Mittwoch, Mai 1, 2024

Wirecard: Anklage gegen Kurz-Berater Markus Braun

Wirecard:

Im Skandal um den Mega-Betrugsfall Wirecard deutet alles auf einen Prozess gegen Markus Braun und seine mutmaßlichen Komplizen hin. Braun muss hoffen, dass Marsalek nicht gefunden wird.

 

München, 14. März 2022 | Die Staatsanwaltschaft München I erhebt Anklage gegen den früheren Wirecard-Chef Markus Braun. Das berichtete das „Handelsblatt“ am Sonntagabend. Dem Milliardär werden gewerbsmäßiger Bandenbetrug, Veruntreuung, Bilanzfälschung und Markmanipulation vorgeworfen. Braun drohen bis zu zehn Jahre Haft.

Der Skandal um die größte Pleite der deutschen Börsengeschichte geht mit der Anklageerhebung in die nächste juristische Runde. Ein Münchner Gericht muss nun entscheiden, ob es die 480 Seiten dicke Anklage zulässt und es einen Prozess geben wird. Dass es so kommt, gilt als sicher. Der Prozessbeginn wird für Herbst erwartet. Bis dahin bleibt Braun in U-Haft.

Der Kronzeuge

Die Ermittler haben rund 450 Zeugen befragt, tausende Mails gesichert und meterweise Dokumente sichergestellt. Die Staatsanwaltschaft ist sich sicher: Über viele Jahre – mindestens seit 2015 – soll Wirecard betrogen haben. Kopf der kriminellen Aktivitäten soll Markus Braun gewesen sein, der ein streng hierarchisches System im Unternehmen aufgebaut habe. Mit Braun sind Chefbuchhalter Stephan von Erffa und der Chef des Dubai-Geschäfts, Oliver Bellenhaus, angeklagt. Letzterer ist Kronzeuge der Staatsanwaltschaft.

Bellenhaus hat ausgesagt, dass die Wirecard-Chefs ab 2015 Geld für die Wirecard-Bilanz erfunden hätten. An dem Betrug beteiligt: Braun, von Erffa, Finanzvorstand Burkhard Ley und Jan Marsalek. Der war als Vorstand offiziell für Geschäfte mit Drittpartnern, etwa auf den Philippinen, zuständig – Geschäfte, die es laut Insolvenzverwalter Michael Jaffé nie gegeben hatte. In der Bilanz von Wirecard fehlten mindestens 1,9 Milliarden Euro.

Der umtriebige Jan Marsalek

Marsalek, der enge Kontakte zur (österreichischen) Politik, namentlich der FPÖ und der ÖVP, sowie zu Nachrichtendiensten pflegte, ist seit Juni 2020 auf der Flucht. Seine mutmaßlichen Fluchthelfer: Zwei ehemalige BVT-Beamte und der Ex-FPÖ-Abgeordnete Thomas Schellenbacher. Die deutschen Behörden vermuten, dass Marsalek als V-Mann des BVT tätig war. Über einen „Jan“ erhielt der ehemalige FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus aus dem BVT Informationen über NEOS-Abgeordnete Stephanie Krisper.  „Jan“ versuchte auch, über Gudenus einen Termin bei OMV-Chef Rainer Seele zu vereinbaren.

Der ÖVP-Diplomat und hochrangige Ministerialbeamte Johannes Peterlik steht wiederum in Verdacht, Marsalek die Formel des russischen Nervengifts Nowitschok übergeben zu haben. ÖVP-Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka traf Marsalek in Moskau. Sobotka bestritt das vor dem Ibiza-Untersuchugnsausschuss zunächst. Daraufhin veröffentlichte ZackZack ein Foto, das die beiden beim gemeinsamen Abendessen in Moskau zeigt.

Braun und die ÖVP

Dass Marsalek untergetaucht ist, kommt Markus Braun entgegen. Der behauptet, selbst Opfer betrügerischer Handlungen seines ehemaligen Kompagnons geworden zu sein. So ist es, wie die „Wirtschftswoche“ schreibt „kein Wunder, dass es einige Protagonisten im Fall Wirecard gibt, die ein und dieselbe Hoffnung haben: dass Jan Marsalek für immer verschwunden bleibt.“

Braun – wie Marsalek Österreicher – mischte in der Politik seins Heimatlandes kräftig mit. Er war nicht nur ÖVP-Großspender, sondern auch Berater von Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz.

