Montag, April 29, 2024

Polnisches Abtreibungsgesetz wird zum Problem für Ukrainerinnen

Polen beherbergt derzeit die größte Anzahl an ukrainischen Flüchtlingen. Polen gilt auch als eines der Länder in Europa mit den strengsten Auflagen zur Abtreibung. Für viele ukrainische Frauen, die Opfer sexueller Gewalt wurden, stellt das ein großes Problem dar.

Wien, 21. April 2022 | Der Krieg in der Ukraine rückt die Debatte um das umstrittene Abtreibungsgesetz in Polen in ein neues Licht. Unter den über 2.5 Millionen Ukrainern, die nach Polen flüchten, befinden sich zahlreiche Frauen, die Opfer sexueller Gewalt durch russische Soldaten wurden. Unter der gegenwärtigen polnischen Rechtsausübung ist es unklar ob diese Frauen auch einen legalen und sichereren Zugang zu Abtreibungsmitteln bekommen können.

Drakonisches Gesetz erschwert Schwangerschaftsabbruch

Nach der aktuellen Rechtsprechung sind im konservativen Polen Abtreibungen nur unter drei Bedingungen erlaubt: Inzest, Lebensgefährdung der Mutter und Opfer sexueller Gewalt. Letzteres zählt zwar dazu, aber laut Berichten von NGOs wird das praktisch nicht so gehandhabt. Eine verfassungswidrige Gesetzesnovellierung, die 2021 in Kraft getreten ist und eine massive Protestwelle in Polen ausgelöst hatte, verbietet eine der ohnehin wenigen Ausnahmen: Abtreibungen ungeborener Kinder mit schweren Fehlbildungen. Zuletzt erregte der Fall einer Aktivistin, der drei Jahre Haft drohen, aufgrund von Beihilfe zum Schwangerschaftsabbruch durch Besorgung von Abtreibungspillen große Aufmerksamkeit. Eine Schwangere hätte sich an die Aktivistin gewandt, weil ihr Ehemann gewalttätig war. Hilfsorganisationen und Aktivisten befürchten, dass es sich dabei um eine Machtdemonstration handelt.

NGOs bieten Hilfedienste für Ukrainerinnen an

Nun haben ukrainische Flüchtlingsfrauen, die abgesehen von der traumatischen Erfahrung, dass ihre Häuser und Städte bombardiert wurden, sie ihre männlichen Familienmitglieder zurücklassen mussten und sexuell von russischen Soldaten missbraucht wurden, auch noch zu bangen ein Kind ihres Peinigers austragen zu müssen. In einer Aussendung spricht die Frauensprecherin der Grünen Meri Disoski davon, dass ukrainische Frauen die Flucht nach Polen aus eben diesem Grund fürchten würden: „Nun fürchten ungewollt schwangere Ukrainerinnen die Flucht nach Polen, weil ihnen dort höchstwahrscheinlich eine Abtreibung verwehrt wird.“

Zahlreiche Organisationen, die sich für ungewollt Schwangere in Polen einsetzen, haben begonnen ihre Hilfedienste auch auf Russisch und Ukrainisch anzubieten und versuchen an der Grenze nach diesen Frauen Ausschau zu halten, um ihnen die notwendige Hilfeleistung anbieten zu können. Dazu gehört die Organisation „Aborcyjny Dream Team“, die auf ihrer Seite Informationen zum Zugang von Abtreibungspillen und der richtigen Einnahme anbieten, sowie „Federa“, die vor Kurzem eine Hotline für ukrainische Frauen auf der Flucht erstellt hat, um ihnen ein Beratungsgespräch mit Gynäkologen zu ermöglichen. Die Organisation “Ciocia Wienia” bietet Eingriffe zum Schwangerschaftsabbruch in Wien an. Sie organisieren die Anreise, die Unterbringung und den Termin in einer Klinik für den Eingriff. Auf der Seite von „Abortions without borders“ sind alle Hilfsorganisationen aufgelistet.

Brutaler Umgang mit Zivilbevölkerung

Seit Beginn des Ukraine-Kriegs sind über 2.5 Millionen Flüchtlinge in das Nachbarland Polen geflohen. Zumeist handelt es sich dabei um Frauen und Kinder, da die Männer an der Front ihre Heimat verteidigen. Nach dem Rückzug der russischen Soldaten aus den Vororten Kiews ist bekannt geworden, wie die Zivilbevölkerung in Gefangenschaft zur Zielscheibe barbarischer Verbrechen russischer Soldaten wurde. Zahlreiche Berichte über Frauen, Jugendliche und selbst Kinder, die von russische Soldaten auf brutalste Art vergewaltigt wurden, erschütterten die ganze Welt. Angekommen in Polen haben die ukrainischen Flüchtlinge zwar Sicherheit, aber die Opfer sexuellen Missbrauchs haben keinen leichten bis gar keinen Zugang zu Abtreibungen, laut Berichten von NGOs vor Ort.

