Sonntag, Mai 5, 2024

Frau crashte russische Live-Sendung mit Anti-Kriegs-Plakat

Das ist ein Unterüberschrift

Die russische TV-Mitarbeiterin Marina Owsjannikowa protestierte während einer Live-Übertragung gegen den Krieg. Die Frau ist nach ihrer Verhaftung verschwunden. 

Moskau, 15. März 2022 | “Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen” – Die Aufschrift ist für ein Protestschild nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlich und riskant waren jedoch die Umstände, unter denen es hochgehalten wurde, nämlich während der Live-Übertragung der abendlichen Hauptnachrichtensendung des staatlichen russischen Fernsehsenders Kanal 1 am Montag, der Hauptnachrichtenquelle für Millionen von Russen.

“Nein zum Krieg, Nein zum Krieg, Nein zum Krieg!” rief die Frau, die das Schild hochhielt und plötzlich hinter der Nachrichtensprecherin ins Bild trat. Nach einigen Sekunden brach die Übertragung ab und zeigte Aufnahmen aus einem Krankenhaus. Die Frau wurde verhaftet, ihre Anwälte wussten danach laut Medienberichten nichts über ihren Aufenthaltsort. In Russland ist es Medien verboten, den russischen Einmarsch in die Ukraine als “Krieg” oder “Invasion” zu benennen. Stattdessen ist offiziell von einer “militärischen Spezialoperation” die Rede. Es drohen bis zu 15 Jahren Haft. Kanal 1 sprach in einer Mitteilung lediglich von einem “Vorfall” während der Sendung “Wremja” und kündigte eine interne Prüfung an.

Die 44-Jährige ist die russische TV-Mitarbeiterin Marina Owsjannikowa. Sie ist mit einem Regisseur von Russia Today verheiratet und hat zwei Kinder.  Vor ihrer Protestaktion hatte sie ein Video aufgenommen. Darin sagt sie auch, sie schäme sich dafür durch ihre Tätigkeit beim Fernsehen Teil der Propaganda gewesen zu sein, die russische Gesellschaft habe zu lange weggesehen, etwa bei der Annexion der Krim 2014 und bei der Vergiftung von Kreml-Kritiker Alexey Nawalny. Der Wortlaut des im Netz verbreiteten Videos in einer dpa-Übersetzung in Auszügen:

“Das, was jetzt in der Ukraine geschieht, ist ein Verbrechen. Und Russland ist der Aggressor. Und die Verantwortung für diese Aggression liegt nur auf dem Gewissen eines Menschen – und dieser Mensch ist Wladimir Putin. Wir, die russischen Menschen, können denken und sind klug. Es liegt nur an uns, diesen ganzen Wahnsinn zu beenden. Geht demonstrieren. Fürchtet nichts. Sie können uns nicht alle einsperren.”

Bewunderung für Mut

Vor allem russische Oppositionelle lobten die Frau für ihren Mut. “Was Mut wirklich bedeutet”, twitterte der Pianist Igor Levit. Auch der inhaftierte Kreml-Kritiker Alexej Nawalny begrüßte die Aktion. Seine Sprecherin Kira Jarmisch twitterte: “Wow, das Mädchen ist cool.” Jarmisch lud das Video hoch, das sich in kürzester Zeit mehr als 2,6 Millionen Menschen ansahen. Interessant auch die Reaktionen einiger österreichischer Akteure: Der ÖVP-nahe PR-Berater Daniel Kapp etwa teilte das Video mit den Worten “mein Respekt”. Spannend daran: Als PR-Berater arbeitet er auch für den Kreml-nahen Oligarchen Dmytro Firtasch

(sm/apa)

Titelbild: Screenshot/ZackZack

Stefanie Marek
Stefanie Marek
Redakteurin für Chronik und Leben. Kulturaffin und geschichtenverliebt. Spricht für ZackZack mit spannenden Menschen und berichtet am liebsten aus Gerichtssälen.
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32 Kommentare

  1. Ruhig Blut …. die Dame ist wieder auf freiem Fuß und muss 226,- Eur Strafe zahlen. Wenn ich dafür zum Helden für eine Milliarde Fernsehkonsumenten werde, würde ich sofort das ORF-Studio am Küniglberg mit einem kontroversen Plakat stürmen, auch eine Strafe von 226,- Euro könnte mich nicht abhalten. Es wird nur leider so sein, dass ich wahrscheinlich in der Gummizelle lande und entmündigt werde. Österreich wäre da wohl nicht so liberal wie Russland.

    • “Österreich wäre da wohl nicht so liberal wie Russland.”
      Weia. Weia weia weia. Ich hoffe, das tut nicht wirklich weh.

