Freitag, April 26, 2024

Selenskyj-Berater kritisiert Nehammer-Reise zu Putin

Ein Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat Kritik an der Reise von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) zu Kreml-Chef Wladimir Putin geübt und sie als Beispiel für die vermeintliche Russland-Nähe Österreichs genannt.

Wien, 16. April 2022 |  “Ich bezweifle, ob das notwendig war. Denn sie zeigt aus russischer Sicht, dass Putin nach wie vor internationalen Respekt genießt”, sagte Selenskyjs Wirtschaftsberater Alexander Rodnyansky der Tageszeitung “Der Standard” (Wochenendausgabe).

“Ich denke, wichtig wäre zu zeigen, dass Putin im Westen isoliert ist. Ob man durch diese Gespräche etwas erreicht? Ich glaube nicht. Man hat über die Jahre gesehen, was Dialog mit Russland bewirkt: nichts. Wir führen Krieg”, argumentierte der Selenskyj-Berater. Nehammer hatte sich unter anderem mit Verweis auf den ukrainischen Präsidenten gegen Kritik an seinem Moskau-Trip gewehrt. Die Reise zu Putin sei nicht nur mit den EU-Spitzen, sondern auch mit Selenskyj abgesprochen gewesen, betonte er.

Kneissl, Deripaska und Co.

Als weitere Beispiele für den starken russischen Einfluss in Österreich nannte der Sohn des gleichnamigen Medienmanagers den Hochzeitstanz der damaligen Außenministerin Karin Kneissl mit Putin sowie den Oligarchen Oleg Deripaska, der lange nicht auf der EU-Sanktionsliste gestanden sei. “Soweit ich verstehe, hat ihn die Unterstützung Österreichs jedes Mal gerettet”, sagte Rodnyansky. Österreich habe zwar “weniger Gewicht als Deutschland. Aber in Österreich gibt es eine besonders starke russische Lobby, vielleicht sogar eine stärkere als in Deutschland.”

Rodnyansky warb eindringlich für einschneidende Maßnahmen gegen die russischen Ölexporte. Russland decke durch Ölverkäufe nämlich 35 Prozent seiner Staatseinnahmen ab, während es bei Gas nur 15 bis 20 Prozent seien. Auch sei die Gewinnmarge bei Öl höher als bei Gas, dem russischen Staat bleibe also mehr übrig. “Deswegen wäre es logisch, dort anzufangen. Es müsste nicht einmal ein volles Embargo sein, auch ein hoher Einfuhrzoll wäre effektiv”, brachte Rodnyansky etwa einen EU-Einfuhrzoll von 80 Prozent ins Spiel. Dies würde Russland nämlich zwingen, seine Preise zu senken, um wettbewerbsfähig anbieten zu können. “Dann verschwindet auf russischer Seite der ganze Profit durch die Verkäufe. Somit hätten wir schon das Ziel erreicht.” Ähnliches ließe sich dann auch für Gas machen.

Befragt zu den Auswirkungen eines Energieembargos auf die europäische Wirtschaft meinte Rodnyansky: “So schlimm werden die Folgen nicht.” Öl sei recht einfach zu ersetzen. Bei einem Beginn im Sommer hätte man noch bis zum Winter Zeit, sich anzupassen. “Klar, es wird Kosten geben. Das schlimmste Szenario geht davon aus, dass ein Embargo Deutschland pro Kopf 1.200 Euro Einkommen kostet. Das ist viel Geld, aber nicht das Ende der Welt.”

(apa/bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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43 Kommentare

  1. Neuwahlen! Und….. Wahlkampfverbot (und am besten Budgetsperre für die Regierungsparteien!!) für alle Parteien. Es hat sich ausgewahlkämpft und es ist nicht einzusehen, dass auch nur noch 1 Cent in Wahlkampfwerbung fließt!

  2. Solange für die eigene Ssache und für einen guten Zweck getötet wird, haben zunehmend mehr ansonsten radikal friedliebende Mitmenschen überhaupt kein moralisches Probelm damit. Es werden hier sogar Stimmen nach einem Nato-Einmarsch laut – mit ziemlich sicherer Folge eines Atomkriegs. Alles im Auftrag des Herrn und für einen guten Zweck? Wahnsinnige? Zumindest moralisch extrem flexibel. Jedenfalls bin ich für jeden gewaltlosen Friedensversuch dankbar, auch wenn sich dabei einer zum Dodel macht.

  3. Frau und Wein waren nicht im Reisegepäck!
    Nehammer hat das Wichtigste bei seinem KURZTRIP vergessen, nämlich den Wein aus der Domäne Wachau, den Dürnsteiner Katzensprung. Und auch Kathi war mal wieder allein zu Haus.
    Im April 1955 wurde der Staatsvertrag mit diesem Wein begossen! Nach nunmehr 67 Jahren hat Nehammer, der mit leeren Händen nach Moskau gereist war, die einmalige Chance vertan, die Ukraine mittels Friedensvertrag in die Neutralität zu führen!