(nb)

Titelbild: APA Picturedesk

Nura Wagner
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30 Kommentare

  1. Ein Soldat begeht ein Kriegsverbrechen, weil es P angeordnet und / oder seine Frau es gewünscht hat. Polen nimmt vorzugsweise Flüchtlinge auf, die den polnischen Gesetzen der Hautfarbe entsprechen. Nehammer fährt zu P und bettelt angesichts dieser Ereignisse um Gaslieferung. Ich als BK hätte alle Hebel in Bewegung gesetzt, die betroffenen Frauen aus Polen rauszuholen. Nein, denn face to face mit diesem Elend sind ihm auch die Kinder in Moria schei&%egal!

    • also beim letzten mal wo sich eine österreichische partei für flüchtlinge eingesetzt hat haben wir diese partei dermaßen hart aus der bundesregierung gevögelt das die bis heute über einen brennenden anus jammert

  2. Jetzt sind wir wieder bei der Religion. Im speziellen der der katholischen Kirche.
    Das hatten und haben wir auch in Irland.
    Eigentlich unfassbar.

  3. Wo genau ist hier das Problem?

    Das polnische Gesetz:
    Nach der aktuellen Rechtsprechung sind im konservativen Polen Abtreibungen nur unter drei Bedingungen erlaubt: Inzest, Lebensgefährdung der Mutter und Opfer sexueller Gewalt.

    Die Behauptung:
    Eine Schwangere hätte sich an die Aktivistin gewandt, weil ihr Ehemann gewalttätig war.

    Wenn es sexuelle Gewalt war, kann sie selbst im konserativen Polen abtreiben. Geschlechtsverkehr ist kein “Fun” wie uns auf Tinder erzählt wird und wenn es Vergewaltigung war, dann darf selbst in konservativen Gesellschaften abgetrieben werden.

    Dass Frauen nicht immer die unschuldigen, ehrlichen Opfer sind sondern vor allem in Ehen Täterinnen sollte spätestens nach dem Fall von Johnny Depp und Amber Heard jeder und jedem klar sein.

    Ein Gericht soll das beurteilen und fertig. Die Polizei und Behörden glauben in solchen Fällen fast immer der Frau, vor allem bei häuslicher Gewalt gilt für einen Mann die Schuldvermutung.

    Misandry is real.

  4. Vielleicht sollte man ja beim nächsten bewaffneten Konflikt die “Pille danach” gleich vorsorglich an die weibliche Bevölkerung im gebärfähigen Alter austeilen, damit sich die Frauen nach einer Vergewaltigung nicht auch noch mit einer ungewollten Schwangerschaft herumschlagen müssen. Das wäre zumindest ehrlich, statt diese Verbrechen zu negieren und unter den Teppich zu kehren, wie es manche gerne tun würden. Aber es geht ja nur um die Frauen und zur Not kann man ja noch abstreiten, dass in einem Krieg Vergewaltigungen an der Tagesordnung sind und den Erzählungen der Frauen einfach nicht glauben.

    • Frauen auch an die Front wie in Kurdistan. Gleichberechtigung statt Misandrie.
      Kurdische FeministInnen sind die EINZIGEN, die ehrlich sind in ihrer Sache. Die westlichen sind Misandristinnen, die denken eine Vagina sei ein magisches Portal zum Universum und die Simps ermöglichen dieses nazisstische Verhalten.

      Biji Kurdistan!

      Übrigens, diese Frauen werden gerade vom NATO Land Türkei bombadiert, aber das interessiert niemanden. Nur die Ukraine ist wichtig.

      • In der israelischen Armee dienen Frauen seit Jahrzehnten. Wie auch in den USA Die wollen Sie natürlich nicht erwähnen.
        Alles klar.

          • Unser SebastianNetanyahu ist sehr einseitig unterwegs. Wenn man ihm Antisemitismus vorwirft wird er grantig.
            Dann versteckt er sich hinter belanglosen Links .
            Ein seltsamer Vogel.

          • liegt wahrscheinlich an der Begrifflichkeit, die ist oft nicht gut verstanden.
            Ein Cousin von mir ist letztes Jahr aus Israel ausgewandert, der meinte, Israel ist voll mit Antisemiten…..

          • Ja…in manchen Bevölkerungsgruppen. Komischerweise stark in denen die vom Staat leben. Ich lehne mich da ein bissi hinaus, aber irgendwann wird Israel einen anderen Zugang zu den Ultraorthodoxen finden müssen.
            Da werden viele Schekel zur Unterstützung bezahlt…ohne Dank und Einsicht.

          • ….. dafür “Missionieren” die nicht, führen sich “Gottgleich” auf und pöbeln jeden an der nicht so auftritt wie die es gerne hätten….
            Gab da mal eine Doku drüber, hab leider vergessen wo… Terra X vielleicht….

          • Gibt auf Netflix eine Serie…gut gemacht.
            ” Stiessel” oder so ähnlich. Zeigt viel auf.. .

