Montag, April 29, 2024

Gas und Strom: Wer kann sich das noch leisten?

Das ist ein Unterüberschrift

Strom und Gas werden in Österreich richtig teuer. Bundesregierung und Stadt Wien wollen aushelfen, doch: reicht das?

 

Wien, 15. März 2022 | Viele Menschen in Österreich fürchten den nächsten Brief ihres Strom- und Gasanbieters. Der russische Angriff auf die Ukraine hat die Energiepreise in lichte Höhen getrieben. Im Vergleich zum Vorjahr liegt der Gaspreisindex laut Berechnung der österreichischen Energieagentur um 455,5 Prozent höher, beim Strom sind es 163,2 Prozent.

Im Schnitt 180 Euro mehr

Die gute Nachricht: Die Energiepreise steigen nicht genauso stark. Denn die setzen sich aus unterschiedlichen Teilen, neben den Rohstoffpreisen etwa Netzkosten und Steuern zusammen – und diese sind nicht oder nicht so stark gestiegen.

Wie viel Belastung kommt also auf die Haushalte zu? Da gebe es große regionale Unterschiede, sagt Energieexperte Joel Tölgyes vom Momentum Institut. Für Wien, wo viele Haushalte mit Gas heizen und die letzte jährliche Preissteigerung bereits durch ist, gibt es eine Modellrechnung: Bleiben die Preise auf dem derzeitigen Niveau, würden Haushalte im Schnitt 180 Euro pro Jahr mehr für Gas und Strom zahlen müssen.

Der Staat springt ein

Der von der Bundesregierung beschlossene Energiekostenausgleich, der in Form eines 150 Euro-Gutscheins kommen soll, deckt also die durchschnittlichen Mehrkosten nicht ganz ab. Kritiker beklagen außerdem, dass jeder Haushalt den Gutschein bekommen soll – egal wie er heizt. Auch regionale Unterschiede werden nicht berücksichtigt. Die Energieversorger im Westen haben bisher ihre Preise nicht angehoben.

Die Bundesregierung verzichtet 2022 außerdem auf die neue Ökostrompauschale. Im Vorjahr hatte die türkisgrüne Regierung das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) beschlossen. Bis 2030 will Österreich zu hundert Prozent Strom aus erneuerbarer Energie erzeugen. Die Kosten dafür tragen nicht die Stromanbieter, sondern die Steuerzahler – per Pauschale von rund 35 Euro und verbrauchsabhängiger Abgabe – zusammen rund 100 Euro im Jahr.

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig kündigte am Dienstag bei einer Presskonferenz an, arme Haushalte zusätzlich unterstützen zu wollen. Wer Mindestsicherung oder Mindestpension bezieht, eine Arbeitslosenleistung oder Wohnbeihilfe erhält, bekommt von der Stadt ohne Antrag 200 Euro überwiesen. 50 Millionen Euro nimmt die Stadt dafür in die Hand.

Krieg und Wirtschaftswachstum lassen den Preis steigen

Warum steigt der Gaspreis überhaupt? Russisches Gas fließt schließlich trotz des Krieges ungehindert nach Europa, das sich nicht durchringen kann, Energieimporte aus Russland zu sanktionieren. Rund 200 Millionen Euro pro Tag überwies die EU im Februar allein für Gas an die russische Kriegskasse.

Der Preisanstieg hat laut Tölgyes mehrere Gründe: Einerseits ziehe die von der Corona-Pandemie geschwächte Weltwirtschaft gerade wieder an. Der dadurch gestiegene Energieverbrauch treibt auch die Preise. Andererseits habe der Angriff auf die Ukraine für „Nervosität an den Börsen“ gesorgt. Und schließlich sind Österreichs Gasspeicher nur zu rund 17 Prozent voll – ungewöhnlich niedrig. Über den letzten Sommer wurden sie kaum aufgefüllt. Heimische Energielieferanten spekulierten auf fallende Preise und hielten sich mit dem Einkauf von Reserven zurück. Auch der russische Gasmonopolist Gazprom kann Erdgas in Österreichs Speicher einspeisen, tat das aber im vergangenen Sommer fast nicht.

Preis per Gesetz begrenzen?

