Sonntag, Dezember 8, 2024

Sobotka trauert Kurz nach: »Zu höflich, zu freundlich, zu entspannt und zu unprätentiös«

»Zu höflich, zu freundlich, zu entspannt und zu unprätentiös«

„Zu jung, zu schön, zu intelligent“ war einmal. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka outete sich am Freitag als weiterhin Türkiser. Sebastian Kurz lobte er in Karl-Heinz Grasser-Manier.

Wien, 22. April 2022 | Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) trauert seinem ehemaligen Parteichef noch hinterher. Am Freitag präsentierte er das “Österreichische Jahrbuch für Politik 2021” der Politischen Akademie der ÖVP. Sobotka ist vom Stil des zurückgetretenen Bundeskanzlers und ÖVP-Obmanns Sebastian Kurz nach wie vor felsenfest überzeugt. “Ich gebe euch ein Versprechen: die Veränderung, die hier vor zwei Jahren begonnen hat, die wird mit dem heutigen Tag nicht enden”, outet er sich als weiterhin Türkiser.

Überhaupt nimmt Kurz’ Wirken einen großen Teil des 656 Seiten dicken Werks ein. Laut Herausgeber, Ex-Nationalratspräsident Andreas Khol, ist es ein “Hilfsmittel für jene, die politisch gestalten, darüber berichten und sich dafür interessieren”. Als “Verteidiger des gedruckten Wortes” zeigte er sich stolz darauf, die Textsammlung haptisch präsentieren zu können.

Wie bei Grasser

Für die Einführung in die diesjährige ÖVP-Polit-Bibel ist unter anderem Sobotka zuständig. “Veränderung schafft Hoffnung. Die Ära Kurz”, lautet sein Leitartikel, in dem er erklärt, warum es für die ÖVP eigentlich keinen Weg zurück in schwarze Zeiten geben kann. Und er würdigt seinen ehemaligen Parteichef in Karl-Heinz Grasser-Manier: “Kampfgeist beweist Sebastian Kurz seit jeher. Nur, man merkt und sieht es ihm kaum an. Zu höflich, zu freundlich, zu entspannt und zu unprätentiös ist sein Auftreten und die Art seiner Begegnung.” Grasser las einst in einer Diskussionsrunde einen Brief vor, in dem er als „zu jung, zu schön, zu intelligent“ für die Österreichische Poltik bezeichnet wurde.

Auch bei der Buchpräsentation in der Wiener Urania ergriff Sobotka am Podium das Wort für Kurz. “Er ist so, wie er ist, auch im Off”, erinnerte er sich an seinen ehemaligen Parteichef ausnahmslos positiv. “Er ist keine Kunstfigur.” In seiner Haltung habe Kurz die Politik klar verändert. Vor allem dessen Position zum Antisemitismus strich der Nationalratspräsident hervor.

Kurz will Nehammer keine Ratschläge geben

Auch Kurz selbst interviewte Sobotka für das Jahrbuch. Wenig überraschend verteidigte er in dem Gespräch seine Politik. Seinem Nachfolger Karl Nehammer will er keine Ratschläge geben, denn: “Ich bin ein Staatsbürger mit einer klaren Wertehaltung, mit einem klaren inhaltlichen Koordinatensystem, das hat sich nicht verändert und daher weiß ich, wo ich ideologisch beheimatet bin. Aber ich empfinde keine Notwendigkeit irgendwelche Tipps zu äußern oder irgendwem Ratschläge oder Wünsche zu geben.”

(apa/bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Benedikt Faast

    Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.

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