Samstag, Mai 4, 2024

Quarantäne-Erleichterungen: Länder und Ärztekammern widersprechen Gesundheitsminister

Quarantäne-Erleichterungen

Minister Rauch hatte gesagt, aus Gesundheitseinrichtungen sei die “explizite Bitte” nach Quarantäne-Erleichterungen für das Personal gekommen. Etliche Länder und Ärztekammern widersprechen auf ZackZack-Nachfrage.

Wien, 26. März 2022 | Am Donnerstag war Gesundheitsminister Johannes Rauch im Ö1-Morgenjournal zu Gast, um über die neuesten Corona-Maßnahmen zu sprechen. Angesprochen auf die Quarantäne-Erleichterungen für infiziertes Gesundheitspersonal, wonach dieses fünf Tage nach einem positiven Test wieder arbeiten gehen können sollte, wenn es asymptomatisch sei oder sich nicht krank fühle, sagte Rauch: „Das war die explizite Bitte aus den Einrichtungen, aus den Spitälern, aus den Pflegeheimen.“ Angesprochen darauf, dass Personalvertreter etwas anderes sagten, sagte Rauch, dass er das wisse, dass aber viele Leute zu Hause säßen, die sich gesund fühlten, aufgrund ihres CT-Werts aber nicht arbeiten gehen könnten. „Niemand muss arbeiten gehen, wenn er krank ist, aber es gibt die Möglichkeit es zu tun, das entlastet massiv“, sagte Rauch dann noch.

Auf Nachfrage hat ZackZack erfahren: Von der von Rauch genannten “expliziten Bitte” weiß bei etlichen Ärztekammern und Gesundheitslandesräten in den Bundesländern niemand. Krankes, infektiöses Personal in den Gesundheitseinrichtungen zu haben, sei keine gute Idee, sagen Ärztevertreter gegenüber ZackZack.

Wien bleibt bei alter Quarantäne-Regelung

Aus dem Büro von Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker heißt es gegenüber ZackZack: „Wiener Spitalsbetreiber kann nicht gemeint haben.“ Die Spitalsbetreiber seien „mehr oder minder schockiert“ über diese Regelung. Die Daten ergäben, dass sich in der aktuellen BA.2-Welle nur zehn Prozent der Infizierten nach fünf Tagen bereits wieder freitesten können. Weitere 30 Prozent seien bis zu Tag 9 nach dem ersten positiven Ergebnis wieder negativ, der Rest erst später. 90 Prozent der Infizierten sind demnach nach Tag fünf immer noch ansteckend. Schließlich sei die Gefährdung von Patienten auch eine strafrechtliche Frage. Und, mit der Diskussion um Krankenstände würde eine Büchse der Pandora geöffnet. Am Freitag verkündete die Stadt Wien dann, bei den bisherigen Quarantäne-Regelungen zu bleiben. Vom Wiener Gesundheitsverbund hörte ZackZack schon am Donnerstag, es würde keine Änderungen geben.

Ärztekammern betonen Personal- und Patientenschutz

Von der Wiener Ärztekammer heißt es gegenüber ZackZack, ohne negativen Test arbeiten zu gehen, sei ein No-go, das gefährde weiteres Personal und Patienten. Jörg Hutter, Vizepräsident der Ärztekammer Salzburg, sagt ZackZack, der Schutz von Patienten sei oberste Prämisse. Infektiöses Gesundheitspersonal arbeiten gehen zu lassen bringe ein nicht einschätzbares Risiko mit sich, sei daher eine absolute Notmaßnahme, welche die aktuelle Situation unter dem ärztlichen Personal nicht rechtfertige.

Daniel von Langen, stellvertretender Obmann der Bundeskurie angestellter Ärzte in der Österreichischen Ärztekammer (ÖAK) und Ärztekammer-Tirol-Vorstandsmitglied, weißt darauf hin, dass körperliche Belastung während oder unmittelbar nach einer Corona-Erkrankung das Risiko auf Langzeitfolgen erhöhe. Er spricht sich dagegen aus, jene, die bereits seit zwei Jahren am Limit sind, auch noch diesem Risiko auszusetzen. Die Ärztekammer Oberösterreich sagt, sie schließe sich dem Statement der ÖAK an.

Die Ärztekammer Niederösterreich verweist auf eine Äußerung ihres Präsidenten im Niederösterreich-Heute-Beitrag von Mittwoch. Darin sagte Präsident Christoph Steiner, er sei sprachlos hinsichtlich des Maßnahmen-Wirrwarrs. Er sei nicht dafür gewesen, die Maßnahmen Anfang März zu lockern, aber wenn, dann hätte damit auch die Quarantäne fallen müssen.

Die Ärztekammer Steiermark möchte sich gegenüber ZackZack nicht äußern und verweist auf die Steiermärkische Krankengesellschaft. Von dort wiederum erfährt ZackZack, dass gerade erarbeitet werde, wie die neue Regelung umgesetzt werde.

