Mittwoch, Mai 15, 2024

AK-Studie: »Grüne« Investments von Banken oft intransparent

Arbeiterkammer-Studie

Als nachhaltig bezeichnete Investments sind oft nicht nachweisbar “grün”. Die AK kritisiert Angebot und Beratung österreichischer Banken zu dem Thema in einer Studie als mangelhaft und häufig intransparent.

Wien, 5. April 2022 | Eine Studie der Arbeiterkammer (AK) kommt zu dem Schluss, dass von Banken als „grün“ verkaufte Finanzprodukte nicht unbedingt wirklich nachhaltig sind oder ihre Nachhaltigkeit zumindest schwer zu überprüfen ist.

Für die Studie waren Konsumentenschützer bei 16 Banken Mystery-Shoppen und haben dabei besonders nachhaltige Investmentfonds unter die Lupe genommen. Überprüft wurde dabei auch die Qualität der Beratung. Die Bereitschaft nachhaltig zu investieren, stufen die Konsumentenschützer als de facto mangelhaft ein. Bei den meisten Finanzinstituten werde nach wie vor in Quartalen gedacht, “Rendite geht vor Nachhaltigkeit”.

Regulierungen in Österreich „zu sanft“

Eine Investition ist laut EU erst dann nachhaltig, wenn sie wesentlich zur Verwirklichung von Umweltzielen wie etwa Klimaschutz beiträgt. Weiters müssen internationale soziale und arbeitsrechtliche Mindeststandards eingehalten werden. Dafür müssen die Finanzdienstleister offenlegen, inwiefern Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren bei der Anlageentscheidung berücksichtigt werden, wie die AK am Dienstag erklärte.

In Österreich sei die Regulierung “zu sanft”, resümierten die Leiterin des Bereichs Konsumentenschutz in der AK Wien, Gabriele Zgubic, und AK-Finanzexperte Christian Prantner. Es fehlten klare Definitionen und Mindestgrenzen, was im Sinne von Artikel 8 oder 9 der Offenlegungsverordnung als nachhaltig gilt. Daher definierten Finanzinstitute selbst, welcher Fonds nachhaltig sei. “So können Finanzprodukte als nachhaltig eingestuft werden, selbst wenn nur 1 Prozent des Fondsvolumens tatsächlich nachhaltig ist”, kritisierten die Verbraucherschützer.

AK fordert mehr Transparenz und Aufsicht

Die AK stellt den Banken insgesamt kein gutes Zeugnis aus und fordert mehr nachhaltige Finanzprodukte im Giro-, Spar- und Kreditbereich. Neben nachhaltigen Fonds gebe es nachhaltige Giro- und Spareinlagen, Green Bonds und Green Loans. Erstere würden aber nur von fünf der 24 befragten Banken angeboten; Green Bonds und Green Loans nur von vier der 24 Banken.

Die AK fordert auch nachhaltigkeitsbezogene Mindestkriterien für alle Finanzprodukte, die als Untergrenze herangezogen werden können – etwa auch eine “Blacklist”, die bestimmte Unternehmen ausschließt – sowie eine aktivere Rolle der Finanzmarktaufsicht. Bei der Verwendung von Ausschlusskriterien – etwa für die Rüstungsindustrie oder den Glücksspielsektor – sollte es ihrer Meinung nach “keine allzu großzügigen Toleranzgrenzen” geben. Da Greenwashing in der Praxis schwer nachzuweisen ist, sollte es dafür laut AK einen definierten Kriterienkatalog geben, anhand dessen Beurteilungen vorgenommen werden können, etwa betreffend Werbebotschaften oder Kundeninformationsdokumenten.

Beratungen verbesserungswürdig

Auch die Beratung in den Banken ist den Konsumentenschützern zufolge verbesserungswürdig. Obwohl im Vorfeld etwa ausdrücklich ein nachhaltiges Produkt gewünscht wurde, wurden den Testkäufern beim Mystery-Shopping wiederholt ausschließlich herkömmliche Fonds angeboten. Sie hatten “mittlere Risikobereitschaft” angegeben, aber jeder zweite angebotene Fonds war ein Aktienfonds mit hohem Risiko, diese Vorgabe sei also “häufig ignoriert” worden, berichtete die AK. Das Kundeninformationsdokument (KID) von Investmentfonds ist laut AK “zu wenig kundenfreundlich gestaltet“, enthält etwa zu viel Jargon und zu ungenaue Hinweise auf Nachhaltigkeit.

Den besten Informationsstandard hätten die 17 untersuchten Kapitalanlagegesellschaften aufgewiesen. Die Hälfte informiere gut – zum Beispiel über den Nachhaltigkeit-Investmentprozess, Ausschlusskriterien und Engagement-Policy. Hingegen präsentierten “nur einige wenige Banken” ihre Nachhaltigkeit gut und verständlich auf ihren Webseiten.

(apa/pma)

Titelbild: APA Picturedesk

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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4 Kommentare

  1. Ist schon interessant. Man fordert noch mehr Regulierung und Aufsicht, weil das Österreichschaf zu dumm oder zu faul ist, selbst im Internet nach Fonds zu recherchieren und sich stattdessen vom Bank-“Berater” beraten lässt. Und wer diesen “Green” Hype glaubt, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen. Bei der Energie glaubt das Österreichschaf aber auch, es würde “grünen Strom” beziehen. Dass das physikalisch gar nicht möglich ist, hat sich bis zum Österreichschlafschaf wohl noch nicht rumgesprochen. Es sei denn, man hat ein Verfahren entdeckt, die Elektronen zu identifizieren und irgendwie voneinander zu trennen, praktischböses Atomstrom-Elektron und gutes Wasserkraftelektron.

  2. Wer sich vom Bankberater, irgendwelche Investments aufschwatzen lässt, ist selber Schuld. Jeder 0815 ETF wirft mehr Rendite ab.

  3. Der Verdacht des „Greenwashing“ ist mehr als begründet.
    Etwa wenn Coca-Cola einen Teil seiner Einwegflaschen aus Meeresplastik herstellen oder die britische Airline Easyjet die CO2-Emissionen ihrer Flüge ausgleichen will.
    Ebenso wie die Feststellung, dass der Geschäftssinn dieser Konzerne sich nicht von einer neuen Umweltfreundlichkeit zur Rettung der Menschheit vor der Klimakrise hinreissen lässt.

    Oder nur dann, wenn damit viel Geld verdient werden kann.

    https://www.hagerhard.at/blog/2020/01/ein-blauer-brief-mit-gruener-tinte/

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