    Schade Herr Nehammer, ein paar Kisten Dürnsteiner Katzensprung, als Gastgeschenk, hätte diesen mörderischen Angriffskrieg beenden können! Wäre ihre Frau mitgereist hätte sie diese Chance persönlich ergreifen können. Ist sie doch neuerdings bekannt dafür, daß sie auch gerne ein Gläschen hebt!

  4. Ich bin erschüttert, dass die Ukrainer mehr diplomatisches Gespür haben als der, doch traditionell alte, Schwarz/Türkise.

  5. Heute ist ein typischer Tag, da vermisse ich ein “ZackZack-Café”.
    Man könnte sich 1 bis 2 x pro Monat zum Gedankenaustausch und heißen Diskussionen treffen, Analysieren, Zuhören, sich Befetzen und dann wieder beruhigen. Des öfteren lese ich mir am nächsten Tag die in der Nacht geschriebenen Kommentare durch, wo es meist so richtig zur Sache geht. In jeder Weise. Leider hab’ ich einen anderen Zeithorizont. Das aktuelleThema wird uns (leider) noch lange begleiten, da wäre eine kunterbunte Runde schon spannend…

  6. Obwohl ich im Ausland mehr Probleme schaffe als im Inland löse, ist ein weiterer Versuch zur internationalen  Kalmierung notwendig. Den Grund, dass KathiKai mir im Hinblick auf den UA einen weiteren Knaller empfohlen haben, weise ich als glatte Lüge zurück, Blanko-Klagen werden gerade vorbereitet. Doch exxpress zur Sache: Die nächste Reise führt mich nach Schangaii. Asiaexperten mögen Social media umgehend verlassen – unqualifizierte Bedenken sind nicht erwünscht, würden von Frau Oster(b)eierl auch in der Sekunde angeprangert werden. In Schangaii werde ich feischdofeisch klarstellen, dass der Lockdown sofort beendet werden muss. Falls dies nicht zur Kenntnis genommen wird, habe ich eine  Sanktion dabei, nein, nicht die Flex  aber in diese Richtung:  meine Kathi wird die Hotelbars NICHT aufsuchen. Das wird noch ein hartes, offenes und direktes Gespräch mit der Cobra…..

  7. Wieso haben ein Elendskyj oder dessen Propagandisten hier überhaupt etwas zu melden? Die ukrainischen Propagandisten versuchen uns immer mehr in deren Krieg zu verstricken, aber die Hofberichterstattermedien und die Polit-Darsteller sind einfach zu blöd um das zu merken.

    • ” Elendskyj” die Methodik der Propaganda im 3. Reich. Namen verhöhnen, falsch aussprechen , verändern.
      Sieht man hier im Forum leider bei vielen Usern.

      • Hmm.. Sie mögen recht haben – Aaaber – ich las nie Kritik wenn hier „Schmähhammer“ oder „Witzekanzler“ geschrieben wurde…

        Übrigens hatte ich einen größeren Schreck als letzthin im ORF ZiB der Moderator statt Russland plötzlich „Putinland“ sagte!!

          • Aber nicht in einen öffentlichen Fernsehsender – es heißt ja auch nicht „Biden-Land“ oder (Gott bewahre) „Nehammer-Land.“
            Selbst Nord-Korea nennt keiner „Kim Jong-un Land“..

          • Hört sich aber jetzt schon etwas “Moralin sauer” an was sie da schreiben. Davon abgesehen heißt es auch “Kims Nordkorea” oder “das Amerika von Donald Trump” im Bezug auf die Ausrichtung die Trump für Amerika vorgeschwebt hätte.

          • Sie sind also der Meinung das es korrekt ist in den österreichischen Abendnachrichten „Putinland“ zu sagen?
            Gut – dann lassen wir das so stehen.
            Ich wünsche Ihnen ein schönes Osterfest.

          • Ich hab auch nicht vor, mich da auf eine Diskussion mit ihnen einzulassen, das würde mit Sicherheit zu nichts führen. Und nein, ich habe nicht geschrieben, dass die Bezeichnung Putinland für die Abendnachrichten korrekt ist sondern, dass sich ihr post etwas “Moralin sauer” anhört und Putinland doch schon eine passende Bezeichnung für Russland ist.

          • Es kommt nicht von ungefähr, dass sich die auch im ORF genannten Länderbezeichnungen auf Diktatoren beziehen, die sich “ihr” Land einverleibt haben, Menschen und Medien wie Sklaven halten und beim geringsten Aufmucken zerbeißen und ausspucken.

          • Meine Rede, das bringt die Dinge wenigstens auf den Punkt. Wenn man dahinter natürlich schon wieder “Parteilichkeit” oder mangelnde Objektivität wittert, sieht man die Sache natürlich anders. Gelegentlich kann ich deshalb sogar Leute verstehen, die sich darüber beschweren, dass alles der sogenannten “political correctness” zum Opfer fällt (obwohl ich den Begriff nicht mag).

          • viele Länder von, quasi despotischen, Regenten haben einen Namensbezogenen Stempel bekommen, diese haben es auch in alle Arten von Nachrichten geschafft. Es ist eine subjektive Bemerkung, allerdings meist mit einem relevanten Hintergrund.