Ablehnung bis Zurückhaltung aus den Landesregierungen

Aus dem Büro von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) heißt es, dass die neue Regelung im Burgenland nicht umgesetzt werden soll. Dort wurde mit Februar die Pflichtquarantäne von fünf auf sieben Tage erhöht, weil sich in der aktuellen Corona-Welle gezeigt hatte, dass nach fünf Tagen 80 Prozent der Erkrankten noch sehr infektiös seien.

Aus dem Büro von Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) heißt es gegenüber ZackZack, sie habe sich klar gegen die neue Regelung ausgesprochen.

Steiermarks Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) sagt, sie hätte vom Gesundheitspersonal Rufe nach Hilfe bekommen, aber nie die explizite Bitte nach Quarantäne-Erleichterungen.

Tirol Kliniken: Rattenschwanz an Prüfungen

Die Tirol Kliniken sagen, dass die neue Regelung einen Rattenschwanz an Prüfungen mit sich bringe. Es müsse erst arbeits- und haftungsrechtlich geklärt werden, ob und wie sich diese Maßnahme umsetzen ließe. Die Zahl derjenigen, die das Angebot annehmen würden, fünf Tage nach einem positiven Test einfach wieder arbeiten zu gehen, dürfe aber wohl überschaubar sein.

Laut Büro von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) hat es Gespräche mit Vertretern der großen Krankenhausbetreiber aus allen Bundesländern, mit Experten aus dem Gesundheitssystem und mit Ärzten gegeben. “Eine überwiegende Mehrheit der Gesprächspartner” hätte explizit und dringlich darum gebeten, “die Absonderung für bereits symptomfreie Mitarbeiter zu verkürzen”.

(pma)

Titelbild: APA Picturedesk

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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25 Kommentare

  1. Leider hält sich immer noch, obwohl längst widerlegt, die ursprüngliche Meinung von Christian Drosten aus Anfang 2020, dass auch symptomfreie PCR-Positive das Covid-Virus weitergeben können. Das ist definitiv nicht der Fall. Drosten selber hat es zwar nie offiziell in der Fachliteratur zurückgenommen (vermutlich aus falschem Stolz), seine damalige These aber nicht mehr weiter behauptet. In dieser Hinsicht liegt der Gesundheitsminister ausnahmsweise richtig: Wer sich gesund fühlt, kann nicht anstecken und kann daher arbeiten. Sicherheitshalber könnte man für die ganz ganz Vorsichtigen noch einen PCR-Test machen und einen Grenzwert bei CT 28 setzen, wie es etwa der Infektiologe Vernazza vertreten hat.

  2. Werden noch Wetten angemommen wann es dem Xiberger zu blöd wird
    und er wieder heim ins Ländle fährt?

    Bald wird jeder einen ehemaligen Gesundheitsminister persönlich kennen …

  3. Diese Regierung besteht leider nur aus Clowns – Wenn ich diese Truppe sehe, kriege ich Augentinitus – sprich – ich sehe fast nur noch Pfeifen. Kabarettisten werden arbeitslos. Und wir Österreicher müssen uns das gefallen lassen.

  4. Wenn das so ist brauche ich mich nicht impfen lassen wenn eh alles Wurst ist jetzt gibt es nur mehr 5 Tests im Monat damit die Zahlen sinken Impfpflicht baba.

  5. Vor der Haustür findet grad ein Krieg samt Verbrechen statt. Mit Potential zum WW3 oder Atomkatastrophe…
    Und wir beschäftigen uns mit Omikron. Sterblichkeit lt RKI 0,02%. Durchschnittsalter der Verstorbenen 84!

  6. Wie der nö. Ärztekammerpräsident sagte: zusammen mit den “Maßnahmen” hätten Anfang März auch die Quarantänebestimmungen fallen müssen!

  7. “Auf Nachfrage hat ZackZack erfahren: Von der von Rauch genannten “expliziten Bitte” weiß bei etlichen Ärztekammern und Gesundheitslandesräten in den Bundesländern niemand.”

    Etliche wissen also nichts davon. Und die anderen? Da “Etliche” ja nicht die Mehrheit sind, muss es noch eine ganz Reihe anderer geben, die von dieser “expliziten Bitte” etwas wissen.

    “Laut Büro von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) hat es Gespräche mit Vertretern der großen Krankenhausbetreiber aus allen Bundesländern, mit Experten aus dem Gesundheitssystem und mit Ärzten gegeben. “Eine überwiegende Mehrheit der Gesprächspartner” hätte explizit und dringlich darum gebeten, “die Absonderung für bereits symptomfreie Mitarbeiter zu verkürzen”.

    Es geht also um symptomfreie Mitarbeiter und nicht um infektiöse, wie Jörg Hutter, Vizepräsident der Ärztekammer Salzburg, impliziert.

    Wird da zum Halali auf Rauch geblasen?