    • Sie ist, glaube ich, eine Mitarbeiterin des Senders. Kündigung wahrscheinlich sicher. In Österreich gäbe es wohl wesentlich mehr “Schmalz”. Alleine RT Russia zu verbreiten kostet bis zu 50.000 Euro!

  2. So sehr ich ihrem Mut bewundere, es wird nicht mehr bewirken als ein O5 am Stephansdom. Aber vielleicht gibt sie den Anstoß zur Gründung von Widerstandsgruppen wie die weiße Rose. Die Geschwister Scholl sind ja bis heute unvergessen. Ein Licht in der Dunkelheit!

  3. Selenski verzichtet vorerst auf NATO-Mitgliedschaft
    Na also, geht ja doch. Aber der faule Beigeschmack – wie viele Tote war das späte Einlenken wert? Und das Wörtschen “vorerst” wird wohl auch noch gestrichen und der Verzicht in die Verfassung eingetragen werden müssen. Und da bezweifle ich die Zustimmung der USA. Die Toten sind schliesslich keine US-Amerikaner …

    • Eine Nato-Mitgliedschaft stand nie zur Debatte, da braucht es keinen Verzicht. Und das weißt du, schmeckt dir nur nicht. Die Toten sind nicht nur keine Amerikaner, sie sind auch keine Russen. Was nicht heißen soll, dass sie als Russen hätten weiter leben dürfen, wenn sie sich nicht von dem Irren in Moskau unterjochen lassen wollten.

  4. Die russisch ortodoxe Kirche hätte nun Gelegenheit, die Schande die ihnen die unfassbare Stellungnahme ihres Oberhaupt Kyrill Patriarch von Moskau eingebracht hat, zu tilgen. Sie sollten sich dazu durchringen das Manöver von Marina Owsjannikova als Einsatz für den Frieden zu würdigen und als Versuch zu werten, das Blutvergießen innerhalb ihrer Glaubensgemeinschaft zu stoppen. Dadurch könnte zumindest die Ehre und der gute Ruf dieser heldenhaften Frau (innerhalb Russlands) gerettet werden.

  5. Habe noch selten erlebt dass sich eine Person, die überzeugt sein muss dass ihre Aktion für sie kein gutes Ende nehmen kann, so beeindruckend für den Frieden und für die Ehre ihres Volkes, aufopfert. Dass sie zusätzlich annehmen muss für den überwiegenden Teil der russischen Bevölkerung als Vaterlandsverräterin zu gelten, wertet ihren Heldenmut noch zusätzlich auf. Sie wird wahrscheinlich für lange Zeit verschwinden und wird künftig auch kaum mehr Gelegenheit haben sich weiter zu erklären. Man kann sie dann völlig ungehindert und wie es dem Regime beliebt als potentielle Terroristin oder als Verrückte darstellen und man kann nur hoffen dass sich ihre Angehörigen in Sicherheit bringen können bzw. konnten. Hoffe innigst das ihr Opfer nicht umsonst war und ihr einmal die Ehre zuteil wird die ihr gebührt. Für mich jetzt schon die größte Heldin unserer Zeit.

  6. „Nichts bricht Herz, Mut und Kraft geschwinder als die Lüge; die Lüge ist das teuflichste, weil das feigste Laster.“
    ―Ernst Moritz Arndt

    Wünsche noch viel Kraft der mutigen Frau!

    • Die Kraft wird sie brauchen können,befürchte aber,sie wird halt irgendwie “verloren” gehen,ist ja Krieg,da passieren schon mal ungeklärte Unfälle.

      Klar,es war sehr mutig von ihr,aber sie wird den Mut vermutlich leider nicht überleben 🙁

        • Irgendwann wacht auch das russische Volk auf. Ich bin sicher.
          Und das weiß der irre Zar ganz genau und fürchtet sich davor.
          Soviel Platz gibt es in den sibirischen Lagern gar nicht.

          • Momentan läuft aber die Propagandamaschinerie wie geschmiert. Zustimmung zur “militärischen Spezialoperation” an die 75%. Der Westen ist nun der größte Feind der russischen Bevölkerung und umso spürbarer die Einschnitte desto größer der Hass auf Putins Feinde. Es ist zum Haare raufen.

          • Da hast schon recht…. aber irgendwann läuft das aus dem Ruder.
            75% Zustimmung heisst ja nicht, daß 75% geistig unterbelichtet sind.
            Hoffe ich jedenfalls…

          • Sie sagen es,es ist zum Haare raufen,fürchterlich schlimm und diese mutige Frau wird nun hingestellt als arme Irre die schön öfters Lügen verbreitet hat 🙁

          • Das Problem ist,daß es in so einer Lage nur Lügen gibt,angeblich laufen ihm die Soldaten davon,angeblich,wenn wir ehrlich sind,wir erfahren ja auch nur das,was wir erfahren “dürfen”. Und wir können nichts überprüfen.Wir wissen nicht,stimmen die Angaben,also laufen die ihm davon,wir sehen,leider zerstörte Häuser,tote Menschen,das können sie nicht leugnen,aber auch da wird dann gesagt sind alte Fotos oder von wo anders.

