Coronabonus als “Farce”
Der Bildungsminister will allen Direktoren 500 Euro als Belohnung auszahlen. Das löst keine der drängenden Probleme, sagen Direktoren und die unabhängige Lehrerinnengewerkschaft.
Wien, 07. April 2022 | Schulleiter hatten seit Beginn der Pandemie deutlich mehr Aufwand – neue Regeln wurden oft sehr kurzfristig verkündet oder schnell wieder geändert. Auch die Corona-Maßnahmen, wie etwa das Testen an den Schulen bedeutete mehr Arbeit. Als “Belohnung” sollen die Direktoren vom Bildungsministerium jetzt einen einmaligen Bonus von 500 Euro bekommen. In AHS und BMHS sollen ihn auch Administratoren erhalten.
In einer Aussendung am Donnerstag bezeichnete die unabhängige Lehrerinnengewerkschaft (ÖLI-UG) diesen Corona-Bonus als “Farce”. Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) habe keine Ahnung, wie die Realität an den Schulen aussehe, er würde mit dem Bonus das Bildungspersonal gegeneinander ausspielen, so der Vorwurf. Denn “Es sind Schulleitungen UND Lehrpersonen UND Elementarpädagog*innen, die seit mehr zwei Jahren unter enormen Anstrengungen dafür sorgen, dass das Bildungssystem aufrechterhalten werden kann.” Die Gewerkschaft fordert daher einen Bonus für alle Personen, die im Bildungsbereich tätig sind. Das forderte auch SPÖ-Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler in einer Aussendung.
Direktoren fordern Verbesserungen
Für die Direktoren selbst wird der Corona-Bonus keine Probleme lösen, meint etwa der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer im Ö1-Morgenjournal am Donnerstag. Mehrere Direktoren und Bildungswissenschaftler hatten sich vor der Verkündung des Bonus ebenfalls mit einem offenen Brief an Polaschek gewandt. Darin beklagen sie, dass sich niemand mehr für Direktorenjobs bewerben wolle, weil die meiste Zeit für administrative Tätigkeiten verschwendet werden müsse und kaum Spielraum für Gestaltung bleibe. Sie forderten mehr Unterstützungspersonal, mehr Autonomie für Direktoren und eine Art mittleres Management für die Schulen zur Entlastung. Eine Antwort von Polaschek auf diesen Brief gibt es noch nicht.
Die Beschränkung der Prämie auf Schulleiter und Bundesschul-Administratoren begründete Polaschek im Ö1-Abendjournal am Mittwoch mit begrenzten Budgetmitteln. Mit dem Bonus für die Direktoren habe man versucht, eine Geste zu setzen. NEOS kritisierten: Der Minister habe seit seinem Amtsantritt genau nichts für bessere Schulen oder Kindergärten getan. “Und just wenn die öffentliche Kritik der Gewerkschaft an seinem Nichtstun unüberhörbar wird, öffnet er in bester ÖVP-Manier das Füllhorn und verteilt Geld”, so NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre.
(sm)
Titelbild: APA Picturedesk