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Das passiert im Gehirn, wenn wir sterben

Das ist ein Unterüberschrift

Was passiert im Kopf, wenn der Tod eintritt? Forscher haben durch Zufall nun gewaltige Fortschritte zur Beantwortung dieser Frage gemacht.

Louisville/Nürnberg, 30. März 2022 | Es ist eine Frage, die viele Menschen beschäftigt: Wie fühlt sich der Tod an? Sehen wir ein Licht am Ende eines Tunnels, den eigenen sterbenden Körper oder zieht das Leben noch einmal vor dem inneren Auge vorbei? Davon berichten einige Menschen nach einer Nahtoderfahrung. Eine US-Studie deutet nun darauf hin, dass unser Gehirn im Augenblick des Todes wirklich Erinnerungen aufflackern lässt.

Mann starb während EEG

Darauf deuten zumindest Hirnströme hin, die bei einem sterbenden Patienten in einem Krankenhaus aufgezeichnet wurden. Dass diese Hirnaktivität überhaupt festgehalten wurde, ist einem Zufall geschuldet: Die behandelnden Ärzte führten bei einem 87-Jährigen, der nach einem Sturz am Kopf operiert worden war und epileptische Anfälle hatte, mehrere Elektroenzephalographien (EEG) durch. Ein EEG zeichnet die elektrische Aktivität des Gehirns auf. Während einer solchen Aufzeichnung erlitt der Patient einen Herzinfarkt und starb.

Insgesamt, so berichten die Wissenschafter im Fachblatt “Frontiers in Aging Neuroscience”, wurden 15 Minuten der Hirnaktivität beim Sterben des Mannes aufgezeichnet. “Wir haben uns darauf konzentriert, was in den 30 Sekunden vor und nach dem Herzstillstand geschah”, erläuterte Studienleiter Ajmal Zemmar, Neurochirurg an der Universität Louisville. “Kurz bevor und nachdem das Herz aufhörte zu schlagen, sahen wir Veränderungen in einem bestimmten Frequenzbereich der neuronalen Schwingungen, den so genannten Gamma-Oszillationen, aber auch in anderen wie Delta-, Theta-, Alpha- und Beta-Oszillationen.”

“Ähnlich wie Nahtoderfahrungen”

Diese Hirnwellen bilden Muster rhythmischer neuronaler Aktivität ab. Verschiedene Wellen werden mit diversen Funktionen verbunden, wobei die in der Studie beschriebenen Frequenzmuster jenen ähneln, die beim Meditieren oder beim Abruf von Erinnerungen auftreten. Das lege nahe, spekulierte Zemmar, dass das Gehirn kurz vor dem Tod durch Erzeugung solcher Oszillationen möglicherweise letzte Erinnerungen an wichtige Lebensereignisse abspiele, “ähnlich wie bei Nahtoderfahrungen”.

Frank Erbguth, ärztlicher Leiter der Nürnberger Universitätsklinik für Neurologie, überraschen die Beobachtungen nicht: “Es ist nichts Neues, dass sich das menschliche Gehirn in bestimmten Situationen seine eigenen Bilderwelten schafft.” Das sei etwa von Migränepatienten bekannt, aber auch von Drogenkonsumenten. “Entsprechend reihen sich Nahtoderlebnisse in eine Reihe unterschiedlichste Phänomene ein, bei denen das Gehirn Bilder produziert”, sagt der Präsident der Deutschen Hirnstiftung.

Was dabei im Hirn passiere, sei gut erklärbar. Mit dem Sterben steige der Kohlendioxid-Gehalt in den Zellen an: “Das führt zu einer Veränderung der Hirnelektrik und des Hirnstoffwechsels – auf diesen beiden Klaviaturen werden Nahtoderlebnisse verortet.” Solche könnten auch Menschen erfahren, die besonders gut im Meditieren sind.

Bei diesen zeigten EEGs vermehrte Gamma-Spektren – ähnlich jenen, von denen die Studie berichte, sagt Erbguth: “Und von diesen Gamma-Aktivitäten wissen wir, dass sie einen Abruf von Erinnerungen anzeigen.” Gleichzeitig sind Gamma-Wellen sehr schnell, sie oszillieren mit einer Geschwindigkeit von 30 Hertz pro Minute. “In einem konventionellen EEG ist das Gamma-Band nicht zu sehen”, so der Neurologe. Daher sei die in der Studie unternommene differenzierte Auswertung der Wellenbereiche ein neuer Aspekt.

(apa/mst)

Titelbild: Pixabay

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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1 Kommentar

  1. Zeit[R]aum – Raum[Z]eit

    Zeilen leicht wie der Wind.
    Wovon dürfen wir träumen?
    Und wo trägt es uns hin?
    Woran sollen wir glauben?
    Findest du darin Sinn?
    Oder sind wir so wie wir sind
    als ein Teil vom Teil des Ganzen
    das am Anfang Alles war
    ein lernend‘ Menschenkind
    aus Sternenstaub gemacht
    nur Gäste hier in diesem Leben
    und die Zeit die uns gegeben
    viel zu schnell verbracht
    eh’ noch richtig sie begonnen
    – und wenn wir dann vielleicht verstehen
    uns zu den Sternen schlafen legen
    zur Ewigkeit geronnen…

    (Spende vom Antom Ym mit lieben Grüßen an die Community)

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