  8. Die Schweiz hat im Vergleich zu Österreich weniger Corona Kranke und Todesfälle und wesentlich weniger Maßnahmen und weniger Impfungen. Behördliche Anweisung seit 3 Feb.: “Sie hatten zum Testzeitpunkt keine Symptome: Die Isolation kann 5 Tage nach dem Test beendet werden, sofern Sie keine Symptome haben, die eine Aufrechterhaltung der Isolation rechtfertigen.” “Unter bestimmten Voraussetzungen kann die zuständige kantonale Behörde eine längere Isolationszeit anordnen oder bei Personen, die in einem für die Gesellschaft essentiellen Bereich tätig sind, in dem akuter Personalmangel herrscht, von der Isolation absehen.” Die große Angst in Österreich ist nicht gerechtfertigt.

  9. Dass man nach 2 Jahen darauf hinweisen muss, dass der PCR Test n i c h t s über eine Inektion aussagt, ist wirklich eine Sxhande für die Ärztekammer und die Wener Politiker Ludwig/Hacker.

    KARY MULLIS – Nobelpeisträger 1993 un Erfinder des PCR Tests – wörtlich:
    “Der Test sagt NICHTS aus, ob man kranak ist, oder ob das was “gefunden” wurde, dir wirklich SCHADEN würde”. . . . https://www.youtube.com/watch?v=c0IBU9uJB9I

    Mal davon abgesehen, wird bis heute nicht der cT-Wertr der Tests veröffentlicht – und dass es überhaupt k e i n e VALIDIERUNG der Tests, also eine Zertiizierung, gibt, lässt diese irre Testewahnsinn mnur mehr als geplante kriminelle Handliung interpretieren.

  10. Kranke, infizierte Leute im Gesundheitsbereich arbeiten gehen zu lassen ist FAHRLÄSSIG….
    Der gehört für das angezeigt, wegen gemeingefährdung der Bevölkerung…

    • Wenn alle die infiziert aber nicht krank im herkömmlichen Sinne* sind daheimbleiben
      sterben auch Menschen.
      Ausser Sie bringen dem Portier übers Wochenende bei eine Herz-Lungen-Maschine zu bedienen.

      Ja, ich gehöre zu den ganz wenigen die sich noch ans “alte Normal” erinnern können.

  11. Jetzt graben die grünen die tieftürkisen ihres Vereines aus…
    Werden immer unwählbarer….war zuvor schon kaum wählbar aber jetzt fallen sie mit ihrer fortschreitenden Korruption in die kategorie Schwürkis Blau, also absolut unwählbar…

  12. Ja freilich! Es ist den Gesundheits Einrichtungen sicher ein Anliegen, infizierte Angestellte zu den Patienten zu schicken. Die werden so sicher besser gesund!!!!

  13. Kann es sein, dass da jetzt mit kalkulierter Irrationalität versucht wird, unabwendbar nahende Neuwahlen – mit z.T. erwartbar desaströsen Ergebnissen – dem Mainstream dann “in diesem neuen Lichte konstruiert” verkaufen zu wollen?
    Kann es WIRKLICH sein, dass konservative Eliten den logisch vorhersehbaren Absturz (aus der noch nicht rechtskräftig verurteilten Offenbarung systematisch korrupter Nepotismus-Netzwerke resultierend) nun Spin getrieben den Grund für Neuwahlen “in allgemein atmosphärische Dissonanzen relativiert” deuten möchten?
    -> den grünen Kitt, der das vollgelaufene Schiff bisher noch auf der Wasseroberfläche schwimmen ließ, dann auch gleich mit in die Tiefe zu reissen??
    Kann es wirklich MÖGLICH sein, vorgeblich Pandemie-Missmanagement gegen Korruptionssumpf-Debakel ausspielen zu wollen, nur um nicht komplett zu implodieren???
    Das hieße verwinkelt perfide Staatsräson um jeden Preis … (Aber wer zahlt, schafft an – und wer das ist, sei inzwischen bekannt)

  14. Vertretern der großen Krankenhausbetreiber aus allen Bundesländern….
    Alles klar, mehr braucht man nicht zu wissen!
    Danke an zackzack, dass nachgefragt wurde.

    • Ich verstehe nicht ganz, was Sie meinen oder wo für Sie die Ironie liegt.

      “Laut Büro von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) hat es Gespräche mit Vertretern der großen Krankenhausbetreiber aus allen Bundesländern, mit Experten aus dem Gesundheitssystem und mit Ärzten gegeben. “Eine überwiegende Mehrheit der Gesprächspartner” hätte explizit und dringlich darum gebeten, “die Absonderung für bereits symptomfreie Mitarbeiter zu verkürzen”.”

      ZZ hat eben nicht nachgefragt. Warum hat ZZ nicht nachgefragt, wer diese überwiegende Mehrheit sei? Dann hätte ZZ die überwiegende Mehrheit fragen können, ob das so stimme. Hätte das Büro des GM diese Mehrheit nicht nennen können oder wollen, dann wäre tatsächlich Misstrauen an dieser Aussage angebracht gewesen.

      ZZ hat aber nicht nachgefragt. Insofern macht für mich ZZ schlechten Journalismus.
      Wo bleibt die Haltung? Und welche Haltung? Das hat uns ZZ noch nie erklärt.
      Wo bleiben die Tatsachen?

      Oder haben Sie das gemeint?

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