            Und auch wenn das Volk “munter” ist,was sollen sie machen? Wohin flüchten? Ich warte bis heute,daß irgend jemand sagt,er bietet Russen die weg wollen,ein Asyl,habe ich bis jetzt noch nicht gehört.Auch nicht,daß wenn sie in der Ukraine alles liegen und stehen lassen und um Asyl ansuchen,daß da was gemacht wird.

            Der Zar fürchtet sich,klar,mir würde auch der A. auf Grundeis gehen,weil der dachte,das wird ein Spaziergang,ein paar Opfer halt,aber der Rest empfängt ihn mit offenen Armen,da hat er sich verschätzt.

            Wir können alle nur hoffen,daß das Morden dort bald ein Ende hat.

            Dazu braucht es genau 1 Toten und das muß eben der Richtige sein und da sehe ich niemanden,der diese Arbeit erledigt.

          • Viele Soldaten haben sich, gerade in der ersten Woche, ausgeklinkt. Die mussten erleben, dass die Menschen, die sie “befreien” sollten, sich ihnen schutzlos entgegen gestellt und beschimpft haben. In der Muttersprache. Sie standen alten Leuten gegenüber, die sie verflucht haben. Und das hält bis heute an, es gibt viele Videos im Netz, wo sich Einzelne und größere Gruppen vor Fahrzeuge stellen oder Posten umringen. Die Ukrainer lassen sich nicht unter kriegen. Die wollen keine Putin-Sklaven sein. Und mancher Soldat will das Brudervolk nicht versklaven.

          • Das habe ich auch gesehen und auch gehört,daß sie Soldaten,gefragt haben ob die Leute bitte was zum Essen und Wasser haben für sie,sie hatten großen Hunger und Durst. Also,das habe ich gehört.

            Nur was aus diesen Soldaten wurde,wurde nie gesagt,sie sind geflüchtet angeblich in Wälder,aber auch die brauchen Nahrung und was zum Trinken um zu Überleben und da fragt niemand,was ist mit denen,werden die wo versteckt vom “Feind”,was ich ihnen wünsche würde,aber wielange geht das gut? Und was noch dazu kam,die ersten Soldaten wussten ja nicht mal,daß sie in den Krieg ziehen,denen wurde ja was erzählt von Manövern zur Übung.

            Also mich würde wirklich interessieren,wenn sie flüchten konnten,wohin? Wer hilft denen,weil eines darf man nie vergessen,man kann und darf nicht alle Menschen in einen Topf werfen,weil es sind auch viele darunter,die eben nicht wussten grade am Anfang um was es wirklich geht,denen man nicht mal vorhalten kann ihre “Pflicht” zu tun,nein,denen wurde eben gesagt,ein Übungsmanöver,also was ist mit diesen Menschen,denen man meiner Ansicht nach auch helfen muß.

            Also nicht denen die bewusst in den Krieg ziehen,ich meine die allerersten die wirklich dachten,es wäre eine Übung.

        • Das hoffe ich auch sehr,ich sag mal so ohne es böse zu meinen,ich hoffe,ich drücke mich richtig aus,ohne,daß ich wen beleidige,aber die Jungen,die werden aufgerüttelt,die schaffen es per Internet usw.,daß die Wahrheit ans Licht kommt,aber es gibt auch viele alte Menschen,die den Zugang nicht haben,die nur wenn überhaupt den Regierungssender anschauen,die glauben,das was ihnen dort gesagt wird.Ja,es gibt auch junge Menschen,die verblendet sind und es gibt auch alte die wissen wie der Hase läuft.

          Nur schauen wir doch rüber zum Sultan,in den Großstädten,da wissen die Menschen was los ist,für die in den Bergdörfern,die eine Straße gebaut bekommen haben,Strom für alle und oft sogar kleine Krankenhäuser,die würden sich für den vierteilen lassen.

          Und so ist es dort halt leider auch.

          Aber die Hoffnung stirbt zum Schluß,die Jungen finden Wege um an die Wahrheit zu kommen und dann müssen sie halt viel im “Untergrund” dagegen machen,also das hoffe ich sehr und auf was ich auch sehr hoffe sind die Mütter,egal welchen Alters,Mütter verteidigen ihre Kinder und schicken sie nicht in den Tod,wenn sie nicht ganz verblendet sind.

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