          • Der ist kein seltsamer Vogel,der ist einfach nur gewaltig,aber ganz gewaltig,wo dagegen gelaufen.

          • Wenn das Ihre Meinung ist, steht Ihnen diese zu. Ich finde Ihre Wortwahl in Ordnung. Keine Beleidigungen und Ausdrücke unter der Gürtellinie.

            Schönen Abend. 🙂

          • Hab mich aber echt bemüht :).

            Wissen Sie,sie sind für mich wie eine Schachtel Pralinen,keine Angst,nicht zum Vernaschen 🙂 nein,aber in vielen Dingen denke ich,also das passt doch,so denke ich ja auch,aber dann kommt was daher wo ich mir denke,das kann es jetzt doch wohl nicht sein und dann seh ich leicht bis mittelschwer rot.

            Lieber ist es mir aber,wenn ich sagen kann,diese Praline schmeckt,also wäre schön,wenn es mehr Dinge gäbe wo ich dann nicht rot sehe,bei Ihrem Artikel.

            Und was ich Ihnen sehr hoch anrechne,daß Sie auch sagen können,da hab ich mich geirrt,das sollten wir alle,viel öfters mal ehrlich sagen.

            In dem Sinne,bis zum Nächsten entweder ein Daumen hoch für einen Beitrag von Ihnen,oder ich muß mich wieder sehr bemühen,oder nur mit einem aha begnügen.

            Detto,wünsche auch einen schönen Abend !

          • Manchmal bin ich in der Tat zu einseitig unterwegs, werter Samui. In solchen Fällen bin ich dankbar für Berichtigung und nehme es nicht persönlich.

            Von Ihnen habe ich bereits viel gelernt in diesem Forum, vor allem menschlich. Und das sage ich obwohl unsere Meinung in vielen Punkten stark abweicht, oder vielleicht gerade deswegen.

            Antisemitismus ist der einzige Punkt, den ich mir nicht vorwerfen lasse. Ich habe jüdische Freunde, beschäftige mich mit dem Glauben und der israelischen Politik. Genau so wie ich die ÖVP vehement und ganzheitlich ablehne erachte ich die Likud als kriminelle Organisation und die ganzen nationalistischen FahnenwachlerInnen, die durch Jerusalem marschieren und “Tod den Arabern” durch die Gassen schreien finde ich intellektuell auf dem selben tiefen Niveau wie die Hamas.

            Wäre ich in Israel stimmberechtigt würde ich Meretz wählen. Denn mit Dingen wie Sozialdemokratie und Labour Zionism kann ich mich anfreunden. Aber das schießt mal wieder über das eigentliche Thema der Gleichberechtigung hinaus.

            Auf jeden Fall haben Sie absolut Recht, Israel ist in der Tat vorbildlich im Thema Frauen und Militär. Ich bitte um Entschuldigung.

          • Sie brauchen sich nicht entschuldigen.
            Wir haben, Gottseidank, Meinungsfreiheit.

          • Das stimmt nicht. In welchen westlichen Ländern gibt es eine allgemeine Wehrpflicht für Frauen?

            In Israel ist das so, wie Samui korrekterweise angemerkt hat. Somit nehme ich das Wort “einzige” zurück und bitte um Vergebung für die Wortwahl.

            Norwegen hat so weit mir bekannt auch eine Militärverpflichtung für Frauen eingeführt, weil man eben echte Gleichberechtigung möchte.

            So weit mir bekannt wehren sich Pseudofeministinnen in anderen Ländern massiv dagegen, weil Gleichberechtigung nur dann erwünscht ist, wenn sie zum eigenen Vorteil ist. Also Rosinenpickerei.

            Zum Beispiel hier: https://www.womenalliance.org/no-to-female-conscription/

          • Gleichberechtigung = gleiche Rechte UND gleiche Pflichten.

            Entweder Abschaffung der Wehrpflicht für Männer und Frauen oder Wehrpflicht für beide.

            Kann ich verstehen, dass Gleichberechtigung Sie zum Kotzen bringt wenn Ihr Gehirn misandristisch manipuliert ist.

            Selbst Prostituierte sind ehrlichere Frauen als Misandristinnen. Die sagen direkt, was sie wollen und geben. Wenn eine Frau sagt sie will Karriere machen ist das auch in Ordnung.

            Was nicht ok ist, ist Männer anlügen, um den Finger wickeln, verführen, Scheinehe eingehen und dann bei der Polizei lügen während die Zeitungen von toxischer Männlichkeit sprechen.

            Mir ist bewusst, dass Ihnen meine Wörter nicht passen, das ist ok. Bleiben Sie in der Ilusion, dass alle Frauen Engel sind und Männer an allem Schuld.

        • Da haben Sie Recht, was das betrifft ist Israel sehr vorbildlich. Gerne nehme ich Ihre Anmerkung an. Ich bin immer dankbar für Korrektur und Berichtigung. 🙂

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