Samstag, Mai 18, 2024

Ukraine: Trainieren für den Kampf

Ukraine:

Tausende Ukrainer wollen kämpfen. Jene, die nicht eingezogen werden – Frauen, ältere Männer – schließen sich Freiwilligeneinheiten an. Sie üben für den Krieg.

Lemberg, 19. März 2022 | “Wir wissen nicht, wie viel Zeit wir haben, um uns auf die Schlacht vorzubereiten”, sagt Taras Itschtschyk. Der 27-Jährige hat sich der ukrainischen Freiwilligenarmee in der Westukraine angeschlossen. Noch ist die Front weit entfernt, doch die Kämpfer wollen auf die russischen Truppen vorbereitet sein.

In einem Dorf in der Nähe von Lwiw (Lemberg) trainieren Freiwillige und Rekruten, junge und ältere. Wo genau, muss geheim bleiben. “Diese Schulungen finden rund um die Uhr statt, sieben Tage die Woche”, sagt Itschtschyk, der bei dieser regionalen Brigade der Territorialverteidigung für die Kommunikation zuständig ist.

Freiwillig in den Krieg

Das Training ist streng. Die Rekruten lernen den Umgang mit Waffen, zu schießen und sie zu reinigen. “Wir müssen immer mehr üben, der Krieg geht weiter und wir müssen uns auf verschiedene Szenarien vorbereiten”, sagt Itschtschyk, ein junger Mann mit dunklen Haaren und Schnurrbart.

Im ganzen Land haben sich tausende Männer und Frauen zwischen 18 und 60 Jahren freiwillig der Territorialverteidigung angeschlossen. Sie sollen ihr Land in den Dörfern und Städten verteidigen, in denen sie wohnen. Die Freiwilligenarmee wurde 2014 gegründet, als Moskau die Schwarzmeer-Halbinsel Krim annektierte und der Konflikt mit den pro-russischen Separatisten im Osten begann. Inzwischen ist sie Teil der ukrainischen Streitkräfte.

Die Region Lwiw blieb bisher vergleichsweise unberührt von den Kämpfen, viele Ukrainer suchen deshalb hier Zuflucht vor den Angriffen im Osten und Süden des Landes. In der Nacht auf Freitag schlug jedoch nach ukrainischen Angaben ein Marschflugkörper in einer Fabrik in der Nähe des Flughafens von Lwiw ein. Am Sonntag tötete ein Angriff auf einen Militärstützpunkt in der Region 35 Menschen.

Kampfname “Krim”

Itschtschyk fürchtet nicht nur Angriffe aus der Luft, sondern auch russische Saboteure, die Unruhe stiften könnten. Zwischen verlassenen Gebäude üben acht Soldaten seiner Gruppe in voller Kampfmontur und mit automatischen Waffen im Anschlag, sich in Formationen oder Zweiergruppen zu bewegen.

Ein Soldat füllt konzentriert das Magazin seiner Kalaschnikow mit Patronen. Der 45-Jährige stammt von der Krim und hat sich deshalb den Kampfnamen “Krim” gegeben. Er kämpfte bereits 2014 und 2015 in der Ostukraine, wurde von Splittern einer Mörsergranate verletzt und galt als kriegsuntauglich.

Kalaschnikow statt Schusterleisten

Angesichts des Überfalls auf sein Land entschied sich der Schuster dennoch, wieder zur Waffe zu greifen. “Ich ziehe die Demokratie dem Totalitarismus vor”, begründet er seinen Entschluss. Nicht alle in seiner Familie können das verstehen. “Meine Tochter, die auf der Krim geblieben ist, sieht das anders”, sagt er.

Bis vor drei Wochen habe er “ein friedliches Leben” geführt, sagt ein anderer Freiwilliger, der sich “Bender” nennt. Er arbeitete in der Immobilienbranche und kümmerte sich um seine vier Kinder. Vom Soldatenleben hatte er keine Ahnung. “Aber tief in meinem Inneren war ich schon lange bereit dafür”, sagt der 40-Jährige.

