyp eines schwarzen Menschen. Andere wiederum finden die Diskussion um Namen und Logo übertrieben, es gäbe “Wichtigeres” zu diskutieren.
Das Unternehmen sei sich bewusst, dass man es “nie allen recht machen kann”, betonten die beiden Geschäftsführer bei der Präsentation. „Es wird weiter Diskussionen geben. Den einen ist’s zu viel, den anderen zu wenig.“
(mst)
Titelbild: ORF