Zu Brauns engsten Vertrauten gehört der ehemalige Deutsch Bank-Vorstand Alexander Schütz. Auch er ist ÖVP-Großspender, seine Frau arbeitete unter Thomas Schmid im Kabinett des österreichischen Finanzministeriums und ist nunmehr Herausgeberin des ÖVP-nahen „Exxpress“. Schütz hatte viel Geld in Wirecard investiert. Als die „Financial Times“ begann, die Betrugsmasche des Konzerns aufzudecken, schrieb Schütz an seinen Freund Braun: „Macht diese Zeitung fertig!“

(tw)

Titelbild: APA Picturedesk

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42 Kommentare

  1. In Deutschland wurde die BAFIN und in Österreich die FMA neu eingeführt.
    Die offiziell geworbene Begründung war, um die Aufsicht zu verschärfen.
    Heute rückwärts betrachtet war wohl das komplette Gegenteil der Fall.
    Diese Behörden schützen nämlich keine “Bankenopfer”, sondern nur den Finanzplatz.
    Damit werden sie, wenn der Finanzplatz durch Malversationen gefährdet werden könnte automatisch zu Mitvertuschern.
    Dies geht und ging sogar so weit, dass Anzeigen über Jahre hinweg zahnlos blieben.
    Nunmehr will der Staat aber noch nicht einmal mehr für diese Schweinerei haften und noch immer gibt es keinen politischen Aufschrei und keine wirkliche Medienberichterstattung darüber.

    So gab und gibt es aber noch wesentlich mehr solcher poltische installierter und gewünschter Behördenversagen, (auch Hypo Alpe Adrea, usw.) aber eben noch immer ohne einer politische Öffentlichkeit für die wahren Fakten.

      • Nein, aber das würde sicher zu diesen Situationen passen.
        Muss dann aber vor allem im Zusammenhang mit Banken so möglich sein?

        (Ich kann nur mehr mit enormen Aufwand hier posten. Wie das über die EDV gehandhabt wird weiß ich nicht, aber ich finde es eine riesen große Schweinerei, auch noch wenn man die Moral gepachtet zu haben scheint… – Aber vielleicht geht es anderen ja genauso, oder diese haben bereits aufgehört?)

  2. Und die haben für Kurz gearbeitet …wo seit Jahren ermittelt wurde…
    Ich hoffe diese Lawine reisst sie mit…

  3. Diese böse FPÖ aber auch!! Riesenskandal
    Und Rot und Grün so unschuldig in Sachen Korruption und Freundlewirtschaft, grad seit die Grünen in der Regierung sind mit ihren Postenbesetzungen…🤣

    • Jaja, wirklich schlimm, wenn einem die Fakten nicht gefallen. Da muss man gleich mit dem Stinkefinger auf andere zeigen, wie man es im Kindergarten gelernt hat.

    • Rot….welche Postenschacher gibts denn…
      So arg wie unter Schwürkis und grün wars noch nie….und es geht ungehindert weiter….

  4. Wenn es um so viel Geld geht und da einige der einflußreichsten Finanzjongleure hoffen dass Marsalek nicht mehr auftaucht wirds auch so sein. Glasklare Mafialogik.

    • Ob der überhaupt noch auftaucht….ich denke nicht….Betonbatschen sind schon gegossen…und RU ist enorm…

  5. Klar, nur FPÖ und ÖVP sind Wirercard Freunde, glaubts wohl selber nicht!!! Die Roten sind jetzt noch in Deckung und die Grünen haben mittlerweile anderweitig auch Dreck am Stecken

  6. Der Think-Tank wird zum sinkenden Tank: Kurz im Visier der Ermittler, Braun bald vor dem Kadi, Wolf steuerrechtlich aufgeblättert, Marsalek weltweit gesucht, Sobotka wird verachtet, jo Mei die Pochtler gefragt wie ein toter Fisch im Kanal, der Flex wird der Akku leer, Schwaz hat einen roten Bürgermeister, Kurz holt die Pubertät nach, Hollywood-Größen wollen bei ihm nicht anstreifen, jetzt ist es im Meidlinger Waldviertel doch am schönsten. Außerdem hat Konstantin für einen Besuch nicht so weit in die Josefstadt, wenn er den Bekannten seiner Mutter besuchen will.
    Eine gute Entwicklung.

    • Stellt sich die Frage ob die ÖVP von Glück reden kann dass sie noch ein wenig Zeit hat bis zu den nächsten wichtigen Wahlen oder gerade dies Tatsache ihnen den Todesstoß versetzt. Die Abwärtsspirale dreht sich ja unaufhörlich und eigentlich kanns nur schlimmer werden. Jetzt würds halt wieder einen Wunderwuzi brauchen der den Wählern Sand in die Augen streut. Das vor kurzem noch von vielen erhoffte Comeback von Kurz wirds wohl nicht richten 😁
      k

      • Anfang Oktober hat die JVP am Schwedenplatz Kurz-Broschüren verteilt. Ein paar Stunden später dann die berühmte Hausdurchsuchung. Ich bin sicher, er wollte im Oktober 2021 die Koalition sprengen und im Dezember mit Babyfotos auf Stimmenfang gehen. Da war die WKStA zum Glück schneller😊

    • So hoff,aber wenn man sich so manche Doku anschaut,wie das alles verflochten ist und wer da aller drinnen steckt,dann wird es lange,sehr lange dauern,bis die Treffer die Basti-Boys erreichen.

      Ach ja,gehört zwar nicht zum Thema,aber ich sage nur Busek,einer der wenigen Ehrlichen in der ÖVP ist von uns gegangen R.I.P.

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