(afp – Clara Marchaud/apa/red)

Titelbild: APA Picturedesk

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21 Kommentare

  1. Wenn die Mortalitätsrate dieser Hobbykämpfer ehrlich veröffentlicht würde, dann würden es sich einige vielleicht doch noch überlegen. Aber das liegt ja nicht im Interesse der Veranstalter, Die Bauernopfer sollen den Krieg verlängern, Entsetzen hervorrufen und die Spaltung Europas und Russlands vorantreiben.

    Ein schneller Friede kann derzeit nur am Verhandlungstisch erzielt werden. Aber das liegt eben nicht im Interesse US/Nato.

    • Du meinst die wissen nicht, wie beschissen ihre Überlebenschancen sind? Du meinst die wissen nicht, dass sie sich nicht ewig wehren können? Doch, das wissen die ganz genau. Die machen das nicht aus Jux, sie haben sich entschieden. DAS ist Widerstand gegen Diktatur und Faschismus, nicht mit ein paar tausend Vollhonks am Ring spazieren gehen und den geifernden Kickl bejubeln.

      Die Spaltung Europas und Russlands vorantreiben? Du hast sie nicht mehr alle. Die ganze Welt positioniert sich gegen diese Invasion, mit fünf unrühmlichen Ausnahmen, die keinen überraschen.

      Dein blödes Dauergefasel, die USA oder die Nato wollten keinen Frieden in der Ukraine, sie hätten den Krieg gewollt und vorbereitet, ist nicht nur dumm. Das entlarvt dich als das, was du bist. Ein Vollhonk, eine Trethupe für Putin und jeden beliebigen Rechtspopulisten, der dir die Ehre gibt drauf zu treten. Die einzige Entschuldigung für deinen Auftritt ist, dass du strunzdoof bist.

        • Mag sein. Wer von Corona-Diktatur und -faschisten faseln, ist bestenfalls ein Idiot. Trotzdem meinen diese Kreaturen, sich im “Widerstand” zu befinden. Und wenn Menschen wirklich Widerstand gegen Faschisten leisten, gegen schwer bewaffnete, skrupellose, mörderische Invasoren, werden sie verächtlich gemacht. Ob Helden oder nicht – die einen haben Respekt verdient, die anderen sind lächerlich.

  2. Vermutlich kann niemand diesen Krieg gewinnen. Selenskyj konnte mit enormer Hilfe vom Westen und Fehleinschätzungen von Putin Wiederstand leisten. Dadurch hat er jetzt die beste Verhandlungsposition mit Putin erzielt. Er muss entscheiden weniger Opfer weniger Popularität oder umgekehrt. Hoffentlich hat er begriffen dass der Westen nicht für einen Weltkrieg bereit ist.

    • Ich glaube nicht daran, dass Putin eine andere Option als die Unterwerfung anerkennt. Er wird alles ablehnen, so, wie er die Fluchtkorridore negiert. Und immer wird er Gründe vorschieben, die seine Trolle in die Welt rotzen.

  3. Naja… es muss jeder selbst entscheiden, ob er seine/ihre Chancen auf ein frühzeitiges Ableben erhöhen möchte. Für die YPG-Kämpfer (und insbesondere Kämpferinnen) hatte ich noch mehr Verständnis, als für die Selenskji‘schen superhero’s & superwomen in der mit NATO-Waffen vollgestopften Ukraine.
    Aber wie gesagt… das muss jeder selbst mit sich ausmachen.

  4. Model in Uniform plus Kalaschnikow. Ein ukrainisches Supergirl mit lackierten Fingernägeln. Die Freiheit, die Selinskyj meint, ist nahe.

    • Ist schon seltsam. Die Helden des Widerstands gegen die Coronadiktatur und -faschisten feiern ihr Heldentum seit zwei Jahren ab, aber wenn Menschen ihre Freiheit und ihr selbstbestimmtes Leben gegen Invasoren verteidigen, werden sie von diesen Helden des Widerstands geschmäht.

  5. Des is ja grad des …

    Was hierzulande gern (und oft) ausgeklammert wird, is die Tatsache wenns drauf ankommt wird alles einkaserniert. Ob das nun in Friedenszeiten Untaugliche waren oder die sogenannten Systemerhalter …, so schnö kannst gar ned schauen und scho bist im Handumdrehen Kanonenfutter, Menschenmaterial das an irgendwelchen trivialen Fronten (zB um irgendeinen kostbaren verpissten Hügel zu sichern) verheizt wird, etc.

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