          • Danke, kurz und knapp auf den Punkt gebracht, was ich eigentlich gemeint habe. Eine subjektive Bemerkung mit relevantem Hintergrund ist für mich jedenfalls, weder eine inkorrekte Berichterstattung, noch orte ich dadurch mangelnde Objektivität. Es ist einfach ein Ausdrucksmittel und das sollte Sprache ja wohl noch sein dürfen, auch in Zeiten einer grassierenden Überempfindlichkeit.

          • Sim obrigado estou bem. mas há cada vez mais pessoas estranhas aqui e o tom está se tornando cada vez mais hostil. Parece-me que as pessoas esqueceram como se comunicar como iguais e com decência. Há apenas uma opinião, quem pensar o contrário será picado. Eu realmente não gosto de escrever mais – mas ainda leio tudo.
            Feliz Páscoa para você e seus entes queridos e um abraço virtual.

          • Muito obrigado!
            A tua resposta foi o auge do dia!
            Outro abraço p TI!
            Tudo de bom!

      • Es ist ein Unterschied, ob ich einen Politiker satirisch aufs Korn nehme (hab auch selbst den Ausdruck Ramschböck verwendet) oder jemanden so nenne, der und dessen Land sich im Elend befinden. Herabwürdigung, Demütigung… sind beliebte Stilmittel bei Auseinandersetzungen, beginnt bereits im Kindergarten. Manche verlassen ihn leider nie…

      • Lieber Samui. Ich stimme Ihnen zu, dass es kontraproduktiv ist, die Namen von anderen zu entwerten.

        Darf ich Sie bei dieser Gelegenheit auch darum bitten, diese Moral bei denjenigen anzuwenden, die Russlands Präsidenten als “Putler” bezeichnen.

        Russen werden im Internet zunehmend als “Orcs” bezeichnet, leider ist die Menschlichkeit das erste Opfer des Krieges (zusammen mit der Wahrheit).

        Falls Putler legitim ist, sind auch Bezeichnungen wie Benjamin Satanyahu, Volodymyr Elendsky, Herpferd (Kickl), Sebastian Kurac, Recep Erdowahn, Joe Xiden, usw. zu tolerieren, obwohl sie nicht der feinen Art entsprechen.

        Messt mit dem Maß, mit dem ihr bemessen werden wollt.

      • Dass euch diese dämlichen Nazi-Vergleiche nicht selbst schon zu blöd sind. Aber anscheinend fällt euch nichts neues ein.

      • Wer 1 und 1 zusammenzählen kann (linke Hetzer gehören nun mal nicht dazu) erkennt, dass Medien hier immer wieder ukrainischen Vertretern eine Plattform bieten, durch welche sie immer neue Forderung stellen können, wie zB die Forderung nach Waffen und noch mehr Sanktionen. Nur ein Mainstream-Programmierter erkennt sowas nicht.

        • Wenn jemand ein Land ausradieren will, weil es sich für demokratische Werte einsetzt, so wie wir, wenn durch seine “Manöver” abertausende Menschen Kriegsverbrechen entkommen möchten und zu uns flüchten… dann sind wir von vornherein verstrickt. Ihre persönliche Philosophie, dem Agressor Raum zu geben, dem sich verteidigenden Land nicht, hätten Sie in der Vght sehr gut ausleben können, hätte ein paar Kekse auf dem Ledermantel gebracht. Andere Option: im Dunstkreis von Kurz beim Aufbau von Diktaturen behilflich zu sein. Alles nichts geworden. So sad. Kann Ihren Frust jetzt einordnen.

          • Wo waren denn deine Solidaritätsbekundungen, als die USA anderen Ländern die “Demokratie” brachte? Wo waren die Sanktionen gegen die USA, mal abgesehen vom Friedensnobelpreis für Obama? Wo war der Aufschrei der Journaille? Da es wahrscheinlich auch keinen deinerseits gab, sollte dir doch spätestens jetzt bewusst werden, dass du vom polit-medialen Komplex programmiert wurdest.

          • Wäre ich damals in einem Forum gewesen, hätten Sie meine Aussagen mitbekommen. In der jetzigen Situation hilft uns Ihr Whataboutism nicht weiter.

          • Bei sämtlichen Themen bist du auf Linie mit dem Mainstream. Aber wenn die USA wieder mal jemandem “Frieden und Demokratie” bringen, dann wärst du natürlich absolut kritisch. Was sonst. ^^

          • Das ihre demokratischen Werte aus US Raketenbasen bestehen fällt ihnen nicht auf oder? Das Russland jahrelang davor gewarnt hat die Nato an seine Grenzen zu bringen ist auch kein Thema mehr? Wo war da der Dialog von dem diese Kriegshetzer reden. Die Russen haben geredet der Westen hat erweitert. Und jetzt weitermachen ihr seid ja die guten. Siehe Irak Afghanistan Syrien Lybien etc. Ihr seid zum kotzen.

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