Was, wenn die Energiekosten weiter steigen? Einmal-Lösungen wie ein Energiekostenausgleich hinken dann stets hinterher, denn die Rechnungen müssen ja erst einmal bezahlt werden. In Deutschland wird aktuell über einen Preisdeckel auf Energiekosten debattiert. Das würde bedeuten: Der Gesetzgeber legt fest, dass die Preise für Strom oder Gas einen bestimmten Wert nicht übersteigen dürfen.

Doch die Energieanbieter müssen gerade Gas selbst einkaufen. Könnten sie dann Verluste machen? Der Staat müsste mit den Energieversorgern verhandeln und allenfalls einspringen, schlägt Joel Tölgyes vom Momentum Institut vor. Man könnte dabei durchaus gegenrechnen: Einige österreichische Energieanbieter verdienen am gestiegenen Strompreis sehr gut.

Sparen ist angesagt

Wer Energie sparen will, kann bekannte Tipps von Experten beherzigen. Jedes Grad weniger Raumluft spart beim Heizen sechs Prozent Energie. Rasches Stoßlüften lässt die Wohnung viel weniger stark abkühlen als lange gekippte Fenster. Beim Stromverbrauch sind Waschmaschine, Geschirrspüler und Kühlschrank die Vielfraße im Haushalt. Den Kühlschrank auf 6 Grad zu drehen, Wäsche bei niedrigeren Temperaturen zu waschen und den Geschirrspüler nicht halb leer laufen zu lassen, helfen hier. Licht und moderne Elektronik im Standbymodus fallen im Vergleich kaum ins Gewicht.

(tw/pma)

Titelbild: Unsplash

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20 Kommentare

  1. “Wir können weder den Krieg in der Ukraine noch die anhaltende Volatilität der Kraftstoffpreise kontrollieren, aber wir können Schritte unternehmen, um die Auswirkungen auf die neuseeländischen Familien zu verringern“, sagte Ardern.”

    Neuseeland zeigt, wie es auch ohne Aktionismus und Klientelpolitik gehen kann.

    https://kontrast.at/neuseeland-verkehrmittel-fahrpreise/

  2. Werde ich wohl meinen Fuhrpark auf 4 Autos verkleinern müssen.
    Jacht und Jet habe ich schon auf ” will haben” veräußert.
    😉

    • Wegen dem Jet hättetste ja mal wat sagen können. Immer nur Hubschrauber ist auf Dauer langweilig. 🙁

  3. Ein Exkurs hinter die Kulisse globaler Zusammenhänge, woraus einfach nur eine brutal realistische Kausalität in den Niederungen aktueller (lokaler) Tagespolitik (egal welchen Coleurs!) abgeleitet werden kann:
    https://www.arte.tv/de/videos/083308-000-A/boom-und-crash/
    -> Ein Beweis, dass Kriege – egal wo auf diesem Planeten (A) – stets immer nur Resourcen- und Macht basiert geführt werden / wurden; aus einer systematisch Risiko kalkulierten (Profit maximierten) Mangelökonomie resultierend, jedoch (menschlich fassbar) kulturell und ideologisch argumentiert …
    -> Eine Analogie zu Wilhelm Busch’s zugeschriebenen Zitat, dass “Humor eine menschliche Strategie sei, um unbeeinflussbaren Wahnsinn in eine zivilisiert erträgliche Fassung zu bringen” (Ersetzen Sie das Wort Humor mit “Politik”)
    -> Warum Larry Fink mit seinem Verein (Blackrock) zum alljährlichen Rapport in Davos nicht ein- sondern VORlädt …
    Therefore take care altogether, but not segregated!

  4. Den Grünen haben wir den hohen Spritpreis mit zu verdanken. Obwohl der Rohölpreis sinkt, zahlen wir seit Jahresanfang beinahe das Doppelte. Es sind ja noch 50 cent mehr geplant. Also dann haben wir Spritpreise von 2,50 aufwärts.

    Wie gut die Grünen wirtschaften können, haben sie ja schon bewiesen.

    https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/925658-Abwicklung-in-Gruen.html

    Es wird Zeit, dass die aus dem Parlament fliegen und endgültig Konkurs anmelden.

    • “Den Grünen haben wir den hohen Spritpreis mit zu verdanken.”
      Muss das schön sein, wenn sich ein einfaches Weltbild nach Bedarf auch noch locker simplifizieren lässt. Nur gut, dass diese Preise nur in Österreich, dank eurer Grünen, so stark gestiegen sind. Nicht auch im ganzen Rest der Welt.

      • Trotzdem die gehören aus der österreichischen Regierung, so wie die Schwarzen. Grüne haben schon früher davon geträumt, dass 1 Liter Sprit mehr kosten soll als 1 Liter Bier.

        • Kannst du ja gerne so sehen, aber für die Spritpreise kannst du sie nicht verantwortlich machen. Wenn jetzt das Bier teurer wird, weil du sowas geschrieben hast, werde ich sauer. 🙁

  5. Der Herr Winzerkanzler Kogler machte eine Ansage, die jetzt den Spekulanten und Gewinnlern der Energiekonzerne, das Blut in den Adern gefrieren lässt. Er wird die “unabhängige” Bundeswettbewerbsbehörde, mit einer Branchenprüfung betrauen. Unabhängig war selbige noch unter deren Leiter, Dr Thanner. Dann entzog die schwarze Mafiafamilie (rechts-u. verfassungswidrig) dieser bisher eminent wichtigen und erfolgreichen Behörde ihren Status und verleibte sie dem Wirtschaftsministerium, als nachgeordnete Dienststelle bei Frau Ramschböck, ein. Thanner zog die Konsequenzen und ging in Pension. Kein politischer, wie medialer Aufschrei gegen diesen rechtswidrigen Akt. So geht Korruption, subtil hinter dem Vorhang, vom Pöbel nicht bemerkt, weil nicht thematisiert. Welchen Wert diese Behörde jetzt hat, kann sich jeder mündige Pöbelianer selbst vorstellen. Stellt sich nur die Frage, wusste (oder weiß) das der Winzekanzler nicht- oder spielt er wieder einmal mit und ist einfach dabei? Gute Nacht Ö!

  6. Die € 180,– an Energie- Mehrkosten pro Jahr sind aber noch nicht bis zu den Energie- Anbieter durchgedrungen. Ab März 2022 zahle ich monatlich einen Gas- Teilbetrag von € 254,– anstatt wie die letzten Jahre € 107,–. Die Abrechnung für Strom/ Gas bekomme ich April 2022, dann weiß ich was mit dem Strom an Mehrkosten dazukommt.
    Die Differenz zwischen der Expertenmeinung und der tatsächlichen Erhöhung würde ich gerne Klavier spielen können.
    Aber das kennen wir ja schon….

  7. Rohöl ist billiger als während der Bankenkrise 2008, trotzdem kostet der Sprit bald doppelt so viel wie damals. Hier verdient sich jemand eine goldene Nase unter dem Deckmantel eines Krieges.

  8. Es beginnt bei der EU.Uschi v.d.L darf wegen Parteienfinanzierungen kein generelles Spekulationsverbot verordnen.Wir Europäischen Bürger sind deshalb den Spekulanten ausgeliefert mit dem Zuschlag da jetzt mit den Steuermehreinnahmen die Coronarückfinanzierung bestens funktioniert.Es kann doch nicht sein das eine UvdL die von keinem einzigen Europäer je gewählt wurde ,die sogar von Merkel entsorgt werden mußte jetzt über die Energiepreise die Corona.. finanziert.

  9. Was für eine Frage ? Alle Regierungsmitglieder bis zum Hausmeister ! Von solchen Gagen kann ein Normalo nur träumen !!
    Deshalb haben diese Groskopferten
    Kein Gefühl für Ihre Wähler. Auch die Nächte Wahl wird nix ändern. !!

  10. MA bitte…… Irgendwie sollt es doch möglich sein, das Kind beim Namen zu nennen, oder? Weiß der Kuckuck wie diese “180€” rechnerisch zustande kommen…. Aber bildet das bei irgendwem von euch die Realität ab? Auch nur annähernd?

  11. Die durch die Feigenblattpolitik verursachten Verluste der OMV müssen über höhere Preise aufgefangen werden. Die Politiker hängen sich mit ihrer ziemlich sinnlosen Sanktionspolitik ein weisses Mascherl um, die USA schauen wohlwollend und selbstzufrieden zu – und der Steuerzahler muss diesen moralischen Aktivismus bezahlen. Wie immer.

  12. Naja ich warte noch immer auf den Ederer Tausender, wie lange werde ich dann auf diesen Ausgleich warten müssen, hoffentlich Erlebe ich das noch

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